© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/08 10. Oktober 2008

Meldungen

Finanzkrise: "Roulette wie in Baden-Baden"

PARIS. Der Historiker Thomas Klau hat davor gewarnt, angesichts der Finanzkrise das Profitstreben grundsätzlich zu verteufeln. "Der Markt und der Kapitalismus sind erfolgreich, weil sie den Menschen nehmen, wie er ist", schrieb der Pariser Chef des European Council on Foreign Relations in der Financial Times Deutschland. Dem Markt müßten aber per Staatseingriff Grenzen gesetzt werden. Man habe zugelassen, "daß der Finanzmarkt zu einem gigantischen Finanzkasino ausartete, bei dem mit dem Wohl und Wehe unserer Volkswirtschaften gezockt werden konnte, als handele es sich bloß ums Roulettespiel in Baden-Baden". Die unter massivem Druck vor allem der USA erzwungene Liberalisierung des Kapitalverkehrs habe "im Verbund mit der technologischen Revolution enorme Geldmassen in Spekulationsmodelle von solcher Komplexität versenkt, daß viele Banken selbst nicht mehr richtig wußten, wie es sich mit ihrer eigenen Bilanzposition verhielt". Kurzfristig kalkulierende Risikobereitschaft sei seit mindestens 20 Jahren zügellos belohnt und langfristig planende Vorsicht finanziell bestraft und kulturell belächelt worden.

 

Ökonomen-Streit um Gewinnbeteiligung

DÜSSELDORF. Der Ökonom Gustav Horn hält die von Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn vorgeschlagene Gewinnbeteiligung für Arbeitnehmer (JF 40/08) für problematisch. Sie wäre aus Sicht der Unternehmen nicht kostenlos. "Sie muß entweder über eine Kapitalerhöhung oder durch Rückkauf eigener Aktien finanziert werden", erklärte der Chef des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung in der Wirtschaftswoche. Die Sinnschen "Sparlöhne" lösten auch nicht das Binnennachfrageproblem. "Da diese Einkommen nicht liquiditätswirksam sind, werden sie zumindest kurzfristig nicht die Nachfrage erhöhen und damit die wirtschaftliche Entwicklung nicht beflügeln", so Horn. Eine an der Produktivität orientierte Lohn­entwicklung sei "de facto nichts anderes als eine Beteiligung am gesamtwirtschaftlichen Leistungszuwachs - mithin eine Gewinnbeteiligung". Der entscheidende Unterschied sei, "daß man es dem Arbeitnehmer überläßt, ob und wann und wo er sein Einkommen konsumiert oder investiert".

 

UBA: Klimaschutz durch technische Innovation

DESSAU. Das Umweltbundesamt (UBA) hält Kohlendioxid (CO2) für eine umweltfreundliche Alternative zum bislang in Autoklimaanlagen eingesetzten Tetrafluorethan (CH2FCF3). CO2 (R744) schädige das Klima bis zu 1.300 Mal weniger als das fluorierte Kältemittel R134a. "Die CO2‑Klimaanlage ist ein Baustein für weniger klimabelastende Fahrzeuge. Sie ist serienreif und ein herausragendes Beispiel für Klimaschutz durch technische Innovation", erklärte UBA-Vizepräsident Thomas Holzmann. "Weltweit eingesetzt, ergäben sich enorme Reduktionspotentiale für die Kältemittelemission von Automobilklimaanlagen", so Holzmann. Kältemittelemissionen im Umfang von weltweit mindestens 270 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr könnten zukünftig verhindert werden, das entspricht der Menge an CO2, die 150 Millionen Kleinwagen bei einer Fahrleistung von 15.000 Kilometer pro Jahr emittieren. Mehr im Internet: www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3639.pdf

 

Zahl der Woche

Mit 7.750 Euro pro Kopf gaben die zwölf FDP-Landtagsabgeordneten in NRW 2007 das meiste Steuergeld für politische Meinungsbildung aus. Die 89 CDU-Abgeordneten rechneten pro Kopf rund 3.800 Euro für Eigenwerbung ab, die elf Grünen 1.800 Euro und die 74 SPDler nur 1.060 Euro. (Quelle: Landtag NRW)

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