© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/08 31. Oktober 2008

Meldungen

Israel und der Vatikan: Der gute Wille fehlt

GÖTTINGEN. Der aktuelle Streit um die Bewertung Papst Pius' XII. scheint wieder einmal Ausdruck fragiler Beziehungen zwischen dem Vatikan und Israel zu sein. Hans Hermann Henrix erinnert jedoch daran, daß das Verhältnis gerade in jüngster Zeit, wenn auch von der Öffentlichkeit unbemerkt, stets weit von der Normalität entfernt war (Kirchliche Zeitgeschichte, 1/08). Denn erst seit 1994 habe der Kirchen- den Judenstaat diplomatisch anerkannt. Auf der Basis eines "Grundlagenvertrages" sollen seitdem alle Probleme von Steuer- und Eigentumsfragen bis zu den Details von Pilgerfahrten und karitativer Tätigkeit im "Heiligen Land" geregelt werden. Seit 2005 belasten aber vor allem "Visa-Schwierigkeiten für Kirchenleute" diese vermeintliche "Normalisierung", da Israel sich weigert, Priester und Ordensleute, die zumeist aus arabischen Ländern kommen, ins Land zu lassen. Der Vatikan beklagt das "Fehlen des guten Willens" und sieht derzeit keine günstigen Voraussetzungen für einen Israel-Besuch Papst Benedikts XVI. Obwohl also "krisenfestes Vertrauen" nicht gewachsen sei, ist der Grundlagenvertrag für Henrix doch ein Schritt in eine bessere Zukunft, da damit dem "mißtrauischen jüdischen Volk" erstmals die Abkehr von "jahrhundertelanger" christlich-katholischer "Feindseligkeit" demonstriert worden sei.

 

Kriegsvergewaltigungen: Studie zu Spätfolgen

GREIFSWALD. Die Universität Greifswald will die psychischen Spätfolgen bei Opfern von Kriegsvergewaltigungen untersuchen. Dafür sucht der Traumaforscher Philipp Kuwert Frauen aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin, die im und nach dem Zweiten Weltkrieg Opfer von Vergewaltigungen wurden. Ziel der Studie ist es, bessere Behandlungsmethoden zu entwickeln. "Frauen, die in den letzten Kriegstagen und unmittelbar danach vergewaltigt wurden oder sexuelle Massenübergriffe durch die Sieger erlebten, leiden oft bis heute an den traumatischen Folgen der Erlebnisse", sagte Kuwert laut Nachrichtenagentur AP. Vielen sei nicht einmal bewußt, daß ihre Psyche bis heute leide und manch quälende Erkrankung dort ihre Wurzeln habe. Interessierte Frauen können sich für eine Befragung unter der Telefonnummer 0176 / 87 25 43 06 melden.

 

Erste Sätze

Die Demokratie wurde in der westlichen Welt unter den Klängen einer süßen, sanften Musik geboren.

Henry Louis Mencken: Demokratenspiegel. Mit Lithographien von A. Paul Weber, Berlin 1930

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