© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/08-01/09 19./26. Dezember 2008

Leserbriefe

Zu: "Unverantwortlich" von Volker Kempf, JF 50/08

Weiterentwicklung versäumt

Bei heutigen Kernkraftwerken liegen die Brennstoffkosten pro erzeugter Kilowattstunde unter 10 Prozent, während sie bei einem Kohlekraftwerk über 60 Prozent liegen. Anders ausgedrückt: Bei einem Kernkraftwerk schlagen in erster Linie die Anlagenkosten zu Buche, bei einem Kohlekraftwerk sind es vor allem die laufenden Betriebskosten für den Brennstoff. Selbst eine Vervielfachung der Kosten für den "Brennstoff" Uran würde die Kosten für eine erzeugte Kilowattstunde in einem derartigen Kraftwerk nur geringfügig erhöhen.

Es ist unverantwortlich, in unserem hochindustrialisierten Land diese riesige Energiequelle ungenutzt zu lassen. In Deutschland wurde nicht nur die technische Möglichkeit der Kernspaltung 1938 entdeckt, sondern für ausnahmslos friedliche Zwecke zu einer weltweit anerkannten Technik mit extrem hohen Qualitätsstandard entwickelt. Leider wurde in den vergangenen zwei Jahrzehnten aus politischen Gründen eine Weiterentwicklung versäumt. Wir könnten heute Kernkraftwerke mit einem Sicherheitsstandard haben, der selbst Terrorangriffen trotzen könnte. Derartige Anlage wurden letztlich von rot-grüner Politik verhindert.

Werner Frey, Blaubeuren

 

 

Zu: "Dahinter steckt etwas anderes", Interview mit Oguz Ücüncü, JF 51/08

Keine nationale Minderheit

Das Gespräch mit Herrn Ücüncü füllt einen mit Wut und Widerwillen. Sehr mutig, daß Sie auch solche politischen Gegner zu Wort kommen lassen - aber bitte nicht jede Woche. Das hielte man nicht aus. Die türkischen Ausländer begreifen nicht, daß sie keine nationale Minderheit darstellen und keinerlei Anrecht auf Privilegien haben.

Nahne Bienk, Wiesbaden

 

 

Zu: "Günstlinge der Götter" von Harald Harzheim, JF 50/08

Die Quelle derartiger Dinge

In dem ansonsten sehr lesenswerten Beitrag wird leider auch behauptet, die Wirtschaftsliberalen hätten ("natürlich!") Probleme mit einer "Demokratisierung des Höchstalters", sähen "unbezahlbare Renten und Krankenversicherungen" kommen und würden "am liebsten alle indischen Geister und Dämonen zum frühzeitigen Morden anstiften". Hierzu folgende Feststellung: Gerade die Wirtschaftsliberalen lehnen staatliche Zwangsversicherungen wie auch das Morden (oder das Hoffen darauf) zu gesellschaftspolitischen Zwecken vehement ab. Derartige Dinge sind vielmehr Ausfluß staatssozialistischer Ideologie und totalitärer Menschenverachtung. Als "Wirtschaftsliberaler" wünsche ich dem Autor ein langes und erfülltes Leben, Gesundheit und Schaffenskraft sowie eine gehörige Portion (Alters-)Weisheit.

Ronny Weber, Zwickau

 

 

Zu: "Deutschland bekommt sein Herz zurück" von Dieter Stein, JF 50/08

Deutsch im geistigen Sinne

Ich kann das "Herz Deutschlands" geographisch/materiell nicht verorten. Überhaupt hat Berlin erst seit knapp 140 Jahren eine Hauptstadtfunktion für Deutschland - und leider mit fast immer ungünstigen Resultaten.

Das Herz Deutschlands spüre ich vor allem im geistigen Sinne: die Kultur, die Sprache, die regionalen Besonderheiten (auch die Dialekte), die Geschichte, die Musik, die Landschaften, Philosophie, Spiritualität und vieles mehr. Ob ich zuhause bin oder auf Reisen in Deutschland, ich spüre überall mein Land, mancherorten auch außerhalb der Grenzen der BRD.

