© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/08 20. Juni 2008

Wurmfortsatz
Publizistik: Der Evangelische Arbeitskreis der CDU/CSU widmet sich dem Kampf gegen Rechts
Doris Neujahr

Die Zukunft unseres freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates müsse in jeder Generation neu aktiv errungen werden. Das meint der Bundestagsabgeordnete Thomas Rachel (46) im Editorial der Evangelischen Verantwortung, Magazin des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU, und lächelt rund, rosig, selbstzufrieden vom Autorenfoto. Der mit 32 Jahren erstmals ins Parlament gewählte Thomas Rachel hat vermutlich noch nie etwas aktiv errungen und auch nicht mit existentiellem Einsatz um etwas kämpfen müssen. Aber er hat Karriere gemacht und zu diesem Zweck sein Mäntelchen, das hier kokett über der rechten Schulter liegt, in jeden sich drehenden Wind gehängt. Im aktuellen Magazin bläst er - als Windverstärker - gegen den "Rechtsextremismus", denn dieser richte sich auch gegen "bestimmte religiöse Gruppen". Arbeitet Rachel schon daran, das CDU-Programm dem religiösen Sittengesetz der künftigen Mehrheitsbevölkerung anzupassen?

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer bekennt, daß er sich "zu diesem Thema erst habe verführen lassen müssen". Der lebenserfahrene Medizinprofessor weiß, daß die Realitäten sich nicht auf das simple Anti-Rechts-Schema reduzieren lassen - um sich dann doch in die Parteidisziplin einzureihen. Bedenkenloser geht es bei Renate Holznagel (58) zu, Vizepräsidentin des Landtags in Mecklenburg-Vorpommern. Sie ordnet die Forderung, die deutsche Sozialpolitik müsse die eigenen Staatsbürger bevorzugen, dem "extremistischen Gedankengut" zu. Und Alexander Krauß (32), ein junger Hoffnungsträger aus Sachsen, der es auf kurzem Wege über das Politologiestudium in den Landtag geschafft hat, schwärmt von der "universellen Gültigkeit der Menschenrechte", von der nur Extremisten sich distanzieren würden.

So tönt es, wenn CDUler sich als Wurmfortsatz einer Vereinigten Linken winden.

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