© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/08 18. Juli 2008

Kolumne
Wind des Zeitgeistes bläst gegen die Ehe
Gabriele Kuby

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) traue ich so ziemlich alles zu, vor allem schlaue und weitsichtige Strategien, um die Weichen in Richtung des familienfeindlichen, Multikulti-Überwachungsstaates zu stellen. Wir verdanken ihr das, im Vergleich mit den EU-Vorgaben, verschärfte Antidiskriminierungsgesetz, das Kuckuckseigesetz, welches Vätern verbietet, ohne Zustimmung der Mutter einen Vaterschaftstest vornehmen zu lassen, und eine Gesetzesvorlage für die Vorratsdatenspeicherung, wofür ihr der "Big Brother Award" verliehen wurde. Für Versprechen an Grüne und FDP, noch weitere Privilegien für die "Homo-Ehe" durchzusetzen, wurde sie allerdings von der CDU zurückgepfiffen.

Nun wurde, unbemerkt von der Öffentlichkeit, am Personenstandsrecht gedreht: Ab Januar 2009 muß man nicht mehr zum Standesamt, kirchliche Eheschließung genügt, um als verheiratet zu gelten, wenn auch ohne steuerliche Vorteile. Dabei gilt selbstverständlich jede religiöse Gemeinschaft als "Kirche". Möchte die Regierung die Kirchen stärken und ihnen Rechte zurückgeben, die ihnen Bismarck genommen hat, nämlich die Legalisierung der Ehe allein durch die Kirche? Oder soll die Institution Ehe weiter geschwächt werden?

Der Wind des Zeitgeistes bläst in Richtung Auflösung von Ehe und Familie. Im November 2007 forderte die Grüne Jugend "einen entscheidenden Kurswechsel" hin zur "freien und toleranten Familie" und teilte mit: "Wir verstehen darunter sowohl das klassische Vater-Mutter-Kind-Bild, als auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften mit oder ohne Kind, polygame Lebensgemeinschaften, Patchworkfamilien, Alleinerziehende, aber auch Wohngemeinschaften." Wie kriegt man das hin in einer Kultur, in der noch immer Reste der jüdisch-christlichen Sexualmoral die vollständige Preisgabe aller sexuellen Normen behindern? Zum Beispiel so: Wir geben den Muslimen die Möglichkeit, die von ihnen praktizierte Vielweiberei zu legalisieren, zunächst ohne Steuervorteile. Wenn es dann eine Minorität gibt, die so lebt, dann wird sie der Ehe mit allen Rechten gleichgestellt, weil wir ja nicht diskriminieren dürfen, nämlich unterscheiden, was dem Allgemeinwohl dient und was es zerstört.

Die Bundestagsabgeordneten sollten sich schon einmal mit den Begriffen Polyandrie und Polygynandrie und Polyamory vertraut machen, damit sie Gesetzesänderungen, die dies alles ermöglichen nicht wieder verschlafen.

 

Gabriele Kuby ist Soziologin, Publizistin und Mutter von drei Kindern. Sie lebt in Rimsting (Oberbayern).

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