© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/08 13. Juni 2008

Aufgeschnappt
Dressur mit Nagellack
Matthias Bäkermann

Die Aufregung im Wiener Parlament war groß: Trotzig wiederholte der Abgeordnete Karlheinz Klement (FPÖ) in der Debatte zum Gleichbehandlungsgesetz die Worte "Umerziehungsprojekte" und "Gender-Wahnsinn", was ihm regelmäßig einen Ordnungsruf der Dritten Nationalratspräsidentin Eva Glawischnig (Die Grünen) und allseits Empörung beschied.

Als besonders krasses Beispiel der von Klement gescholtenen "Geschlechtsprohibition" stieß dem freiheitlichen Politiker die in der Donaumetropole von der derzeitigen Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SPÖ) eingeführte "geschlechtersensible Kleinkindpädagogik" auf. Dieses streng am Gender Mainstreaming orientierte Konzept soll "Mädchen und Buben möglichst vielfältige und neue Wege öffnen", wie es auf der Internetpräsenz der Stadt Wien vollmundig heißt. Die konkrete Umsetzung dieser Pädagogik demonstriert der geförderte Pilotkindergarten "Fun & Care GmbH", wo Kindern "zum gängigen Rollenstereotyp alternierende Möglichkeiten" geboten werden. Neben "geschlechtergerechtem Sprachgebrauch" wird frau dort ermutigt, "sich Platz zu schaffen", was den lieben Kleinen mit "Quotenregelung und Mädchenvormittagen" schmackhaft gemacht wird. Zudem spielen Mädchen Fußball, werken und sollen "schreien und auf sich aufmerksam machen können". Jungs lernen statt dessen "Konflikte begleiten" und das "Hinhauen anbieten". Obwohl "Fun & Care" stets betont, man wolle "Buben nicht verweiblichen", müssen diese zwecks "positiver Besetzung von Schlüpfen in weibliche Rollen" nun mit Puppen spielen, in "Prinzessinnenkleider schlüpfen und sich die Nägel lackieren".

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