© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/08 11. Juli 2008

Aufgeschnappt
Ausgemusterte Kokarde
Matthias Bäkermann

Nanu! Hafenrundfahrt? Hier, am Bahnhof?" Weniger das blaßblaue Uniformhemd, sondern die steife dunkelblaue Schirmmütze irritiert den Betrachter und weckt Erinnerungen an einen Barkassenkapitän. Erst nach einer Weile stößt auf, daß nur die bei deutschen Uniformen - sei es Polizei, Zoll oder Bundeswehr - übliche traditionelle Kokarde in Schwarzrotgold als Hoheitsbekenntnis fehlt - erstmals seit Jahrzehnten.

"Zumindest der Polizeistern, der auch auf der Mütze prangt, enthält schließlich noch die Bundesfarben", findet Alexander Geyer vom Bundespolizeipräsidium in Potsdam. Wer genau dafür verantwortlich sei, daß die Kokarde fehlt, könne er nicht sagen, vermutlich Otto Schily. Der hatte 2005 die neuen Uniformen für die Bundespolizei eingeführt. Das schmucke dunkelblaue Erscheinungsbild löste damals den grünen Dienstanzug des früheren Bundesgrenzschutzes ab. Die Bundespolizei wolle "ihre Zugehörigkeit zum immer enger werdenden Verbund der europäischen Polizeien auch optisch zum Ausdruck bringen". Doch anders als in den Ländern, die peu à peu ebenfalls auf Blau oder Schwarz umstellen (just hat Sachsen die Umstellung ab 2009 entschieden), wurde im Hause Schily auch gleich die Kokarde entsorgt. Nachdem Wolfgang Schäuble als Innenminister nachfolgte, wurde daran nichts geändert. "Ob das so bleibt, steht noch nicht hundertprozentig fest", wendet Geyer ein, "es gibt interne Diskussionen, die Kokarde wieder einzuführen." Bis 2013 hat man damit allerdings noch Zeit, um die Kleinschiffer-Optik von Bundespolizisten wieder auf deutsche Exekutive zu trimmen.

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