© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/08 05. September 2008

Blick für das Wesentliche
Altbairisches Heimatbuch: Der Wendelstein-Kalender
Wolfhard H A. Schmid

Jahresbücher anstelle von reinen Bildkalendern haben eine lange Tradition und bis heute ihren Leserkreis. Am bekanntesten dürfte der bereits 1920 als Volkskalender erschienene Reimmichelkalender des damaligen Tiroler Verlegers Sebastian Rieger sein, der sich bis heute bei vielen tirolischen Bauernfamilien großer Beliebtheit erfreut. Aber auch in verschiedenen bayerischen Regionen werden solche Jahresbücher herausgegeben und finden ihre Leser. Darunter auch der Wendelstein-Kalender, der sich mit seinen Informationen besonders auf die Regionen zwischen Rosenheim und Salzburg konzentriert.

Der inzwischen verstorbene Helmut Braun hatte Mitte der 1950er Jahre die Idee, einen Heimatkalender in Form eines Jahrbuches zu gestalten, eine Idee, die von seinem Nachfolger Werner Krämer als Redaktionsleiter fortgesetzt wird. Mit einer Auflage von 15.000 Exemplaren ist jetzt der 50. Jahrgang als Jubiläumsausgabe für 2009 im Rosenheimer Wendelstein-Verlag erschienen.

Nicht nur für Freunde Bayerns, seines Brauchtums und seiner Sprache wird der schon zu Tode zitierte Spruch bayerischer Politiker "Mit Laptop und Lederhose" hier Wirklichkeit. Krämers Beiträge über Brauchtum im Jahreskreis sind nicht nur für Volkskundler interessant und lesenswert. Dazu Berichte über Weihnachtskrippen in Oberbayern, Lebensweisheiten einer bekannten bayerischen Schriftstellerin, die Erinnerung an das bayerisch-tirolerische Schicksalsjahr 1809 sowie Wandervorschläge für die Chiemgauer Alpen.

Außerdem gibt es einen kritischen Bericht über den Halloween-Rummel, einen Beitrag über die Chiemseemaler, informative Gespräche mit der Fernseh- und Rundfunkmoderatorin Sabine Sauer oder dem Schauspieler Maximilian Brückner, der vom Münchner Volkstheater nicht mehr wegzudenken ist. Inzwischen ist der 29jährige auch als aus Oberbayern nach Saarbrücken versetzter "Tatort"-Kommissar beim Fernsehpublikum bekannt geworden. Kurzgeschichten von Ludwig Ganghofer, Peter Rosegger oder Adalbert Stifter runden den Kalender ab.

Das handliche Büchlein ist mit Farbaufnahmen ausgestattet, darunter typische bayerische Genre- und Landschaftsszenen, die den Blick der Fotografen für das Wesentliche erkennen lassen. Nebenbei sei noch erwähnt, daß der Verleger konsequent an der alten Rechtschreibung festhält. So kann der Kalender allen Liebhabern bayerischer Lebensart nur empfohlen werden.

Der Wendelstein-Kalender 2009, Rosenheimer Verlags GmbH & Co. KG, 192 Seiten, 7 Euro

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