© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/08 31. Oktober 2008

Leserbriefe

Zur Meldung: "Kritik an Kindergelderhöhung", JF 44/08

Die Kosten sind mit Arbeit nicht mehr zu tragen

In Kenntnis der ständig steigenden Lebenshaltungskosten, ganz konkret der Erhöhung der Krankenkassenbeiträge, weiß jeder Durchschnittsbürger natürlich, daß der Aufschlag von zehn Euro pro Kind keine Verbesserung ist. Deutschland, zumindest das, was davon übriggeblieben ist, setzt einfach andere Prioritäten als die Sicherung der eigenen Kultur durch entsprechend geeignete Erben. Da werden quasi über Nacht Milliarden zur Begleichung der Schulden Amerikas über den Großen Teich geschoben, mit Milliardenaufwand läuft das Sozialisierungsprojekt Afghanistan, die modernsten U-Boote der Welt werden mehr als 60 Jahre nach dem Sündenfall verschenkt - es gäbe noch viele Beispiele.

Die Kosten der Kindererziehung aber sind mit Arbeit einfach nicht mehr zu tragen. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, daß Eltern, beide mit Hochschulabschluß und in Arbeit, nicht mehr als zwei Kinder vernünftig und angemessen großziehen können. Uns fehlen einfach 500 Euro im Monat für ein weiteres Kind. Welche Beweggründe auch immer in der DDR und bei den Nazis zur Förderung des Kinderreichtums geführt haben - das Ergebnis zählt.

Alexander Nestler, Leipzig

 

 

Zu: "Landeshauptmann der Herzen" von Hinrich Rohbohm, JF 44/08

Ein Menetekel für Deutschland

Die Beisetzung Jörg Haiders war ein Menetekel für das politische System in Deutschland, auch - wenn auch weniger - für das in Österreich. Dort hatte man nämlich immerhin Stil genug, den Landeshauptmann, der das Bundesland Kärnten über zehn Jahre lang überaus erfolgreich regiert hatte und der weit über die Landesgrenzen hinaus populär war, in einer Weise zu Grabe zu tragen, wie sie unter zivilisierten Menschen und im diplomatischen Rahmen üblich ist. Sicher war der österreichischen Regierung dabei bewußt, daß Haider im Volk beliebt war wie kein Zweiter. Der deutsche Weg des Ignorierens, des Diffamierens und der rüpelhaften Wählerbeschimpfung hat sich für sie deshalb schon im eigenen Interesse verboten.

Das Menetekel liegt in der Botschaft der Menschen, die von diesen Systemen regiert werden. Sie wurde in sehr emotionalen Gesten zum Ausdruck gebracht, durch Blumenmeere, Tränen, Warteschlangen vor dem Sarg, und sie lautet: "Wir wollen von Menschen regiert werden, die uns kulturell nahe sind, die auf unsere Argumente eingehen und denen wir vertrauen."

Joachim Reuter, Mönkeberg

 

Verläßlichkeit fehlte ihm

Jörg Haider verstand es wie kein Zweiter, sich zum Sprachrohr der schweigenden Mehrheit der Bevölkerung zu machen; einer immer zorniger werdenden Mehrheit, die hilflos mitansehen muß, wie in der politischen Debatte regelmäßig absurde Weltanschauungen über den gesunden Menschenverstand obsiegen. Freilich, eine Eigenschaft fehlte Haider völlig: Verläßlichkeit. Hätte er die besessen, wäre aus ihm vielleicht ein wirklich großer Staatsmann geworden.

Stephan Zankl, München

 

Volkstümlicher Gegenentwurf

Jörg Haider wurde gehaßt und geliebt, weil er nach seiner Wahl zum Bundesparteiobmann der FPÖ den elitären, realitätsfernen Politikern des Machtfilzes einen volkstümlichen Gegenentwurf präsentiert hat. Freiheit der Kultur statt sozialistische Staatskünstler, Freiheit der Meinungen statt Gesinnungsdiktat - das waren die gefährlichsten Ansätze Haiders für die "Progressiven" an der Macht in den neunziger Jahren. Seine Qualitäten als Landeshauptmann wissen die Bürger in Kärnten am besten zu beurteilen.

Haider wird auch in Deutschland nicht vergessen werden, weil er gezeigt hat, daß es möglich ist, die scheinbar übermächtige breite Front der Regierenden aufzubrechen - der Freiheit zuliebe.

