© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/08 08. August 2008

Meldungen

Solitär der Demokratie und humanitäre Defizite

FRANKFURT/M. Etwas verspätet würdigen die Frankfurter Hefte/Neue Gesellschaft (7-8/08) den 60. Geburtstag des jüdischen Staates mit einem Schwerpunkt "Sorge um Israel - Frieden in Nahost". Wie zu befürchten, wird es bei diesem Thema schnell "voll peinlich" (Malia Obama). Den Tiefpunkt setzt Gert Weisskirchen, außenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Vom Credo "Wir brauchen Zuwanderung" kriegt er wider Erwarten doch die Kurve Richtung Nahost und tremoliert: "Israel ist ein Solitär der Demokratie, militärisch stark, wirtschaftlich erfolgreich, wissenschaftlich exzellent und kulturell hinreißend." Die Palästinenser sehen das naturgemäß etwas anders. Dem PLO-Außenpolitiker Abdallah Al-Frangi fällt es darum leicht, gegen Weisskirchens Geharfe die "humanitäre Katastrophe" im Gazastreifen zu setzen, die aus Israels "regionaler Großmachtpolitik" resultiere. Ob die "noch zu entfaltende moderne politische Theologie des Judentums", über die der Pädagoge Micha Brumlik nichts verrät, weil er sie vielleicht noch ertüftelt, den Zionismus auf den Weg ins von ihm gelobte Land der "postnationalen Welt" führt, bevor das "Pulverfaß" explodiert?        

 

Indonesien: Das Modell des moderaten Islam

BASEL. Indonesien ist der größte muslimische Staat der Erde. Abgesehen von einigen Christen-Pogromen auf Ambon und Sulawesi sowie dem von Fundamentalisten verübten Terroranschlag auf Bali hat der Islam im einstigen Niederländisch-Indien bislang jedoch noch kein militantes Gesicht gezeigt. Daß dies so bleiben werde, davon zeigen sich indonesische Sozialwissenschaftler überzeugt (Interkulturelle Theologie. Zeitschrift für Missionswissenschaft, 2/08). Der indonesische Islam, so versichern der am Staatlichen Islamischen Institut in Jakarta tätige Historiker Azyurmadi Azra und sein an der Islamischen Universität von Yogjakarta lehrender Kollege Muhammad Machasin, sei "im wesentlichen" ein "toleranter, moderater und 'mittlerer Weg'". "Alle" muslimischen Organisationen des Inselreiches würden "Modernität und Demokratie" unterstützen und sich klar gegen die Errichtung eines Islam-Staates und die "Inkraftsetzung der Scharia im gegenwärtigen indonesischen Nationalstaat" aussprechen. Daher spielten sie eine entscheidende Rolle bei der Entfaltung einer civil society, in der die Menschenrechte, also auch die Gleichberechtigung der Geschlechter, geachtet werde.

 

Erste Sätze

Gewiß hast du, günstiger Leser, schon recht viel von der alten merkwürdigen Handelsstadt Danzig gehört.

E.T.A. Hoffmann: Der Artushof. Berlin 1819

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