© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/08 08. August 2008

Frisch gepresst

Hürtgenwald. Südöstlich von Aachen, im "Hürtgenwald", tobte von September 1944 bis Februar 1945 eine Schlacht, die US-Militärs nicht ganz zutreffend als die für ihre Armee "verlustreichste" des Zweiten Weltkriegs einschätzten. 55.000 Tote, Verwundete und Gefangene gegenüber nur 13.000 Ausfällen bei den ausgelaugten Einheiten der Wehrmacht. Das ist gewiß kein Pappenstiel, aber auf Okinawa und Iwo Jima ging es wohl einen Zacken schärfer zu. Was natürlich nicht dagegen spricht, ein heute noch von den Narben des verbissenen Kampfes gezeichnetes Areal militärhistorisch unter die Lupe zu nehmen. Rainer Monnartz, Ingenieur bei der Bundeswehrverwaltung, im linksrheinischen Stolberg fast auf dem historischen Schlachtfeld wohnend, hat sich mit unübertrefflich heimatkundlichem Eifer auf die Spurensuche begeben und verfallene Bunker, Gedenkkreuze und "optimale Besichtigungspunkte" ausfindig gemacht, so daß sein "Militärgeschichtlicher Tourenplaner" (Hürtgenwald 1944/45. Helios Verlag, Aachen 2008, broschiert, 179 Seiten, Abbildungen, 15,50 Euro) für Nachahmer keine Wünsche offenläßt.

 

Nachkriegszeit I. Neues präsentieren die Herren Nachwuchshistoriker Sven Reichardt (Jahrgang 1967) und Malte Zierenberg (1975) nicht, wenn sie als Begleitbuch zu einer ARD-Dokumentation "Eine Geschichte Deutschlands 1945 bis 1949" (Damals nach dem Krieg. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2008, gebunden, 286 Seiten, Abbildungen, 19,95 Euro) offerieren. Gefällig, impressionistisch, zitatenreich gemeinplätzeln sich die beiden vom "8. Mai" bis zur Währungsreform. Gern hätte man gewußt, wann die Bundesrepublik nun souverän wurde. Denn die Verfasser können sich nicht entscheiden und lassen dem Leser die Wahl: am 5. Mai 1955 oder 1990 mit "Zwei plus vier". Die Vertreibung ist für sie Guido-Knopp-konform wesentlich "Reaktion" auf das, was "die Nationalsozialisten" begonnen hätten. Immerhin kommt auch der Aachener Karlspreisträger Winston Churchill zu Wort, der die ethnische Säuberung zugunsten Polens ("reinen Tisch machen") als "befriedigendste Methode" pries.

 

Nachkriegszeit II. Auch wenn Zeitzeugen oft als "Todfeinde des Historikers" bezeichnet werden, geben die im Band 22 der Zeitgutreihe präsentierten 39 "ganz normalen Menschen" in der Summe ein sowohl aufschlußreiches wie auch authentisches Bild der Aufbruchsjahre der Bundesrepublik. Dabei wird nicht nur die Zeit der Lebensmittelkarten bis ins Wirtschaftswunder lebendig. Gesellschaftshistorisch wertvoller sind vielleicht noch die unzähligen Details aus der damaligen "Lebenswirklichkeit" (Jürgen Kleindienst, Hrsg.: Morgen wird alles besser. Deutschland 1947-1952. Zeitgut Verlag, Berlin 2008, gebunden, 339 Seiten, 12,90 Euro).

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