© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/08 12. September 2008

Meldungen

"Erwerbslosenquote von über 40 Prozent"

BERLIN. Beim Sozialleistungsbezug gibt es große Unterschiede zwischen den Ethnien. Während nur 8,2 Prozent der Deutschen unter 64 Jahren Arbeitslosengeld I oder II als Haupteinkommensquelle haben, sind es bei Einwohnern mit Migrationshintergrund 15,9 Prozent. Weitere 3,8 Prozent der Migranten beziehen Sozialhilfe oder Asylbewerberleistungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW/Wochenbericht 35/08). Am höchsten sind die Quoten im Land Bremen, wo 35 Prozent solche Sozialtransfers erhalten. In Berlin sind es 32,9 Prozent, in NRW-Großstädten 24,7 und in Hamburg 22,1 Prozent. Zwischen und innerhalb der Volksgruppen gebe es allerdings auffällige Unterschiede. Besonders häufig seien etwa in Berlin "Ausländer der zweiten oder dritten Generation erwerbslos - und überdurchschnittlich oft gilt dies für Menschen mit türkischem Migrationshintergrund. Diese Gruppe kommt auf eine Erwerbslosenquote von über 40 Prozent", so das DIW. Bei Migranten aus EU-Ländern sei die Erwerbsquote mit 82 Prozent ähnlich hoch wie bei den Deutschen, bei den Türken seien es nur 68,8 Prozent. "Hier spielen wohl kulturelle Unterschiede eine große Rolle", meint das DIW.

 

Rückgang im Bank- und Versicherungsgewerbe

KÖLN. Die Zahl der Erwerbstätigen im Kredit- und Versicherungsgewerbe ist laut einer Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) weiter rückläufig. Während in der deutschen Gesamtwirtschaft sich von 2000 bis 2006 die Erwerbstätigkeit per saldo nicht veränderte, ging sie im Finanzsektor um fast vier Prozent zurück. "Auch im Boomjahr 2007 mußte im Bankenbereich ein Jobminus von 1,5 Prozent verbucht werden; gesamtwirtschaftlich stieg die Zahl der Beschäftigten um 2,2 Prozent", erklärte IW-Experte Holger Schäfer. Die Gründe lägen im Strukturwandel. "Einerseits werden viele Aktivitäten, die früher in den Banken selbst erledigt wurden, an spezialisierte Dienstleister ausgelagert." Diese würden statistisch aber nicht mehr im Bankensektor verbucht. Andererseits entstünden durch den technischen Fortschritt Produktivitätszuwächse. "Wo der Geldautomat Einzug hält, werden nicht mehr so viele Schalterkräfte wie zuvor benötigt", so Schäfer.

 

Warnung vor Terror gegen Atomkraftwerke

BERLIN. Anläßlich des siebten Jahrestages der Anschläge auf das World Trade Center in New York hat der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) vor den weiter hohen Terrorrisiken bei deutschen Atomkraftwerken gewarnt. Zwar habe das Bundesumweltministerium bereits 2002 die Landesatomaufsichtsbehörden aufgefordert, Analysen über AKW-Sicherheitslücken und mögliche Gegenmaßnahmen zu erstellen. Die Bundesländer seien dem bisher aber nicht nachgekommen, beklagt BUND-Chef Hubert Weiger. Von außerhalb der AKW "können Attacken sowohl aus der Luft als auch vom Boden aus erfolgen. Ebenso ist ein Beschuß des Geländes oder der Gebäude mit Geschützen denkbar", warnte der vom BUND beauftragte Atomexperte Helmut Hirsch. "Eine besonders große Gefahr geht von möglichen Innentätern aus." Auch Vernebelungsanlagen böten keinen ausreichenden Schutz und erschwerten im Ernstfall den Rettungskräften ihre Arbeit.

 

Zahl der Woche

Mit 24,8 Prozent hat das Land Bremen den höchsten Anteil an Migranten mit türkischem Hintergrund. In den NRW-Großstädten sind es 24,6 Prozent und in Berlin 18,9 Prozent. In München stellen EU-Bürger 30 Prozent und in Frankfurt/Main Nichteuropäer 24,6 Prozent der Migranten. (Quelle: DIW-Berechnungen)

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