© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/08 31. Oktober 2008

Autarkie ist machbar
Energiewende-Bewegung
Werner Olles

Eine "Anleitung für zukunftsfähige Lebensweisen" legt der britische Umweltschützer und Ökologe Rob Hopkins mit seinem Energiewende-Handbuch vor. Es geht ihm dabei vor allem um "Resilienz" im Sinne von Widerstandsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit oder Elastizität, damit eine Volkswirtschaft auch im Falle von Veränderungen oder heftigen äußeren Einwirkungen ihren Zusammenhalt bewahren und weiter funktionieren kann. Da das Ölzeitalter zu Ende gehe, die Produktion nicht mehr zu steigern sei und die weltweite Ölförderung bis spätestens 2010 ihr Maximum erreicht habe, müsse man sich angesichts des dramatischen Rückgangs der Energiereserven und des Klimawandels ernsthafte Gedanken über die wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte machen.

Doch müßten wir nicht hilf- und tatenlos zusehen, in Depressionen verfallen und einfach abwarten, was auf uns zukommt. Aus dieser Überlegung heraus entstand in Großbritannien die sogenannte Energiewende-Bewegung (Transition Movement), die aktiv darauf hinarbeitet, daß Kommunen sich von den großen Energiekonzernen unabhängig machen und alte Kulturtechniken wieder aneignen, die der regionalen Selbstversorgung dienen. In mittlerweile 35 englischen Gemeinden (von Wrington mit 2.000 Einwohnern bis Nottingham mit 250.000 Einwohnern) und in mehreren irischen, australischen und neuseeländischen Städten haben sich die Bürger zu Energiewende-Initiativen zusammengeschlossen und mit Unterstützung der Behörden begonnen, dieses Konzept kommunaler Pilotprojekte umzusetzen.

Am Beispiel der Kleinstadt Totnes (8.500 Einwohner) erklärt Rob Hopkins, wie sich ein solcher Schritt auf das Leben der einzelnen Bürger und das Zusammenleben der Gemeinschaft auswirkt. Unter dem Motto "Lokales Geld, lokale Kulturtechniken, lokale Stärke" begann hier die Geschichte von einem neuen Verhältnis zum Geld, von der Zukunft und von den neuen Möglichkeiten der Autarkie einer Kommune.

Hopkins' Idee einer aktiven Umgestaltung unserer Städte und Gemeinden im Zeitalter von Erdölverknappung und Klimawandel schöpft dabei gleichermaßen aus dem Wissen der Vergangenheit wie aus den technologischen Erkenntnissen unserer Zeit, um aus dem gegenwärtigen Chaos der Städte und Metropolen, die tödlich sind für ihre Bewohner und den Schutz der Natur, zu ökologisch nachhaltigen urbanen und ländlichen Systemen zu gelangen.

Rob Hopkins: Energiewende. Das Handbuch. Anleitung für zukunftsfähige Lebensweisen. Zweitausendeins, Frankfurt 2008, broschiert 236 Seiten, 22 Euro

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