© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/08 29. August 2008

UMWELT
Mehr Getreide - aber noch mehr Menschen
Volker Kempf

Die Prognosen für das Angebot an Getreide und Ölsaaten fallen für die kommenden zwölf Monate positiv aus: Das US-Agrarministerium rechnet mit einem starken Anstieg - ausgenommen die Futtergetreidesorten. Das ist nicht ganz unerheblich, da die Schwellenländer eine stark wachsende Fleischnachfrage zeitigen. Schlechte Wetterbedingungen können noch Korrekturen nach unten notwendig machen. Aber der Trend bleibt positiv. Vor allem die steigenden Getreidepreise hätten Anreize geschafft, die Produktion zu erhöhen und den Verbrauch zu dämpfen. Doch die guten Nachrichten beim Getreideangebot werden wieder durch Zahlen über die weiter wachsende Weltbevölkerung getrübt. Wie die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) mitteilt, ist ein Ende des rasanten Wachstums in Afrika nicht in Sicht. Einige Länder wiesen wie in den 1950er Jahren Geburtenraten mit bis zu sieben Kindern pro Frau aus. Andere Staaten sind zumindest von der Zwei-Kind-Familie weit entfernt.

Damit müssen Prognosen für Afrika nun nach oben korrigiert werden. Weltweit wird die Bevölkerung bis 2012 von heute 6,7 Milliarden auf sieben Milliarden Menschen wachsen. Das erhöht den Ernährungs- und Ressourcendruck in Abhängigkeit zum Pro-Kopf-Verbrauch, der in den am weitesten fortgeschrittenen Staaten am höchsten ist. Aber der Rest steigert auch seine Pro-Kopf-Ansprüche. Eine Entwicklung ist das, die noch immer auf Thomas Robert Malthus' Schreckenszenarien hinauslaufen können. Das wird verdrängt, ist aber eines der dringendsten Probleme. Aufklärung und Familienplanungsprogramme sind daher wichtig, finden teilweise aber nur wenig Akzeptanz in Afrika - und leider auch nur wenig internationale Unterstützung.

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