Das Herz schlägt für mich im ganzen Land, teils sichtbar, teils unsichtbar - und nur zu einem geringen Teil in einem willkürlich genannten Gebäude in einer willkürlich genannten Stadt.

Albert Krings, Bad Fredeburg

 

 

Zu: "Unverantwortlich" von Volker Kempf, JF 50/08

Kernenergie sicher und billig

Der Aufsatz enthält Fehler zur Rohstoffgewinnung, zur Sicherheit und zur Abfall­entsorgung, die nicht unwidersprochen bleiben können. Kempf schreibt, daß der Rohstoff für den Betrieb von Kernkraftwerken, das Uran, nur aus wenigen Ländern komme. Dann zählt er aber eine ganze Reihe Länder auf. Ihm scheint nicht aufgefallen zu sein, daß keines der Länder in einer Krisenregion liegt - anders als viele Länder, aus denen wir Erdöl beziehen.

Auch das "Explodieren der Preise", das wir gerade beim Öl beobachten konnten, ist kein gutes Argument gegen Kernenergie. Das Schöne an der Kernenergie ist ja, daß relativ geringe Mengen an Rohstoffen gebraucht werden und deren Kosten beim Betrieb der Kraftwerke kaum ins Gewicht fallen. Die derzeit bekannten Vorkommen reichen für 500 Jahre. Außerdem läßt sich Uran auch aus Meerwasser gewinnen.

Auch die Abfallproblematik ist technisch gelöst. Die Abfallmengen wären mit dem "Schnellen Brüter" auf unter fünf Prozent verringert worden. Dieses Projekt wurde aus politischen Gründen gestoppt. Eine interessante Alternative zur Abfallentsorgung sind Tiefseegräben. Sie befinden sich am Rande des Pazifiks an den Stellen, an denen sich die ozeanischen Platten unter die Kontinentalplatten schieben. Dort würden Müllbehälter schnell zusedimentiert und anschließend per Plattentektonik ins Erdinnere befördert. Im Erdinneren ist so viel radioaktives Material vorhanden, daß die Atomabfälle nicht auffielen.

Genauso wie der "Schnelle Brüter" wurde der inhärent stabile Hochtemperatur-Reaktor, bei dem bauartbedingt weder ein GAU noch ein "Super-GAU" eintreten kann, aus politischen Gründen abgerissen. Würde man so einen Reaktor unterirdisch installieren, könnten auch die vielbeschworenen Terroristen mit dem Jumbo-Jet nicht mehr viel ausrichten.

Weil Kernenergie beherrschbar, billig, sicher und die sauberste Energiegewinnungsform ist, wird sie in vielen Ländern mit mehrheitlich intelligenten Menschen ausgebaut; in Deutschland aus politischen Gründen nicht, unter anderem, weil Soziologen und Philosophen ob ihrer technischen Unkenntnis Angst erzeugen.

Dr. Robert Strauß, Bretzenheim

 

Ungeheurer Aufwand

Der Beitrag enthält eine Reihe falscher und irreführender Angaben zu Gefährlichkeit, Terrorgefahr und Dauer der Nutzbarkeit von Kernenergie, auf die im einzelnen eingegangen werden müßte.

Am irreführendsten ist die Aussage, Kernenergie sei entbehrlich. Technisch ist es wohl denkbar, unseren Energiebedarf aus erneuerbaren Energien zu decken und das Klimaschutzziel zu erreichen. Der Aufwand ist aber ungeheuerlich und für unsere Volkswirtschaft tödlich: Bei Windstille und nachts müssen Windkraft und Sonnenenergie durch andere Kraftwerke ersetzt werden und sind daher wenig effizient, Bioenergie tritt in Konkurrenz zur Nahrungsmittelerzeugung, die Nutzung von Geothermie ist bezüglich des Kosten-Nutzen-Verhältnisses unerprobt, und der Preis für Energie muß auf das Niveau der tatsächlichen Kosten von unsubventionierter erneuerbarer Energie einschließlich der Kosten für Überbrückungsmaßnahmen (z. B. Pumpspeicherwerke, "intelligente Technik") ansteigen.

