© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/08 28. November 2008

Diktat der Extremisten
Burschenschaft wird von Festkommers ausgeladen
Torsten Uhrhammer

Beim diesjährigen Verbändekommers der Vereinigung Hamburger Akademikerverbände (VAH) blieben vergangenen Freitag einige Stühle unbesetzt. Der Grund: Die Veranstalter sahen sich gezwungen, die Burschenschaft Germania vom Festkommers auszuladen. Auslöser war ein Offener Brief des "Hamburger Bündnis gegen Rechts". Darin forderten die Verfasser unter besonderem Hinweis auf die Teilnahme der "extrem rechten" Burschenschaft Germania das Logenhaus auf, "den Veranstaltern des Verbändekommers keine Räumlichkeiten zu stellen". Bedrängt durch einen Artikel der Hamburger Morgenpost ("Neonazis im Logenhaus") und von der Drohung der Arbeitsgemeinschaft für Strafverteidiger, sich nicht mehr in die Räumlichkeiten der Loge einzumieten, sah sich Altlogenmeister Gerd-Wilhelm Rottgardt unter Druck, VAH-Chef Ernst Riechert darum zu bitten, die Germanen von dem Kommers auszuschließen.

Das "Bündnis gegen Rechts" wird vom Hamburger Verfassungsschutz unter der Rubrik "Linksextremismus" subsumiert und vom DKP-Aktivisten Olaf Harms angeführt. Der Kommunist fiel bisher vor allem durch verharmlosende Kommentare zum DDR-Unrechtsregime auf. Selbst die radikal linke Zeitschrift analyse & kritik schreibt mit Blick auf Harms und die DKP-Genossen, sie "stehen für eine Linke, die aus der eigenen Geschichte und den eigenen Fehlern nichts, aber rein gar nichts gelernt haben". Auch Reinhard Bütikofer war entsetzt: "Die Linkspartei legt im Umgang mit ihrer stalinistischen Tradition Doppelstandards an. Was ist mit dem Kandidaten Harms in Hamburg - muß der erst gewählt werden, damit man ihn ausschließt?" so der damalige Grünen-Chef mit Blick auf Harms' Kandidatur auf der Liste der Linkspartei.

Nun steht das liberale Logenhaus zwar nicht in dem Ruf, sich von Extremisten diktieren zu lassen, an wen es vermietet und an wen nicht. Doch die Kombination aus Rechtsextremismus-Vorwürfen und drohenden Einnahmeverlusten ließen den Logenmeister wanken. Riechert versuchte also, die Germanen zu einem gesichtswahrenden Verzicht zu bewegen, doch die lehnten ab ("Wir haben uns nichts vorzuwerfen"). Daraufhin stand der frühere Richter Riechert, für den die Germanen "sehr rechts, aber auf dem Boden des Grundgesetzes" stehen, vor der Abwägung, die ganze Veranstaltung zwei Tage vorher abzusagen oder aber die Burschenschaft auszuladen. Er entschied sich "schweren Herzens" für die Ausladung.

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