© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/08 06. Juni 2008

Meldungen

 Heuschreckenalarm: Disneyland an der Schlei

KIEL. Manche Kunstkritiker sehen in seinen Blumen- und See-Stücken nur "Nolde-Abklatsch". Das hindert Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) nicht, den 70. Geburtstag Klaus Fußmanns als Staatsakt zu zelebrieren. Bei der Ende April von ihm eröffneten Fußmann-Hommage auf Schloß Gottorf rühmte Carstensen das Schaffen des Malers als "künstlerische Mahnung, verantwortungsvoll mit dem umzugehen, was uns anvertraut ist", mit der Natur Schleswig-Holsteins, "eine der schönsten Landschaften der ganzen Welt" (Fußmann). Für Carstensens kommunalpolitisch agierende Parteifreunde, großkoalitionär unterstützt von der SPD, ist so etwas nur Feiertagslyrik. Planen sie doch in unmittelbarer Nähe von Fußmanns Atelier den größten Freizeitpark Deutschlands. Für 1.000 Ferienhäuser, drei Hotelanlagen und eine Marina mit 2.500 Liegeplätzen will "ein texanischer Investor" 500 Millionen Euro ausschütten. Tatort ist der 2005 aufgegebene Marinestützpunkt Olpenitz an Ostsee und Schleimündung. Computer-Animationen des Mammutprojekts "Port Olpenitz" lassen selbst Disneyland als ästhetische Sünde zweiten Ranges erscheinen. Naturschutzverbände geben daher "Heuschreckenalarm". Mit der Schleimündung werde ein einzigartiger, kleinteilig-vielfältiger Kultur- und Naturraum Profitinteressen geopfert, was in eklantantem Widerspruch zu europäischem Habitat- und Artenschutzrecht stehe. Die seltenen Tiere an der Schlei müßten doch wohl einen höheren Schutzstatus genießen als "die gemeine texanische Heuschrecke" (Naturschutz heute, 2/08).

 

Nanofasertuch gegen Ölverschmutzungen

CAMBRIDGE. Ölverseuchte Gewässer könnten künftig mit Hilfe einer papierähnlichen Membran gereinigt werden. Francesco Stellacci vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelte dazu Matten aus Nanofasern, die gleichzeitig Öl anziehen und Wasser abstoßen (Nature Nanotechnology, 06/2008). Diese Membranen können das bis zu Zwanzigfache ihres Eigengewichts an Öl aufnehmen. Beim Kontakt mit Wasser bleibt das Material wegen seiner Beschichtung aus Manganoxid mit Silikon dagegen trocken. Weil die Membran neben Öl auch andere organische Substanzen aufnimmt, hoffen die Forscher, Wasser damit effektiver filtern zu können. Das so entstandene Material ist zudem sehr hitzebeständig, was für Stellacci einen weiteren Vorteil darstellt: Durch einfaches Erhitzen auf etwa 130 Grad Celsius läßt sich das Öl aus den Matten extrahieren, und sowohl das "schwarze Gold" als auch die Matte können wiederverwendet werden. Vor einer größeren Anwendung des Materials in der Praxis müsse jedoch zuvor die Giftigkeit der Manganoxidbeschichtung geprüft werden.

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