© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/08 19. September 2008

"Der Studienbetrieb läuft weiter"
Bildungsmarkt: Das gewinnorientierte Konzept der Hanseuniversität in Rostock geht bislang nicht auf
Torsten Uhrhammer

Wolf Schäfer ist Professor für Volkswirtschaftslehre. Von 2003 bis 2005 war er Vizepräsident der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg, an die er 1981 berufen worden war. Nach seiner Emeritierung wurde er Gründungspräsident der Privaten Hanseuniversität (PHU) in Rostock. Doch schon nach einem Jahr Studienbetrieb geriet die PHU in negative Schlagzeilen - von "Schiffbruch an der Ostseeküste" war die Rede, "Große Karriere mit Fehlstart" höhnte die taz. "45.000 Euro Gebühreneinnahmen stehen viel höheren Unkosten gegenüber", schrieb die Süddeutsche Zeitung. Schäfer äußert sich gegenüber der JUNGEN FREIHEIT erstmalig zur derzeitigen Situation.

Herr Professor Schäfer, was hat Sie bewogen, das Amt des Gründungspräsidenten der privaten Hanseuniversität in Rostock anzunehmen?

Schäfer: Das ist ganz einfach. Die staatliche deutsche Hochschullandschaft hat ein Defizit gegenüber der internationalen Landschaft. Ihr fehlt der Wettbewerb mit privaten, an den Leistungseliten ausgerichteten Instituten. Als Gründungspräsident will ich dazu beitragen, dieses Defizit abzubauen.

Nun erfährt die Hanseuni zur Zeit viel Häme und Kritik. Was ist schiefgelaufen?

Schäfer: Aus meiner Sicht sind die Preispolitik, also die Höhe der Studiengebühren, sowie die Wahl des Standortes Rostock sicherlich nicht optimal, um möglichst viele Studenten anzuziehen.

Wie hoch sind denn die von Ihnen als zu teuer empfundenen Studiengebühren? Kolportiert werden ja 7.500 Euro pro Semester.

Schäfer: Nein, 7.500 Euro sind es inzwischen nicht mehr. Derzeit sind es 6.000 Euro. Aber wir bieten zudem ein ansehnliches Stipendienprogramm an für Bedürftige und besonders Leistungsfähige.

Immer noch ein stolzer Betrag ...

Schäfer: Ja, die Gebühren sind auch aus meiner Sicht zu hoch angesichts eines noch nicht genügend ausgeprägten Reputationskapitals unserer Universität, wie dies für jede beginnende Hochschule normal ist. Aber die Gebühren setzt die kaufmännische Leitung fest, nicht die akademische.

Momentan haben Sie gerade einmal drei eingeschriebene Studenten.

Schäfer: Trotzdem, die Akkreditierungen der fünf Studiengänge sind gut bis exzellent gelaufen. Zudem haben insbesondere auch die Juristen ein in Fachkreisen anerkannt reformorientiertes Curriculum. Akademisch sind wir ohne Frage attraktiv.

Eine Attraktion, die in diesem Wintersemester aber gar nicht genutzt werden kann. Die Uni hat einen Aufnahmestopp für Studenten erklärt. Warum diese drastische Maßnahme?

Schäfer: Der Studienbetrieb läuft für die jetzt Studierenden weiter, und es werden zusätzliche Optionen der Finanzierung durch den Investor geprüft.

Auch durch die öffentliche Hand?

Schäfer: Nein, weder haben wir bisher Steuergelder vereinnahmt, noch wollen wir diese beantragen.

Wie sehen Sie die Zukunftsaussichten für die Hanseuni?

Schäfer: Diese Frage ist schwer zu beantworten. Ich hoffe, daß der private Hochschulansatz, vielleicht in verbreiterter Trägerschaft, doch noch erfolgreich gelingt.

Foto: Gebäude der PHU: "Höhe der Studiengebühren und Wahl des Standortes Rostock nicht optimal"

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