© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/08 12. September 2008

Frisch gepresst

Kino auf der Couch. Der Hamburger Psychotherapeut Theo Piegler hat sich die Aufgabe gestellt, mit Hilfe der Psychoanalyse etwas Ordnung in den medial vermittelten Bilder- und Gedankendschungel zeitgenössischer Filmproduktionen zu bringen. Das Spektrum reicht von Ingmar Bergmans Klassiker "Wilde Erdbeeren" (1957) über "Belle de Jour" (1967), "Der letzte Tango" (1973) oder "Lola" (1981) bis zu jüngeren Streifen wie "American Beauty" (1999), "Zimt und Koriander" (2003) und Woody Allens "Match Point" (2005). Mit Hilfe seines psychoanalytischen Ansatzes versucht Piegler, die überwiegend unbewußte psychische Dynamik der einzelnen Motivations- und Handlungsstränge zu erhellen, die dem jeweiligen Filmplot zugrunde liegen. Besonders dankbare Untersuchungsfelder sind dabei natürlich die Verhaltensmuster stark traumatisierter oder "kaputter" Typen in morbiden Milieus, den "normalen" Zeitgenossen dürfte dagegen die feine Nachzeichnung seelischer Lebensbewältigungsstrategien bei ansonsten unauffälligen Protagonisten (wie in "Wilde Erdbeeren") mehr ansprechen. Die allgemeine Faszination des Themas könnte den Leser fast vergessen lassen, daß diese Filminterpretationen subjektiv gefärbte Wirklichkeitsfragmente kommentieren, die überwiegend der Vorstellungswelt des jeweiligen Filmautors entstammen und damit letztlich "Leben aus zweiter Hand" repräsentieren (Mit Freud im Kino. Psychoanalytische Filminterpretationen. Psychosozial Verlag, Gießen 2008, broschiert, 262 Seiten, 29,90 Euro).

 

Deutsche Afrikapolitik. 44 Jahre nach der Unabhängigkeit des britischen Protektorats Südrhodesien gehört Sambia zu den ärmsten Ländern des Kontinents. Auch dem am 19. August 2008 verstorbenen Präsidenten Levy Mwanawasa gelang es nicht, sein Land aus dem wirtschaftlichen, sozialen und politischen Elend zu führen. Dies wurzelt großenteils in Fehlentwicklungen der jungen "Republik", wie sie der deutsche Botschafter Wolfram Dufner von 1977 bis 1980 in Lusaka erlebt. Auch der wie auch in anderen afrikanischen Staaten stellvertretend ausgetragene Ost-West-Konflikt wirkt sich belastend aus. Westlichen Entwicklungsprojekten, vor allem staatlichen, und politischer Einmischung sind in dem rohstoffreichen Staat nur zweifelhafte Erfolge beschieden. Das Land steht in den achtziger Jahren sogar kurz vor dem Bürgerkrieg. Dem besonnenen Diplomaten obliegt die Bewertung dieser Faktoren für die außenpolitischen Zwecke Bonns. In literarisch geschliffener Form bietet "Safari am Sambesi" dieses facettenreiche Porträt nun dem interessierten Leser (Diplomatische Umtriebe in Afrika. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2008, gebunden, 234 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro).

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen