© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/08-01/09 19./26. Dezember 2008

"Ideologie statt Information"
Evangelikale: Streit um Aussagen zum Christival
(idea)

Zu einer heftigen Kontroverse ist es zwischen der Deutschen Evangelischen Allianz und der Bundeszentrale für politische Bildung gekommen. Anlaß sind schwere Vorwürfe, die der Präsident der Bundesbehörde, Thomas Krüger, und das von ihr finanziell unterstützte Schülermagazin Q-rage gegen die evangelikale Bewegung gerichtet haben.

Das Blatt mit einer Auflage von einer Million Exemplaren veröffentlichte einen Beitrag über den Jugendkongreß Christival, der im Frühjahr in Bremen stattfand (JF 20/08). Fast 20.000 Jugendliche hätten vier Tage lang "Bremen unsicher" gemacht. Die Teilnehmer seien "gegenüber Andersgläubigen durchaus intolerant" eingestellt gewesen. Evangelikale verbreiteten "erzkonservative, zum Teil verfassungsfeindliche Ideologien".

In einem an 20.000 Schulen gerichteten Empfehlungsschreiben für das Magazin schreibt der Präsident der Bundeszentrale: "In der Zeitung finden sich interessante Informationen, wie islamistische und evangelikale Gruppen, die wichtige Freiheitsrechte in Frage stellen, Jugendliche umwerben."

Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb, wertete die Äußerungen als "Agitation gegen entschiedene Christen". Krüger rücke Evangelikale ohne Begründung in die Nähe von Verfassungsfeinden. Die Bundeszentrale vermittle Ideologie statt Information. Als verleumderisch wertet Steeb auch den Beitrag über das Christival in dem Schülermagazin. Der Artikel sei voller falscher Behauptungen und verdrehe die Tatsachen.

Unterdessen hat sich die Bundeszentrale von dem Q-rage-Artikel distanziert. Sie halte diesen Beitrag "in seiner Einseitigkeit und Undifferenziertheit für gänzlich unakzeptabel", sagte Krüger. Eine Gleichsetzung der evangelikalen Bewegung mit dem christlichen Fundamentalismus sei unangemessen und nicht zutreffend. Krüger richtete auch einen Brief an die Schulen, die die Q-rage-Ausgabe erhalten haben, und an Steeb. Darin heißt es: "Sollte durch mein Empfehlungsschreiben der Eindruck entstanden sein, die in dem Artikel dargelegte Position werde von mir oder der Bundeszentrale für politische Bildung geteilt, so bedaure ich das sehr und entschuldige mich ausdrücklich."

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