© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/08-01/09 19./26. Dezember 2008

Meldungen

Unterm Regime des New Public Management

FRANKFURT. Reichlich naiv mutet die Einsicht an, die Friedhelm Neidhart über die als "Rating" getarnte, ökonomisch motivierte Effizienzkontrolle deutscher Forschung und Lehre zum besten gibt: Es könnte "Steuerungseffekte" geben bezüglich "Reputation, Status und natürlich Geld" (Soziologie, 3/08). Mit der "Forschungsfreiheit" sähe es dann problematisch aus, weil Wissenschaftler ihre Arbeit an Kriterien ausrichten würden, "mit denen sie folgenreich gemessen werden", um "Ressourcenverknappung" zu entgehen. Ob solche Effekte sich schon eingestellt hätten, vermag Neidhart nicht zu sagen, da bislang keine "instruktiven Studien über Bedingungen und Wirkungen von Steuerungen durch Evaluation" vorlägen. Immerhin sei beim Wissenschaftsrat aber angeregt worden, Forschungen über "Rating-Folgenabschätzungen" zu initiieren, um in einer Universitätslandschaft unter dem Regime des "New Public Management" die "Integrität der Wissenschaft auch nach außen hin stärker zu schützen als bisher".

 

Migranten: Hauptschule als Gewaltverstärker

WIESBADEN. Zwischen Fakten und Wünschbarkeiten können Dirk Baier und Christian Pfeiffer sich nicht immer entscheiden. So ist ihre Studie zur "Kriminalitäts-entwicklung bei nichtdeutschen und deutschen Jugendlichen" mit dem resümierenden Titel "Besser als ihr Ruf" überschrieben (Vorgänge. Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, 3/08), doch viel von ihrem Zahlenmaterial will nicht zu diesem sozialpädagogischen Optimismus passen. Tatsache bleibt, daß die Gewaltbereitschaft bei ausländischen Jugendlichen höher ist als bei Deutschen, daß sie häufiger als junge Deutsche mit Gewalttaten auffallen. Das könnte "noch weiter reduziert" werden, wenn vornehmlich türkisch-arabischen Jugendlichen der Zugang zu höherer Bildung erleichtert würde. Ein Vergleich zwischen Hannover und München scheint zu dieser Hoffnung zu berechtigen: Während in Hannover nur noch ein Viertel der jugendlichen Migranten die Hauptschule durchläuft, ist sie in Bayerns Metropole deren "wichtigste Schulform". Da der Hauptschulbesuch aber als "eigenständiger Verstärkungsfaktor von Jugendgewalt" gelten müsse, sei es nicht verwunderlich, wenn seit 1998 unter dieser Gruppe in München ein "signifikanter Anstieg der Gewaltbereitschaft" zu registrieren sei.

 

Erste Sätze

Jede neue Zeitwende wird von Krisenerscheinungen begleitet: alte Formen zerfallen, neue wollen werden.

Edgar Julius Jung: Deutschlands Weg an der Zeitenwende, Berlin, 1932 www.oeaw.ac.at

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