© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/08 05. September 2008

Frisch gepresst

Schulsystem. Aus dem Blickwinkel eines begabten Kindes betrachtet der Autor des Buches "Der talentierte Schüler und seine Feinde" die aktuelle Schuldiskussion (Ecowin Verlag, Salzburg 2008, gebunden, 224 Seiten, 19,95 Euro). Andreas Salcher, der die erste österreichische Schule für besonders Begabte, die Sir Karl Popper Schule, mitbegründet hat, sieht im derzeitigen Schulsystem, das sich in der Alpenrepublik in den kritisierten Punkten nicht wesentlich von bundesdeutschen Zuständen unterscheidet, ein wesentliches Problem, warum sich die Talente junger Menschen nicht optimal entwickeln können. Es gehe darum, Verantwortung für die Begabungen eines Kindes zu übernehmen, weshalb auch das Schulsystem grundlegend umgestaltet werden müsse. Diese Veränderungen reichten von der Auswahl geeigneter Lehrer bis hin zur Gestaltung des Schulgebäudes selbst - für Montessori- oder Waldorfenthusiasten wenig Originelles also.

 

Fremdenlegionär. Der 1937 geborene Werner Bäcker hat sein bewegtes Leben als Fremdenlegionär und DDR-Fluchthelfer zu Papier gebracht (Nur der Tod kann dich befreien ... Mein Leben als Fremdenlegionär und Fluchthelfer. Ares Verlag, Graz 2008, gebunden, 175 Seiten, bebildert, 19,90 Euro). Dabei nimmt der Autor kein Blatt vor den Mund, wenn er von der harten Legionärsausbildung oder seiner Zeit beim Fallschirmjäger-Eliteverband 1er REP (Régiment Étranger de Parachutistes) im Algerienkrieg berichtet. Die Legion endete für ihn mit seiner Flucht von Korsika. Im zweiten Teil schildert der Ex-Legionär seine nicht weniger interessanten Erfahrungen als Mitglied einer Fluchthilfe-Organisation, dem sein riskantes Spiel mit der Stasi zum Verhängnis wird. Gefaßt in Bulgarien, landete er im berüchtigten Hochsicherheitsgefängnis Bautzen II. Das Fazit des oftmals sarkastischen, lesenswerten Buches: Auch sein reicher Erfahrungsschatz konnte ihn nur bedingt in einer echten Erkenntnis bestärken.

 

Späte Heimkehr. "Unsere Frauen aber hatten das schwere Los", überschreibt Will Seelmann-Eggebert seinen neuen Rückblick auf die zehn Jahre seiner Kriegsgefangenschaft. Auf welche harte Probe Beziehungen gestellt wurden, ist späteren Generationen selten bewußt. Darum wirbt Seelmann-Eggebert für mehr Anerkennung für die betroffenen Frauen, die nicht nur die Last der Ungewißheit alleine tragen, sondern oftmals um ihr Überleben kämpfen mußten. Tagebuchsequenzen, Briefe und Bilder gewähren dem Leser bewegende Einblicke in ein Einzelschicksal, das stellvertretend für so viele steht (Liebe, Sehnsucht, Hoffnung. Beobachtungen und Gedanken eines Spätheimkehrers aus der Sowjet­union, Gefangenschaft 1945-55), Selbstverlag, Ahlhorn 2008, broschiert, 112 Seiten, Abbildungen, broschiert, 7,50 Euro)

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