© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/08 19. September 2008

Zeichen der Landnahme
Streit um Moscheebau: Der fundamentalistische Islam ist die totalitäre Bedrohung des 21. Jahrhunderts
Kurt Zach

Wenn der Islam eine ganz gewöhnliche Religion wäre, dann könnte man in der Tat nur den Kopf schütteln über Bürgerproteste gegen landauf, landab aus dem Boden schießende Moscheen und Minarette und über das verbreitete Befremden angesichts der rasanten Vermehrung der Kopftuchträgerinnen, die das Straßenbild unserer Städte radikal umkrempeln. Dann müßte sich auch niemand über einen internationalen Anti-Islamisierungs-Kongreß in der Domstadt Köln aufregen. Man könnte sich an Lessings Ringparabel ergötzen und im übrigen Gott oder Allah einen guten Mann sein lassen.

Aber der Islam ist keine ganz normale Religion. Der Islam ist - jedenfalls für Fundamentalisten, die seine Grundlagen und Lehren ernst und wörtlich nehmen - eine Weltanschauung mit Totalitätsanspruch. Er will das letzte Wort im geistigen, religiösen, politischen und privaten Leben haben. Er kennt keine Zwei-Reiche-Lehre, kein "gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist", keine Aufklärung und keine Trennung von Staat und Kirche. Der Islam fordert Hingabe von den Gläubigen und Unterwerfung von den Ungläubigen. Er will den ganzen Menschen, den ganzen Staat, die ganze Gesellschaft.

Das macht den fundamentalistischen Islam zur großen totalitären Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Er polarisiert, wie jede totalitäre Bewegung: Wer nicht für uns ist, der ist gegen uns und darf mit allen Mitteln bekämpft und eliminiert werden. Die Gefahr geht dabei keineswegs allein von den auch bei uns längst heimischen islamistischen Terroristen und Gotteskriegern aus, die sich - ob zu Recht oder zu Unrecht - von der Lehre ihres Propheten in einem Maße in ihrem blutigen und mörderischen Treiben aufgefordert und bestätigt sehen, das bei den Anhängern anderer großer Religionen bislang ohne Beispiel ist.

Für Europa und speziell für die Deutschen hat die islamische Herausforderung eine eigene, demographische Brisanz. Den altersmüden Einheimischen und ihrer vom Drang zum kollektiven Aussterben gezeichneten Kinder- und Zukunftsverweigerung steht eine vitale muslimische Einwanderung gegenüber, die längst nicht mehr allein über die ohnehin meist abmontierten Schlagbäume führt, sondern tagtäglich in den Kreißsälen stattfindet.

Die Zukunft vieler europäischer Großstädte ist muslimisch - die Statistiker rechnen bereits aus, wann die Mehrheiten muslimischer Einwande­rerkinder in den nachwachsenden Alterskohorten auch die Gesamtbevölkerung dominieren. Deren daraus bezogenes Überlegenheitsgefühl auf dem Substrat einer Kampf, Sieg und Männlichkeit verherrlichenden fremdartigen Kultur, das auf in relativem Wohlstand gealterte, quietistische, von Selbstzweifeln und Schuldkomplexen zermürbte Gesellschaften trifft: Deutlicher könnte die Einladung zur Machtergreifung kaum sein.

Gewiß: Nicht alle muslimischen Einwanderer kommen als Eroberer. Den meisten ist religiöser Eifer sogar herzlich egal, sie suchen nicht den Dschihad, sondern das bessere Leben. Aber es gibt Strategen und Drahtzieher, die anderes im Sinne haben, als sie in gut islamischer Verschleierungstaktik nach außen zu erkennen geben. In Islamverbänden und Moscheegemeinden haben sie ihre Schaltzentralen. Sie pflanzen überdimensionierte Moscheen und Minarette wie Feldzeichen der Landnahme in die Weichbilder der Städte und geben ihnen die Namen blutrünstiger osmanischer Eroberer-Sultane.

Die Konfrontation mit dieser aggressiven und dynamischen Herausforderung läßt Reaktionen und Verhaltensmuster erkennen, die uns aus der Erfahrung mit den Totalitarismen des zwanzigsten Jahrhunderts noch seltsam unheilvoll vertraut sind. Da gibt es die Quislinge und Karrieristen, die früh in das Lager der kommenden Mächtigen übergelaufen sind und als eloquente Konvertiten, Vorzeige-Imame oder Verbandsfunktionäre ihren Renegatenfanatismus ganz in den Dienst der Bewegung stellen.

Es gibt blauäugige Idealisten, die das multikulturelle Paradies der Völkerverständigung heraufziehen sehen, und weltfremde Naive, die sich die Dinge hartnäckig schönreden, bis es sie selbst erwischt: Es wird schon nicht so schlimm kommen, und man kann mit den Leuten doch reden, oder? Wenn wir ihre Führer einbinden und einrahmen, kommen sie schon zur Vernunft und verzichten auf die radikalen Töne, sie meinen's im Grunde ja gut.

Nicht minder fatal sind die Einschmeichler, Blockwarte und Denunzianten, die um des eigenen Vorteils willen, vielleicht weil sie auf neue Wähler spekulieren, die wenigen frühen Mahner und Warner als unverbesserliche "Rechtsextreme" oder Unruhestifter kriminalisieren, die Übergriffe der Eroberer konsequent beschweigen und sich zum Sprachrohr ihrer in geduldiger Salamitaktik vorgebrachten Forderungen machen.

Sie erzeugen den notwendigen Druck auf die Opportunisten, die die drohende Umwälzung zwar ahnen, aber zur offenen Auseinandersetzung zu feige sind und statt dessen Schritt für Schritt zurückweichen und jedesmal das Tor ein bißchen weiter öffnen: Eine Extrawurst bei Kantinen-Speiseplan, Frauenschwimmen und Mädchensport hier, eine abgesagte Theateraufführung oder Weihnachtsfeier da, Augen zu bei kulturellen Besonderheiten wie Zwangsehe und "Ehrenmord", gern auch mal ein schariakonformes mildes Urteil, und schon ist die europäische Welt wieder ein bißchen muslimischer. In diese Kategorie reiht sich die politische Klasse besonders freudig ein.

Daß sich dennoch Widerstand von unten gegen die Überfremdung, Bevormundung und Vereinnahmung regt, ist ermutigend. Noch ist es nicht zu spät, die Lehren aus dem Jahrhundert der Totalitarismen auf die totalitäre Bedrohung des 21. Jahrhunderts zu übertragen. Noch ist Zeit, um auf die wenigen Skeptiker und Warner zu hören, die Kollaboration mit den totalitären Verführern zu verweigern und Gegenstrategien zu entwickeln.

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