© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/08 25. Juli / 01. August 2008

UMWELT
Heimatverbunden reisen
Volker Kempf

Sommerzeit ist Urlaubszeit. Doch wohin soll die Reise gehen? Das ist auch für den Umweltverband WWF eine interessante Frage, wenn er warnt: Eine Familienreise nach Mexiko ist unter Klimagesichtspunkten fast genauso schädlich wie 30 Familienreisen mit dem Auto auf die Ostseeinsel Rügen. Wer dem ganzen Klimadiskurs mißtraut, denke einfach daran, daß ein höherer CO2-Ausstoß auch für einen höheren Verbrauch fossiler Energieträger steht, was die Optionen kommender Generationen schmälert. Den besten Klima-"Fußabdruck" weist laut WWF eine fünftägige Kulturreise für zwei Personen mit dem Bus nach Norditalien auf - mit 216 Kilogramm CO2, im Gegensatz zu 7.218 Kilogramm CO2 für die Mittelamerika-Reise. Der WWF weist hierbei darauf hin, daß das Reiseverhalten der Deutschen längst nicht vorbildlich und keinesfalls globalisierbar ist.

Das ist natürlich ein Problem. Was soll werden, wenn Milliardenvölker wie China und Indien auch anfangen, sich massenhaft mit Flügen rund um den Globus zu vergnügen? Einen Denkanstoß gibt der WWF allemal. Ist es nicht vielleicht auch einmal nett, mit dem gut besetzten PKW zu einem nicht allzu fernen heimatlichen See zu fahren? Oder warum nicht gleich mit dem Fahrrad eine Regio-Tour unternehmen? Das hat der WWF in seiner Reisemitteilung gar nicht in Betracht gezogen. Dabei hat das Fahrrad nicht nur von seiner Umweltbilanz her eine Zukunft, sondern auch angesichts der weiter steigenden Kraftstoffpreise. Die heimatliche Landschaft auf dem Fahrrad zu erleben, hat durchaus seinen Reiz. Erstaunlich, wie viele Fahrradfahrer sogar vor dem Auf und Ab des Schwarzwaldes nicht zurückschrecken. Das sind die wahren Helden heutzutage, nicht nur der Umwelt wegen.

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