Karsten Lohmann, Hildesheim

 

Ein Deutschösterreicher

Es wäre zu ungenau gesagt, würde Jörg Haider als "gewöhnlicher" Rechtsaußen in die Zeitgeschichte eingehen. Er war ein rechter Deutschösterreicher, der nicht vergessen hat, daß sein Land, sein Österreich sich nach dem k.u.k.-Zusammenbruch selbst als Deutsch-Österreich bezeichnet und als dieses 1919 einen Sondergesandten nach Weimar entsandt hat, um dort den Zusammenschluß mit dem Deutschen Reich verfassungsmäßig zu machen.

Benno Griebel, Altomünster

 

 

Zu: "Opfer der Medien" von Felix Krautkrämer, JF 43/08

Der Charakter des Volkes

Das tragische Schicksal von Karl Tausch hat mich schockiert. Die Prozesse gegen die greisen deutschen Kriegsveteranen sind Schlaglichter eines hektischen Endspurts besonders der italienischen Justiz, um die ohnehin geächtete deutsche Kriegsgeneration rechtlich und moralisch noch einmal zu verurteilen. Dabei scheinen beweiskräftige Indizien keine Rolle zu spielen. Namensgleichheiten und andere Zufälle befördern dann die Sündenböcke vom Altersheim auf die Anklagebank. Daß die Folgeverfahren in Deutschland ohne rechtskräftige Beweislage erfolgen, ist tragisch. Wenn dann die Medien unreflektiert die Opfer vorverurteilen und eine Hetzmeute einen 85jährigen bedrängt, verwundert es nicht, daß der einsame Kampf eines Hilflosen im Selbstmord endet.

Wer schützt diese Menschen vor Vorverurteilung und gesellschaftlicher Vogelfreiheit? Wo ist der Aufschrei der Zivilgesellschaft, die sonst gegen jede Ungerechtigkeit antritt? Unbelehrbare RAF-Terroristen, andere gewalttätige Linksextremisten und radikale Islamisten haben keine Anfeindungen von Gutmenschen zu befürchten. Wie steht es um den Charakter eines Volkes, das so brutal mit der Generation umgeht, die soviel für ihre Heimat gelitten hat und der wir unseren Aufstieg zu einer großen Industrienation und den damit verbundenen Wohlstand zu verdanken haben?

Oliver Keller, Großbeeren

 

 

Zur Meldung: "Preußische Treuhand kündigt neue Klage an", JF 43/08

Zweimal betrogen

Im Namen meiner Mutter bin ich einer der Kläger, und zwar - wie so gerne in den Medien genannt - der "jüdische Kläger". Meine Familie wurde zweimal betrogen, zuerst von den Nazis, die den Besitz "arisiert", und dann von Polen, die den Besitz geraubt haben, um später das Raubgut an eine englische Firma zu veräußern. Gemeint ist hier eine Seifenfabrik in Breslau, heute im Besitz der englischen Firma Cussons. Ich werde schon der Gerechtigkeit wegen nicht aufgeben, um unseren Besitz zu kämpfen, der außer dieser Fabrik noch ein Haus und ein Innenstadtgrundstück in Breslau sowie ein Haus mit 18 Hektar Land bei Waldenburg umfaßt. Wenn der Raub durch Polen rechtens war, dann ist die BRD gefordert.

Hans-Joachim Goldschmidt, Berlin

 

Lachen sie sich ins Fäustchen?

Dieses Straßburger Urteil ist kein Rechts-Urteil, es ist ein politisches Urteil zuungunsten der Deutschen - weil sie den Krieg verloren haben, wie es immer so heuchlerisch entschuldigend heißt. Natürlich jubeln nun die Polen, atmen auf, wissen sie doch, daß sie unrechtmäßig in geraubtem Eigentum leben.

Vielleicht lachen sich jedoch auch Merkel und Steinmeier heimlich eins ins Fäustchen; schließlich hat die deutsche Regierung nach der Wiedervereinigung den Landsleuten, die nach dem Krieg in Mitteldeutschland von den Sowjets enteignet und vertrieben wurden, unrechtmäßig ihr Eigentum auch nicht zurückgegeben. Es gab wohl in diesem Falle ebenso keine "rechtliche oder faktische Kontrolle". Auch diese Handlung ist eine Verletzung des Grundrechts auf Eigentum.

