© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/08 28. November 2008

Frisch gepresst

Krieger. Der Berliner Journalist Jan von Flocken setzt mit dem dritten Band "Von Alexander bis Rommel" den Schlußpunkt unter seine Porträtreihe über "Große Feldherren der Weltgeschichte" (Kriegertaten. Kai Homilius Verlag, Berlin 2008, gebunden, 190 Seiten, Abbildungen, 16,90 Euro). Abgesehen von Alexander, Marcus Agrippa und Heinrich V. von England liegt der Schwerpunkt auf der neueren Militärgeschichte, die der Autor in knappen, durch unbekannte Anekdoten spannend erzählten biographischen Abrissen auf Friedrich den Großen, George Washington, Napoleon I., Blücher, Hindenburg, Dönitz und Rommel konzentriert. Verfechter der politischen Korrektheit hätten gerade bei den Letztgenannten keine Mühe, von Flocken als "Apologeten" anzuklagen. Der Hinweis, der vermeintlich "preußisch-deutsche Militarismus" habe 1914 keineswegs gezielt auf den Krieg hingearbeitet, oder die beiläufige Bemerkung, im November 1918 hätten "linke Sozialdemokraten" und "Politkriminelle" die Revolution ausgelöst, dürfte dem Zeitgeist sowenig behagen wie der Abspann des Dönitz-Porträts, wo sich ein britischer Historiker für die "schändlichen Nürnberger Gerichtsverfahren" gegenüber dem 1980 verstorbenen Großadmiral entschuldigt. Dem Reiz der Lektüre sind derartige "Provokationen" nicht abträglich.           

 

Tierschutz. Es ist so eine Sache mit den nationalsozialistischen Kontinuitäten. Ein Bruch mit ihnen ist zwar zwingend erforderlich, schwierig gestaltet sich dies jedoch, wenn durchaus sinnvolle und nützliche Errungenschaften ihren Ursprung zwischen zwischen 1933 und 1945 haben. Eva Herman kann nach ihrem Autobahn-Vergleich ein Lied davon singen. Ähnlich dürfte es sich mit dem Thema "Tierschutz im Dritten Reich" (Wara Verlag, Müllheim 2008, broschiert, 317 Seiten, 19,95 Euro) verhalten. Denn das ethisch begründete Reichstierschutzgesetz von 1933 war vorbildlich für seine Zeit und hat Auswirkungen auf tierschutzrechtliche Bestimmungen bis heute. Das zumindest ist das Resultat einer umfassenden Untersuchung zum Thema Tierschutz und Nationalsozialismus. Allerdings konzentriert sich die Arbeit des Historikers Daniel Heintz ausschließlich auf den Tierschutz und verzichtet bewußt auf eine kritische Gesamtbewertung des Nationalsozialismus. Zwar ist sich der Autor der Diskrepanz zwischen Tier- und Menschenrechten unter Hitler durchaus bewußt, allerdings habe er eine "objektive, vorurteilsfreie und kritische Darstellung" jenseits aller "politischen Korrektheiten" vorlegen wollen. Wenn deshalb Heintz über weite Teile eine notwendige kritische Distanz vermissen läßt, was schon die Aufmachung erahnen läßt, bietet er jedoch eine imposante Sammlung an bislang unbekannten Fakten und unveröffentlichten Quellen.

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