© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/08 12. September 2008

Leserbriefe

Zu: "Tödliche Falle der Selbstbestimmung" von Manfred Spieker, JF 36/08

Scheitert an den heutigen Gegebenheiten

In einem hat der Autor wohl recht: Der Eintritt ins Leben unterliegt nicht der Selbstbestimmung, und die Fremdbestimmung zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte menschliche Leben. Aber muß deshalb auch der Sterbeprozeß fremdbestimmt sein?

Der Begriff der "Unschuld" hat bei der Bewertung der Sterbehilfe sowieso nichts zu suchen. Es geht ja auch nicht darum, Lebensmüde mit staatlicher Unterstützung vom Leben zum Tode zu befördern. Es geht darum, den Prozeß des Sterbens nicht künstlich zu verlängern beziehungsweise Todkranken, denen das Leben nur noch Last ist und dieses "Leben" nur durch die moderne Apparatemedizin aufrechterhalten werden kann, ein Sterben in Würde zu ermöglichen.

Der Abschied im Kreise der Familienangehörigen wäre sicherlich wünschenswert, scheitert aber in erster Linie an den heutigen Gegebenheiten. Wer seine alte, schwerkranke Mutter in ihrem Bett sterben ließe, hätte doch ein Ermittlungsverfahren zu erwarten. Also schnell den Notarzt und ins Krankenhaus, von dort dann oft ins Pflegeheim. Und dort kann der Tod dank moderner Technik lange auf sich warten lassen.        

Reinhold Sauer, Böblingen

 

 

Zur Meldung: "Moschee I: Kölner Stadtrat stimmt zu", JF 37/08

Schon die Sprache verrät sie

Vielen Deutschen macht der wachsende Einfluß des Islam Angst. Sie fühlen sich fremd in ihrem eigenen Land und fürchten um die ihnen vertraute christlich-abendländische Kultur. Ist es verboten, diese Furcht zu artikulieren? Warum werden diejenigen, die das tun, pauschal als Rechtspopulisten, Rechtsextremisten und Rassisten diffamiert?

Mit der Kampagne "Kampf gegen Rechts" hat das selbsternannte "anständige Deutschland" (von den Autonomen bis hin zur CSU) eine Keule gegen jegliche offene Diskussion in die Hand bekommen, die auch fleißig eingesetzt wird. Unter dem Deckmäntelchen des Antifaschismus läuft dabei so mancher mit, dessen inhumane Gesinnung schon seine Sprache verrät. Wenn Menschen als "braune Soße" oder "Exkremente" bezeichnet werden, dann sollte das bei den sonst so sensiblen Gutmenschen alle Alarmglocken läuten lassen. Daß dieses nicht geschieht, ist bezeichnend.

Joachim Reuter, Mönkeberg

 

 

Zu: "Das gelöschte Gedächtnis" von Thorsten Hinz, JF 37/08

Kalte deutsche Heimat

Danke für die Klarstellung, daß die Politiker der BRD die Rechte und Leiden der Heimatvertriebenen und damit von allen Deutschen hintanstellen und die Fähigkeit der Trauer über den völkerrechtswidrigen Verlust verdrängt haben. Bei Georgien und dem Baltikum haben sie das Völkerrecht sehr wohl im Blick.

Selbst dem Historiker Andreas Kossert von Deutschen Historischen Institut in Warschau fiel das in seiner "Kalten Heimat" zur Geschichte der deutschen Vertriebenen (2008) schon auf. In den "Informationen zur Politischen Bildung" - für die deutschen Gymnasien von der Regierung herausgegeben - kann man am Beispiel der Hefte über die "Tschechoslowakei" seit vielen Jahren die Vertretung der deutschen Rechte vermindert sehen, ja in der neuesten Ausgabe "Tschechien" ist schon eine tschechische Kommission mitverantwortlich.

Georg K. Schmelzle, Norden/Ostfriesland

 

 

Zu den Leserbriefen in JF 36/08 zum Schwerpunktthema: "Kampf um den Kaukasus", JF 34/08

Die zerschlagene Hoffnung

Beim Lesen der vier Leserbriefe zu Rußlands Krieg in Georgien kann einem der Kragen platzen: Sind denn JF-Leser zugleich Abonnenten des Neuen Deutschland  und der Moskauer Iswestija? Was soll denn dieser Anti-Amerikanismus? Bezeichnenderweise wohnen diese Leserbriefschreiber alle westlich des ehemaligen "Eisernen Vorhangs", wo sie bundesdeutschen Wohlstand im Schutze der US-Militärpräsenz ungefährdet genießen konnten; ohne eigenes Zutun und mit der Freiheit, die USA nach Belieben beschimpfen zu dürfen, im Bonner Hofgarten oder in Mutlangen. Warum nur sind diese Herren zu Lebzeiten der DDR nicht herübergekommen, um in sowjetrussischem Gewahrsam ein Leben frei von US-Ambitionen zu genießen?

Meine Geburtsstadt Dresden ist von anglo-amerikanischen Bombern verbrannt worden; dennoch hätten wir Dresdner und Sachsen alles darum gegeben, unter amerikanische Besatzung zu geraten.

Doch während Rote und Grüne im Westen lautstark und gewalttätig gegen die Nato-Nachrüstung agitierten und uns östlich der Mauer hätten verrecken lassen, war es eben diese Nachrüstung, die zum Zusammenbruch des Sowjetblocks führte und die "friedliche Revolution" von 1989/90 ermöglichte.

Damals gab es mit und nach Gorbatschow und Jelzin die Hoffnung auf ein freies Rußland im Kreise freier und selbstbestimmter Nachbarvölker. Diese Hoffnung aber hat ein repressives Regime zerschlagen, dessen Kennzeichen eine präsidial-staatliche Einheitspartei mit Medienkontrolle, Yukos-Verstaatlichung, Politkowskaja-Mord, Tschetschenen-Unterdrückung und nun auch "Strafaktionen" auf dem Gebiet eines souveränen Nachbarstaates sind.

Es ist nur zu verständlich, daß die Nachbarvölker Rußlands sich vor neuer russischer Vormundschaft fürchten und verläßlichen Schutz zur Zeit allein in US-amerikanischer Militärpräsenz sehen wie etwa Polen.

Dr. Christof Ehrler, Bischofswerda

 

 

Zu: "'Wir sollten unsere Wut zeigen'", Interview mit Wesley Clark, JF 36/08

Gegenwehr in letzter Minute

Die bundesdeutsche und europäische Resonanz auf den Kaukasus-Konflikt kann einem wirklich den Atem verschlagen. Da diffamiert die inzwischen zur Hauspostille der Pizza-Connection verkommene FAZ Peter Scholl-Latour als "kalten Krieger", und selbst die JF widmet nicht nur dem US-internen Wahlkampf eine komplette Doppelseite, sondern räumt ausgerechnet Wesley Clark breiten Raum zur weitschweifigen Verbreitung seines größenwahnsinnigen US-imperialistischen Geredes ein. Möchte man sich jetzt etwa auch noch schnell dem bundesdeutschen Gartenzwerg-Lakaienchor anschließen? Wie kann ausgerechnet die JF diese konzertierte Verantwortungslosigkeit auch noch unterstützen?

Rußland wurde seit 1989 von den Amerikanern und ihren Lakaien ausgetrickst, belogen und gedemütigt. Was jetzt geschieht, ist die logische Konsequenz und aus russischer Sicht die durchaus verständliche Gegenwehr in letzter Minute.

René Hoffmann, Essen

 

 

Zu: "Der Mann mit dem goldenen Mercedes" von Detlef Kühn, JF 36/08

Nicht weiß und nicht schwarz

Wolfgang Vogel soll über sich selbst gesagt haben: "Meine Wege waren nicht weiß und nicht schwarz. Sie mußten grau sein." Mir, Jahrgang 1980, steht es nicht zu, über sein Handeln in dieser Zeit zu richten. Doch eines sollte erwähnt werden: seine stille und diskrete Hilfe für die katholische Kirche. Denn der goldene Mercedes wurde auf den grauen Wegen nicht gefilzt, und so konnte vieles für ein funktionierendes kirchliches Leben hinübergelangen. Requiescat in pace.

David Lamm, Dettingen unter Teck

 

 

Zu: "Bauchtanz im Dienste des Volkes" von Paul Rosen, JF 36/08

Endlich Wagnis eingegangen

Endlich ist die JF das Wagnis eingegangen, einen gesamten Artikel mit Ironie zu schmücken. Wenn man von den absurden Auslandsreisen deutscher Politiker redet, bietet sich dieses Stilmittel geradezu an. Hoffentlich vergißt die Mannschaft nicht, hin und wieder darauf zurückzugreifen, sobald es ein dafür geeignetes Thema zu besprechen gilt. Ich denke dabei zum Beispiel an die fast einstimmige Entscheidung im Bundestag für Diätenerhöhungen oder an den parteiübergreifenden "Kampf gegen Rechts", für den man nicht genug staatliche Gelder aus dem Fenster werfen kann, um jede noch so dubiose Gruppierung damit zu versorgen. Die Zeitung ließe einen ganz neuen, frischen Wind über sich selbst wehen; die Leser würden es ihr danken.

Thomas Kaiser, Berlin

 

 

Zu: "Sorge der kleinen Völker" von Dieter Stein, JF 36/08

Wir haben es miterlebt

Es ist schon nachvollziehbar, wenn man aus Wut gegen unsere fortdauernde US-Knechtschaft und unsere Zwangsbeteiligungen an der Seite der USA an allen deren Abenteuern auf dem Balkan, in Nahost, am Hindukusch und sonstwo sich freut, daß die Arroganz der USA nun eins auf die Nase bekommen hat, und eher prorussisch denkt. Aber richtig hat auch Dieter Stein die "Sorge der kleinen Völker" verstanden, was auch wir, die Rußlanddeutschen, beobachtet und zwangsweise miterlebt haben. Man kann der Unkompliziertheit und Herzlichkeit eines Russen durchaus wohlwollend zustimmen, darf aber nie vergessen, daß bei ihm ein Wechsel zur Willkür, Gewalt, Barbarei schlagartig geschehen kann.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

 

Zur Meldung: "Angriff auf Ratsmitglied von Pro Köln", JF 36/08, und "Attacken der Gegner" von Felix Krautkrämer, JF 36/08

Die wahren Nazi-Nachfolger

Es ist schon merkwürdig, daß es deutschen Staatsbürgern nicht erlaubt sein soll, ein friedliches Nein zur Islamisierung vorzubringen, wie es Bewegungen wie Pro Köln oder Pro NRW tun. Es müßte als Abendländer eigentlich selbstverständlich sein, sich gegen eine Religion auszusprechen, nach deren Auffassung das Christentum nicht nur niedrigen Wertes sein soll, sondern bei der viele Mitglieder sogar der Auffassung sind, daß Christen, Juden und Ungläubige zu bekämpfen sind, weil dieses ja im Koran steht und dieser als das ewige Wort Gottes anzusehen sei.

Statt dessen werden obige Bewegungen einfach in die braune Ecke gestellt und als Nachfolger der Nazis bezeichnet; es wird gewaltsam gegen diese vorgegangen, wie jetzt noch vor wenigen Tagen in Köln geschehen. Die wahren Nachfolger der gewaltsamen Nazis, der Schläger-Trupps der SA, dürften deshalb wohl eher in den Reihen der Pro-Köln-Gegner zu finden sein.

Dr. Otto Ernst, Leverkusen

 

 

Zum Leserbrief: "Pommern war deutsch" von Barbara Berger, JF 36/08

Nur in Stralsund verbleiben

Wenn umfangreiche Bestände der Berliner Preußischen Staatsbibliothek (darunter Bach- und Beethoven-Autographen), die im Krieg ins schlesische Kloster Grüssau ausgelagert waren, bis heute nicht nach Berlin zurückgegeben, sondern in der Jagiellonenbibliothek Krakau als "Berlinka" verwaltet werden, dann wird dafür die von den vier Siegermächten unterzeichnete Bestimmung des Potsdamer Abkommens geltend gemacht, wonach Kulturgüter in jener Besatzungszone verbleiben sollten, wo sie sich bei Kriegsende befanden. Nach derselben Logik können im Kriege nach Stralsund ausgelagerte Bestände nur in Stralsund verbleiben.

Dr. Detlef Gojowy, Unkel/Rhein

 

 

Zu: "Weder faul noch träge" von Bernd-Thomas Ramb, JF 36/08

Beamteter behält mehr netto

Die angebliche Billigkeit der Beamten, für deren Pensionen ebensowenig Rückstellungen gemacht werden wie für die Rentner, widerspricht jeder Kaufmannslogik. Richtig dagegen ist etwa, daß zum Beispiel ein beamteter Professor gegenüber einem angestellten vom gleichen Monatsbrutto etwa 500 bis 1.000 Euro netto mehr behält, und das als privat Krankenversicherter bei völliger Arbeitsplatzsicherheit.

Dr. Elmar Schmidt, Bad Schönborn

 

 

Zu: "Jugendorganisation droht das Aus" von Felix Krautkrämer, JF 35/08

Verbotsknüppel aus dem Sack

Soweit sind wir also gekommen. Da gibt es noch eine Jugendgruppierung, die Heimatliebe praktiziert, sich zum Vaterland und seiner Geschichte bekennt, und schon wird der Verbotsknüppel aus dem Sack geholt. Dafür werden Gruppen, die auf Tradition pfeifen und denen das Land nicht das geringste bedeutet - im Gegenteil, sie bekämpfen es sogar -, gefördert und unterstützt.

Armes Deutschland, das im Zuge der Vergangenheitsbewältigung eine ins Unendliche sich fortsetzende Kette der Denunziation und Intrigen zuläßt und jedes Aufkeimen von Vaterlandsliebe im Keime unterdrückt.

Dr. h. c. Konrad Zimmer, Königsberg/Fr.

 

 

Zu: "Der lachende Dritte" von Klaus Hornung, JF 35/08

Hätte ihn nicht brechen sollen

Überfall hin, Präventivkrieg her - Hitler hätte den Pakt mit der Sowjetunion nicht brechen sollen. Was uns dann erwartet hätte, weiß man nicht, wohl aber, was uns dann erspart geblieben wäre.

Franz Wesner, Dortmund

 

 

Zu: "Weiter ausufernde Sozialhilfe" von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 34/08

Die Sozialbürokratie entfiele

Was um Himmels willen stellt sich der Autor unter dem Sozialstaat vor? Mit der Einführung des Grundeinkommens könnte die gesamte "Sozial"-Bürokratie, der offene Strafvollzug, genannt Hartz IV, entfallen; die Auszahlung könnte allein von der Kreissparkasse bewältigt werden. Arbeitsämter könnten zu echten Jobagenturen verkleinert, die Steuerbehörden auf ein Minimum reduziert werden. Der Staat sollte sich dann wieder auf seine eigentliche Aufgabe, das Rechtswesen, konzentrieren.

Ludwig Ellermann, Ottersberg

 

 

Zu: "Polens 'Wiedergeburt aus der Bluttaufe'" von Gunnar Bergmann, JF 33/08

Warschau sehnte Krieg herbei

Mit seinem hervorragenden Artikel zeigt der Autor die Entwicklung auf, die - um es kurz zu fassen - am 1. September 1939 zum deutsch-polnischen Waffengang geführt hat. Durch die historisch korrekte Schilderung wird deutlich, daß der Geschichtsablauf teilweise anders war als der, der uns seit 1945 gelehrt wurde und vermutlich noch weiterhin vermittelt werden wird. Leider!

Ferner soll nicht unerwähnt bleiben, daß die seinerzeit Verantwortlichen in Warschau einen Krieg mit Deutschland herbeisehnten und dabei ihre Siegeszuversicht lauthals kundtaten. Hier ein Anspruch vom polnischen Marschall Edward Rydz-Śmigły: "Polen will den Krieg mit Deutschland, und Deutschland wird ihn nicht vermeiden können, selbst wenn es das wollte." Von ihm, dem Oberbefehlshaber der polnischen Armee, wurde später bekannt, daß er bereits im Sommer 1939 ein Gemälde in Auftrag gegeben habe, das ihn als Sieger durch das Brandenburger Tor in Berlin reitend, darstellen sollte.

Hermann Langer, Pappenheim

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