Barbara Berger, Dortmund

 

 

Zu: "Mythos der geschlossenen Front" von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 43/08

Verfälschung

Der Autor erwähnt in seinem Artikel die Bedeutung des Islam und konstatiert, daß Islam eigentlich "Unterwerfung" bedeute. Hier die richtige Erklärung: Die Wortwurzel des arabischen Begriffs "Islam" ist die gleiche wie die von Frieden (salam) und Ergebenheit (taslim).

Daher ist folgende Beschreibung ein erster Ansatz zum Verständnis des Islam: Frieden (salam) im Herzen erreicht man nur durch Ergebenheit (taslim) in den Willen Gottes; und damit Freiheit von der Herrschaft von Menschen, die sich neben oder über das Gebot Gottes stellen.

Wenn Schmidt-Ahmad von "Unterwerfung" spricht ohne Hinzufügung "unter den Willen Gottes", ergibt sich eine Sinnverfälschung in Richtung von Aggression.

Sabine Kraiß, Würzburg

 

 

Zu: "Ideologischer Irrglaube" von Michael Paulwitz, JF 44/08

Brauchen neue Familienpolitik

Das ist ein Ergebnis verblendeter Gutmenschenpolitik, die Multikulti als Antwort auf eine seit Jahrzehnten verfehlte Familienpolitik darstellt. Auf der einen Seite ergehen sich gewisse Politiker und Parteien darin, ständig über die Benachteiligung deutscher Frauen zu sinnieren, während auf der anderen Seite Ehe und Familie in den Boden getrampelt werden. Scheidung, Unterhalt und weibliche Selbstverwirklichung nehmen potentiellen Vätern in Deutschland jede Lust, sich zu binden und Kinder in die Welt zu setzen. Diese sprach- und kinderlose Nische soll dann von Migranten anderer Nationalität und anderen Glaubens aufgefüllt werden. Wir brauchen dringend eine neue Familienpolitik in Deutschland, in der Sicherheit im Eheversprechen und damit auch den Kindern gegenüber gegeben ist. Migranten fluten lediglich das Land und jagen uns irgendwann hinaus, weil unsere Politiker einfach zu dumm sind, das zu erkennen und entsprechend zu handeln. Es ist mit Sicherheit schon kurz nach zwölf, aber noch nicht ausweglos.

Wilfried Rohrmann, Attendorn

 

 

Zu: "Fragebogen: Peter Stamm", JF 43/08

Etwas Eigenes erkennen lassen

Dies ist einmal eine gute Beantwortung Ihres Fragebogens: Hier hat mal jemand über die Fragen als solche nachgedacht, hat sich über die sonst leider zu klischeehafter, uninteressanter und einfach langweiliger Ausfüllung verleitende Banalität der Fragen hinweggesetzt und etwas Eigenes erkennen lassen. Hut ab!

Ansonsten neige ich eigentlich zur Absetzung dieser Rubrik, weil auch von sonst beachtlichen Persönlichkeiten nur ganz ausnahmsweise beachtliche Antworten zu lesen waren.

Cornelius Werhahn, Kirchnüchel

 

 

Zu: "Armee ohne Seele" von Karlheinz Weißmann, JF 43/08

Unsägliche Diskussion beendet

Das Eiserne Kreuz ist nicht "in den Weltkriegen als deutsche, nicht mehr nur preußische Auszeichnung" verliehen worden. Die Aussage trifft nur auf den Zweiten Weltkrieg zu. Im Ersten Weltkrieg wurde das EK als preußische Auszeichnung neu (wieder) gestiftet, wie auch das schwarz-weiße Ordensband zeigt. Wäre es von Wilhelm II. nicht in seiner Eigenschaft als preußischer König, sondern als deutscher Kaiser neu gestiftet worden, hätte es auch damals schon das Band in den schwarz-weiß-roten Reichsfarben erhalten.

Die unsägliche Diskussion um eine Neustiftung für die gegenwärtigen Einsätze der Bundeswehr ist jetzt zum Glück beendet. Die Befürworter hatten, wohl ohne es zu bedenken, gegen jede Tradition der Auszeichnung argumentiert. Seit der erstmaligen Stiftung war das EK stets nur für die Auszeichnung in Kriegen um die Existenz des Staates vorgesehen. Nicht umsonst unterblieb die Neustiftung für den innerdeutschen Bruderkrieg von 1866; von den Kolonialfeldzügen in Afrika oder dem Chinaeinsatz beim Boxeraufstand ganz zu schweigen.

