© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/08 29. August 2008

Frisch gepresst

Schulverweigerer. Immer häufiger geraten Eltern in die Schlagzeilen, die sich weigern, ihre Kinder dem staatlichen Schulsystem anzuvertrauen. Dagmar Neubronner aus Bremen beispielsweise verließ Anfang dieses Jahres mit ihrer Familie sogar Deutschland, nachdem die Behörden mit Beugehaft und Sorgerechtsentzug gedroht hatten. Den mutigen Kampf um das elterliche Erziehungsrecht schildert sie in "Die Freilerner. Unser Leben ohne Schule" (Genius Verlag, Bremen 2008, broschiert, 262 Seiten, 19,80 Euro). Wie die Mehrheit der in Deutschland Hausunterricht Praktizierenden waren Neubronners nicht von Anfang an gegen das auf Schulpflicht basierende Bildungssystem. Sie gründeten sogar eine Grundschule, die der Sohn aber bald nicht mehr besuchen wollte. Wie sie dadurch in Konflikt mit dem Gesetz gerieten und ihren Kindern nun Bildung zu Hause bieten, erklärt die Mutter auch anhand ihrer zuvor im Netz veröffentlichten Tagebucheinträge. In einem ausführlichen Anhang beantwortet sie die wichtigsten Fragen zum Thema Hausunterricht und stellt Interessengemeinschaften und weiterführende Literatur vor. So gewährt "Die Freilerner" nicht nur Einblicke in die persönliche Motivation einer besonderen Familie, sondern bietet auch einen Überblick über die Bewegung des nach dem anglo-amerikanischen Vorbild auch "Homeschooling" genannten Phänomens.

 

Geborene Früchteesser. Der promovierte Jurist Georg Meinecke, Jahrgang 1926, hat sich früh auf das vor fünfzig Jahren noch exotisch wirkende Medizinrecht konzentriert und gilt heute als "Nestor der deutschen Patientenanwälte". Die lebenslange Beschäftigung mit den leider allzu häufigen ärztlichen "Kunstfehlern" bestimmt Meineckes ablehnende Haltung gegenüber der "Schulmedizin". Daß deren Therapien nach seinem Urteil teuer und oft ineffizient sind, führt er jedoch auf eine grundsätzliche gesundheitspolitische Fehlentwicklung zurück. In der modernen Industriegesellschaft habe man nämlich die anthropologische Konstante ignoriert, die den homo sapiens als "geborenen Früchteesser" ausweist. Für Fleischverzehr sei der menschliche Körper nicht eingerichtet, von Genußmitteln wie Tabak und Alkohol ganz zu schweigen. Folgt man Meineckes Ernährungsphilosophie, könnte eines nicht allzu fernen Tages dem Rauchverbot ein Fleischverbot folgen, dann nämlich, wenn die umweltzerstörenden Kosten der Viehhaltung und die vom Fleischverzehr verursachten Belastungen des öffentlichen Gesundheitssystems als gesellschaftlich untragbar eingestuft werden (Gesund für Immer. Die Revolution im Gesundheitswesen. Books on demand, Norderstedt 2008, broschiert, 159 Seiten, 11,90 Euro).

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen