© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/08 18. Juli 2008

Aufgeschnappt
Hunde mit Sensibilität
Matthias Bäkermann

Die Reaktionen auf die Meldung in der Sunday Times vom 6. Juli ließen nicht auf sich warten: Caroline Kisko von der Tierschutzgruppe "Kennel Club" bemängelte sofort, daß es bei den Hunden Streß auslöse, wenn sie bei ihren Einsätzen Kleidung trügen. Auch John Midgley, Mitbegründer einer britischen "Kampagne gegen Political Correctness", stört, daß der geplante Leitfaden eine "zu große Rücksichtnahme gegenüber potentiellen Kriminellen" im Verhältnis zum Sicherheitsbedürfnis der Öffentlichkeit offenbare.

Dabei veröffentlichte das Londoner Blatt nur Details aus dem ab 2009 geltenden Maßnahmenkatalog der "Association of Chief Police Officers" (Acpo). Darunter fällt eben die geplante Anweisung, nach der Hunde in Wohnungen auf der Suche nach Drogen oder Sprengstoff eigens angefertigte Schuhe mit Gummisohlen tragen sollen, falls der muslimische Bewohner das wünschen sollte. "Wir wollen sicherstellen, daß unsere Einsatzkräfe für religiöse und kulturelle Besonderheiten sensibilisiert sind, beispielsweise wenn Menschen Anstoß daran nehmen könnten, daß sich Hunde in ihrem Wohnraum bewegen", wird ein Sprecher der polizeilichen Führungskräfte in der Times zitiert. Die Sorge der britischen Beamten gilt den Gefühlen der Moslems. Ausgerechnet Ibrahim Mogra, ein hoher islamischer Geistlicher, wiegelt diese religiöse Fürsorge jedoch ab: "Nur der Speichel, nicht der Hund als solcher gilt nach islamischem Recht als unrein", befindet der Imam, "das Problem ist mehr kulturell als religiös". Seine Glaubensbrüder ruft er daher zur Toleranz auf: "Da die Briten Hunde lieben, sollten wir Muslime etwas unsere Ansichten ändern."

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