© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/08 19. September 2008

Blick in die Medien
Al Ratzmann
Ronald Gläser

Wenn ein Durchschnittstyp mit einer Durchschnittskarriere, jemand vom Schlage eines Al Bundy, auf einen Karriereschritt verzichtet, weil er sagt, er wolle sich lieber um anderes kümmern, dann ist das glaubwürdig. Wenn aber politische Alphatiere, die seit Jahren nichts anderes machen, als Intrigen spinnen und Gegner aus dem Weg räumen, plötzlich Verzicht üben, zum Beispiel weil sie ihre Familie entdeckt haben, dann ist das gelogen. Ein wohlkalkulierter Schachzug, mehr nicht. Beispiel: Christian Wulff. Es war geradezu lachhaft, wie er unter dem Jubel der merkel­freundlichen Medien erklärte, er traue sich die Kanzlerschaft nicht zu. Die Wahrheit ist: Er traut sich nicht zu, die Kanzlerin herauszufordern. Oder Volker Ratzmann, der gerade seine Kandidatur als Grünen-Chef zurückgezogen hat, weil er sich um sein Kind kümmern will. Wieder jubelte die Zeitgeistpresse über Ratzmann, den "modernen Mann". Hier ist die Wahrheit: Ratzmann hatte keine Lust, sich den Vorsitz mit Claudia Roth zu teilen. Oder er hatte Angst vor der Niederlage, denn Cem Özdemir lag parteiintern längst vor ihm. Die Zeitgeistpresse will uns mal wieder für dumm verkaufen!

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