Ernst S. von Heydebrand, Vallendar

 

 

Zu: "Ein Fabeltier seiner Zeit" von Mirko Klein, JF 43/08

Brillante Quellensammlung

Herzlichen Dank für diesen Artikel. Ich bin derzeit bei der Lektüre des ersten Bandes "Jugend des Kaisers". Bereits nach der Einleitung war mein Urteil des Buches dasselbe, das sich bei weiterer Lektüre immer mehr bestätigte: auf der einen Seite eine akribische Auswertung sämtlicher Hofkorrespondenz der betreffenden Zeit - von daher einzigartig und sehr wertvoll zu lesen, um ein Gefühl der Epoche zu bekommen. Auf der anderen Seite die Schlußfolgerungen und Bewertungen Röhls, die wohl schon vor seinem Aktenstudium betoniert gewesen sein mußten, da sie den angeführten Zitaten allzu oft zuwiderlaufen und gebetsmühlenartig die politisch korrekte Ansicht über Wilhelm II. einpauken. Insgesamt eine gefährliche Mischung, insbesondere für junge und unerfahrene Leser.

Wer allerdings den eigenen Verstand noch nicht ganz ausgeschaltet hat, wird nach der Lektüre meist zu entgegengesetzten Ansichten als Röhl gelangen. Schriebe man das Werk um und ließe alle Schlußfolgerungen und Bewertungen Röhls weg, läge eine brillante Quellensammlung der Zeit vor.

Ulrike Hagge, Schwabstedt

 

 

Zu: "Dem Mehrheitswillen getrotzt" von Clemens Taeschner, JF 44/08

Sätze der Kalifen

Wer sich auch nur ein wenig mit dem - nach eigenen Angaben - "Renaissance-Islam" der Ahmadiyya beschäftigt hat, kennt den Satz des Gründers dieser Reformbewegung, Hazrat Mirza Ghulam Ahmad: "Ich bin gekommen, das Kreuz zu brechen und das Schwein zu vernichten." Und der zweite Kalif, Hazrat Mirza Bashir-ud-Din Mahmud Ahmad, verkündet bis heute unwidersprochen: "Der Wiederaufstieg des Islam wird in unserer Zeit die vollständige Vernichtung der Lehrsätze des heutigen Christentums herbeiführen."

Agnes Straub, Karlsruhe

 

 

Zu: "Kein Dritter Weg" von Hans-Olaf Henkel, JF 43/08

Dritte Wege diskutieren

Die gegenwärtige Krise ist definitiv keine des herrschenden Wirtschaftssystems, also der Marktwirtschaft, sondern eine des korrespondierenden Geldsystems, des zinsbasierten Kapitalismus.

Enorme Buchgeldschöpfungen, gigantische Kapitalakkumulationen und globale Konzentrationsprozesse führen zwangsläufig zu zyklischen Krisen einer hochgradig vernetzten, monokulturalisierten Weltwirtschaft.

Wenn es der Menschheit nicht bald gelingt, ein Geldsystem zu erschaffen, das nicht darauf angewiesen ist, ein ewiges Wachstum in einer endlichen Welt zu generieren, wird die letzte Hoffnung auf eine Selbstregulation von Mensch und Natur aufgegeben werden müssen.

Die JF sollte schleunigst in eine Diskussion über "Dritte Wege" einsteigen.

Björn Höcke, Bornhagen

 

 

Zu: "Aktenlage läßt keine Rückschlüsse zu" von Hans Joachim von Leesen, JF 43/08

Über Vergleiche und Analogien

Man muß schon seinen Realitätssinn sehr unterdrücken, wenn man lediglich die irgendwie "amtlich" belegten Opfer gelten lassen will. Nur zu Erinnerung: Dresden war zur Zeit der Angriffe mit kaum geschützten Flüchtlingen aus dem Osten überbelegt. Die Zahl der Kernstadtbewohner, zuzüglich dieser Flüchtlinge, wird mit über 500.000 abgeschätzt.

Eine glaubwürdige Basis für eine Schätzung der Zahl der Opfer liefern Vergleiche und Analogieschlüsse. Bei der Zerstörung der Zwillingstürme in New York wurde von den etwa 3.000 Opfern, deren Zahl man ja friedensmäßig ermitteln konnte, nur ein geringer Prozentsatz gefunden und identifiziert. Wie in Dresden war nach den mechanischen Zerstörungen und den Bränden nichts anderes zu erwarten.

Prof. Werner Auer, Wiesenbach

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