© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/08 15. August 2008

Meldungen

Kritik an falschem DDR-Verständnis

BERLIN. Der stellvertretende Direktor der Gedenkstätte für die Stasi-Opfer in Berlin-Höhenschönhausen, Siegfried Reiprich, beobachtet zunehmende Sympathien vieler Westdeutscher für die DDR. Mit größerem Abstand zur friedlichen Revolution 1989 schlügen sich viele Bürger der alten Bundesrepublik lieber auf die Seite der Täter der SED-Diktatur als auf die der Opfer. Reiprich beklagte ein teilweises Versagen der Politik und eine "intellektuelle und moralische Immunschwäche der Gesellschaft gegenüber totalitärem Denken". In Westdeutschland werde die DDR-Geschichte häufig als ostdeutsche Regionalgeschichte mißverstanden, sagte der heute 53jährige ehemalige Dissident. Reiprich fügte hinzu, er frage sich, wer schlimmer sei: "Die Täter und Mitläufer der SED-Diktatur mit ihrer menschlich verständlichen Aufarbeitungsphobie oder jene vermeintlich linken Westdeutschen, die uns vor 1989 jede Solidarität verweigerten".

 

Ramsauer: Union nimmt "C" ernst

BONN. Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Ramsauer (54), hat Kritikern aus den Kirchen widersprochen, die den Unionsparteien das Recht auf das "C" im Parteinamen absprechen. "CSU und CDU nehmen ihren Namen ernst - und zeigen das im intensiven Gespräch mit den Kirchen ebenso wie in der Grundausrichtung ihrer Politik", schrieb der Politiker in der Wochenzeitung Rheinischer Merkur. Als ein Beispiel nennt er den Widerstand der Unionsfraktion gegen eine gesetzliche Regelung von Patientenverfügungen, die den Schutz des Lebens vernachlässige. Außerdem habe die Union die Initiative zu einer besseren Beratung bei Spätabtreibungen ergriffen. "Enttäuschten Traditionalisten fehlt gelegentlich ebenso wie vielen schadenfrohen Kritikern das Gespür dafür, wie lebendig christliche Überzeugungen und Überlieferungen sind, auch wenn ihr Ausdruck einen Wandel erfahren hat." Der Kölner Kardinal Joachim Meisner (74) hatte wiederholt das mangelnde christliche Profil der "C"-Parteien kritisiert.

 

Gotha dokumentiert Kunst-Verluste

GOTHA. Die Gothaer Kunstsammlungen haben nach zehnjähriger Recherchearbeit eine Verlustdokumentation einst von der Sowjetunion beschlagnahmter Werke fertiggestellt, die Ende des Jahres erscheinen soll. Sie enthält unter anderem 85 Gemälde, die heute zum Bestand des Moskauer Puschkin-Museums gehören, darunter hochkarätige Bilder von Lucas Cranach dem Älteren und Peter Paul Rubens. Die Trophäenkommission der Roten Armee beschlagnahmte 1945/46 wesentliche Bestände der Gothaer Kunstsammlungen und brachte sie in die Sowjetunion. Ein Teil davon wurde 1958/59 nach Gotha zurückgeführt. Verluste waren nach 1945 auch durch die US-Armee und illegale Verkäufe zu beklagen.

 

Preußen-Standbild soll saniert werden

KÖLN. Das marode Kölner Reiterstandbild des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm III. soll voraussichtlich ab Herbst saniert werden. Das ursprünglich am Kölner Heumarkt aufgestellte, nicht mehr standsichere Denkmal brauche zunächst "drei neue Beine und ein stabileres Innenleben", teilte die Stadtverwaltung vorigen Donnerstag mit. Die Kosten für die Sanierung des fünf Meter hohen Bauwerks werden auf 1,5 Millionen Euro geschätzt.

 

Sprach-Pranger

"FireMig"

Bezeichnung eines Projekts der Berliner Feuerwehr zur Nachwuchsgewinnung, mit dem "junge Menschen mit Migrationshintergrund" angesprochen werden sollen

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