© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/08 28. November 2008

Kämpfer für die Wiedervereinigung
Medien: Dem Journalisten Karl Feldmeyer zum siebzigsten Geburtstag / Langjähriger Hauptstadtkorrespondent in Bonn und Berlin
Detlef Kühn

Ein politischer Korrespondent der einflußreichsten seriösen deutschen Zeitung in der Hauptstadt der Bundesrepublik ist ein mächtiger Mann - ob er das will oder nicht. Er kann zwar weder etwas entscheiden noch gar anordnen. Aber er kann jeden Tag die Öffentlichkeit auf Probleme aufmerksam machen, die die politischen Entscheidungsträger am liebsten unter den Teppich kehren würden. Er kann an nicht eingehaltene Versprechen erinnern, die andere Leute mit dem Mantel des Vergessens bedecken wollen. Und er kann Argumente in das Licht der Öffentlichkeit befördern, von denen die Entscheidungsträger inständig hoffen, daß sie niemandem einfallen mögen.

All das hat Karl Feldmeyer, der an diesem Sonntag sein 70. Lebensjahr vollendet, als politischer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Bonn und zuletzt in Berlin über dreißig Jahre lang sehr erfolgreich getan. Seine Spezialgebiete waren die Deutschlandpolitik, die Verteidigungspolitik und nicht zuletzt die Politik der CDU/CSU mit all ihren Facetten. Die ungezählten Beiträge, die er auf diesen Politikfeldern beigesteuert hat, haben dem ausgebildeten Historiker schon jetzt viele Zitate und Fußnoten in einschlägigen zeitgeschichtlichen Büchern eingetragen.

Er hat die Politik nicht nur kritisch begleitet, sondern ohne Zweifel auch beeinflußt. Das gilt vor allem für die Deutschlandpolitik, für die Wiedervereinigung, die ihm, dem gebürtigen Schwaben, dem manch einer das nicht ohne weiteres zutrauen würde, immer eine besondere Herzensangelegenheit war. Hier war er unerbittlich und ließ sich nichts abhandeln, auch und gerade wenn er merkte, daß  Absagen an eine Wiedervereinigungspolitik mit vermeintlich "europäischen" Argumenten getarnt werden sollten. Für ihn endete weder Deutschland noch Europa an der Elbe.

Diese wahrhaft europäische Haltung, die auf einer festen nationalen Grundlage beruht, stand seit den siebziger Jahren in  deutlichem Gegensatz zum Zeitgeist und zu dem, was man in der alten Bundesrepublik unter "Westbindung Deutschlands" verstand. Feldmeyer gab in der FAZ all denen eine Stimme, für die Wiedervereinigung und Westbindung kein Gegensatz war. Und er trat all denen energisch auf die Füße, die glaubten, unter Berufung auf "Europa" auf eine operative Wiedervereinigungspolitik verzichten zu dürfen.

Diese Einstellung trug ihm in den achtziger Jahren die unverhohlene Abneigung Helmut Kohls ein. Der später sogenannte "Kanzler der Einheit" war sich nicht zu schade, bei Feldmeyers Vorgesetzten in Frankfurt auf seine Abberufung aus Bonn zu dringen. Es gehört zu den Ruhmesblättern der FAZ, daß diesem Druck ganz selbstverständlich und unspektakulär widerstanden wurde.

An Ehrungen hat es Karl Feldmeyer selbstverständlich nicht gefehlt. Schon frühzeitig erhielt er den renommierten und daher unter Journalisten besonders begehrten Theodor-Wolff-Preis  für seine Berichterstattung über die Lutze-Wiegel-Affäre in den siebziger Jahren, als es dem Osten gelang, zwei Spione ausgerechnet in der Geheimregistratur des Bundesministeriums der Verteidigung zu etablieren, was den damaligen Verteidigungsminister Georg Leber (SPD) letztlich das Amt kostete.

Vor zwei Jahren erhielt Feldmeyer den Theodor-Wolf-Preis erneut, diesmal für sein Lebenswerk, das sein publizistisches Engagement in den Jahren nach seinem alterbedingten Ausscheiden aus der FAZ - also auch in der JUNGEN FREIHEIT - einschließt. Besonders gefreut hat ihn die Verleihung des Ehrenkreuzes der Bundeswehr in Gold, das nur selten an Zivilisten vergeben wird. Die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands, die Feldmeyer nur in der Nato gewährleistet sah und noch immer sieht, und damit das Wohl der Bundeswehr und ihrer Soldaten standen stets im Mittelpunkt seines journalistischen Wirkens.

Karl Feldmeyer, in Mindelheim geboren und familiär verankert, fühlt sich dennoch Preußen, seiner Geschichte und vor allem den sogenannten preußischen Tugenden, die ja die Grundlage aller erfolgreichen Staaten bilden, besonders verbunden. In seinem Buch "Schwierige Heimkehr" (JF 26/97) hat er den Vertretern ostelbischer Adelsfamilien ein Denkmal gesetzt, die nach der Wiedervereinigung in die vom Kommunismus verwüsteten Dörfer Mitteldeutschlands zurückgekehrt sind, wo sie sich nicht nur mit Relikten ideologisch bedingter Denkweisen, sondern vor allem mit einem angeblichen Rechtsstaat herumschlagen mußten, der glaubte, auf eine Rückgabe des ihnen oder ihren Vorfahren geraubten und jetzt im Staatsbesitz befindlichen Eigentum verzichten zu dürfen. Feldmeyer sieht darin zu Recht nicht nur einen unverzeihlichen politischen Fehler, sondern die Unterminierung des rechtsstaatlichen Bewußtseins weiter Bevölkerungskreise. Die JUNGE FREIHEIT und viele ihrer Leser wissen die Prinzipienfestigkeit Karl Feldmeyers zu schätzen.

Foto: Karl Feldmeyer mit dem Theodor-Wolf-Preis für sein Lebenswerk: Deutlicher Gegensatz zum Zeitgeist

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen