© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/08 25. Juli / 01. August 2008

Obamas verwirrende Irak-Kompetenz
Nicht überschätzen
von Günther Deschner

Die Außenpolitik gehört nicht zu den Stärken Barack Obamas. Weil er sich aber im Wahlkampf befindet, erwarten viele von ihm Lösungsansätze - so für die verfahrene US-Nahostpolitik. Einige Kostproben seiner Irak-Kompetenz hat er schon gegeben: 2003 lehnte der Abgeordnete Obama den Irak-Krieg ab. Doch 2004 sagte er: "Zwischen meiner Position zum Irak und der von George Bush gibt es derzeit keinen Unterschied." 2007 versprach Senator Obama, der von ihm geforderte Rückzug würde bis März 2008 den letzten US-Soldaten aus dem Irak nach Hause bringen. Im Frühjahr 2008 die neue Variante: "Mein Zeitplan sieht vor, daß alle US-Truppen innerhalb von 16 Monaten wieder daheim sind." Anfang Juli 2008 dann unverbindlich, der Rückzug könne "gemäß den Entwicklungen vor Ort und entsprechend den Empfehlungen der Militärkommandeure im Irak" erfolgen. Was Obama kurz vor der Präsidentschaftswahl sagen wird, kann man sich ausmalen. Überschätzen sollte man die Absichtserklärungen von US-Politikern ohnehin nicht, denn seit Jahrzehnten zeigt sich, daß die US-Außenpolitik dem immer gleichen Grundsatz folgt, wonach keine Macht geduldet wird, die die Weltmachtaspirationen beschneiden oder auch nur regional stören könnte. Auch Obama wird diese Weisheit vermitteln, egal was er gesagt hat oder sagen wird.

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