© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/08 05. September 2008

Sicherheitsrisiko auf vier Rädern
Bundeswehr: Nach dem Tod eines Fallschirmjägers in Afghanistan ist der Geländewagen Wolf in die Kritik geraten / Friedensgesellschaft verhöhnt Gefallene
Marcus Schmidt

Die Geschwindigkeit, mit der die Öffentlichkeit nach dem tödlichen Bombenanschlag auf einen deutschen Fallschirmjäger in der vergangenen Woche zur Tagesordnung übergegangen ist, war verblüffend. Dies ist um so erstaunlicher, als die Umstände des Anschlages auf die Bundeswehr, dem in den vergangenen Tagen weitere gefolgt sind, einige für das Verteidigungsministerium unangenehme Fragen aufwerfen.

Dabei ist die Frage, wie es um die Sicherheit der deutschen Soldaten in Afghanistan bestellt ist, die wichtigste: Warum waren der getötete 29 Jahre alte Hauptfeldwebel und seine drei Begleiter, die verletzt wurden, in einem Geländewagen vom Typ Wolf unterwegs und nicht in einem besser gegen Sprengfallen geschützten Fahrzeug? Vermutlich hätte der Soldat aus dem rheinland-pfälzischen Zweibrücken den Anschlag überlebt, wenn er in einem gepanzerten Transporter vom Typ Dingo, der in Afghanistan auch zum Einsatz kommt, gesessen hätte.

Unverständlich ist zudem, warum ausgerechnet ein so unzureichend gegen Sprengfallen gepanzertes Fahrzeug wie der Wolf den Konvoi anführt hat. Das Tragische dabei: Die acht Fahrzeuge der Bundeswehr-Patrouille waren mit Störsendern gegen per Funk ausgelöste Sprengsätze ausgestattet, in diesem Fall wurde die Explosion aber durch einen Draht ausgelöst.

Der Einsatz der Geländewagen ist nur schwer mit den Vorgaben des 2006 vom Verteidigungsministerium herausgegebenen sogenannten Weißbuches vereinbar. Darin heißt es unter anderem: "Soldatinnen und Soldaten im Einsatz haben Anspruch auf den bestmöglichen Schutz." Den bietet der Wolf, von dem die Armee in Afghanistan 260 Exemplare im Einsatz hat, nachweislich nicht. Auch nicht in der "besonders geschützten" Version, wie sie von den vier Fallschirmjägern benutzt wurde. Dieser besondere Schutz, auf den das Verteidigungsministerium nach dem Anschlag ausdrücklich hinwies, macht aus dem Wolf noch kein gepanzertes Fahrzeug - zumal nur 80 der in Afghanistan eingesetzten Geländewagen entsprechend nachgerüstet worden sind. Laut Bundeswehr sind diese Fahrzeuge nun "gegen Splitter und Beschuß aus Handwaffen" geschützt - nicht aber gegen Sprengsätze. Zum Vergleich: Der Dingo dagegen ist laut Auskunft der Bundeswehr "selbst gegen Panzerabwehrminen" geschützt. Allerdings geht dieser Schutz durch das daraus resultierende höhere Gewicht zulasten der Geländegängigkeit und setzt der Einsatzfähigkeit Grenzen.

Dennoch bleibt der Wolf ein Sicherheitsrisiko. Andere Länder sind da bereits weiter und schützen ihre Soldaten zumeist weitaus besser: Die amerikanische Armee zum Beispiel hat ihre legendären und mit dem Wolf vergleichbaren Jeeps schon längst durch Fahrzeuge vom Typ Hummer ersetzt, die teilweise sogar gegen Landminen geschützt sind.

Derweil zieht die Deutsche Friedensgesellschaft ihre ganz eigenen Schlüsse aus dem tödlichen Anschlag. Auf der Internetseite des Landesverbandes Berlin-Brandenburg kann ein Plakat heruntergeladen werden, auf dem drei Bundeswehrsoldaten einen Sarg tragen. Auf dem Plakat wird der Tod des Soldaten so bewertet: "Die Bundeswehr auf dem richtigen Weg. Wieder einer weniger. Wir begrüßen diese konkrete Maßnahme, den Umfang der Bundeswehr nach und nach zu reduzieren." Bislang sind  in Afghanistan 28 deutsche Soldaten gefallen.

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