Andererseits erbringen abgeschriebene Kernkraftwerke, wie Jürgen Trittin neidvoll feststellte, einen Netto-Ertrag von einer Million Euro am Tag, der sich bei Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke volkswirtschaftlich weiter nutzen läßt.

Prof. Dr. Karl-Hartmut von Wangenheim, Jülich

 

Anmaßung

Der Niedergang dieses Landes wird durch Personen beschleunigt, die sich in Positionen befinden, deren Umfeld sie nicht kennen, und eben nur Meinungen vertreten; eine heutig als gängig zu beobachtende Unbescheidenheit, wenn nicht gar Anmaßung. So haben wir im Staat Lehrer für die Wirtschaft, Juristen für das Militär, Verwaltungsbeamte für die Gesundheit. Und einen Soziologen, der die Kernkraft beurteilt.

Bernd Otto, Meitingen

 

 

Zu: "Von einer Krise in die nächste" von Felix Krautkrämer, JF 50/08

Krokodilstränen

Man kann die NPD mögen oder auch nicht. Daß die JF aus ihrer Abneigung gegenüber dieser Partei der nationalen Opposition keinen Hehl macht, kann man bedauern oder auch nicht. Meinungsfreiheit lebt von Vielfalt. Doch wenn der Autor in dem Beitrag beklagt, daß die NPD nicht durch inhaltliche Beiträge, sondern durch innere Querelen auf sich aufmerksam mache, fehlen bei dieser Lachnummer noch die obligatorischen Krokodilstränen.

So ist etwa Krautkrämer zu fragen, warum denn die JF nicht über die inhaltliche Seite - und zwar durchaus kritisch - berichtet, etwa von der nationalen Politik der Fraktionen in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern, warum nicht von dem Landesparteitag in Brandenburg, der sich durch sachbezogenes Engagement wie durch breite Geschlossenheit auszeichnete?

Dr. Kersten Radzimanowski, Eggersdorf

 

 

Zu: "Terror am Taj Mahal" von Günther Deschner, JF 50/08

Alles darf geopfert werden

Deschners Darstellung, der islamistische Terror in Indien sei ein hausgemachtes Problem Indiens, gar ein Ergebnis versäumter Hausaufgaben im sozialen Bereich, muß widersprochen werden. Er ist auch kein Ergebnis kommunaler Auseinandersetzungen zwischen Moslems und Hindus. Nein, diese soziopathischen "kleinen Krieger Gottes" kämpfen für eine rein islamische Herrschaft. Und dafür darf alles geopfert werden, so insbesondere die "unreinen" Moslems oder Hindus. Indien bietet sich da an, weil die gegenwärtige Regierung die verschärften Antiterrorgesetze wieder zurückgenommen hat, mit denen der damalige Innenminister Advani auf den 11. September reagiert hatte.

Björn Fricke, Kiel

 

 

Zu: "Ein Segen für Berlin" von Christian Dorn, JF 49/08

Bau mit politischem Aspekt

Neben dem ästhetischen Aspekt der Rekonstruktion - der Vervollständigung des einzigartigen Ensembles barock-klassizistischer Bauten - hat dieses Bauprojekt von nationalem Rang auch einen betont politischen.

Rückblick: Die Sprengung des Hohenzollernschlosses 1950 - im Krieg weniger beschädigt als das in alter Pracht wiederaufgebaute Charlottenburger Schloß im Westteil der Stadt - war ein Akt beispielloser Kulturbarbarei des von unbändigem Haß auf das (wilhelminische) Preußentum durchdrungenen SED-Regimes. Zugunsten eines "Aufmarschplatzes für die Arbeiterklasse" wurde die von Schlüter und Schinkel geprägte bauhistorische Identität der Mitte Berlins ausgelöscht. Der spätere "Palast der Republik" sollte dann den (vermeintlichen) Sieg des Proletariats über das Bürgertum symbolisieren.

Ein modernistischer Bau - wie vom traditionsfeindlichen Establishment herbeigesehnt - hätte diese schändliche Tat im nachhinein sanktioniert!

Bernd Sydow, Berlin

 

 

Zu: "Nazis sind leicht zu erkennen" von Matthias Bäkermann, JF 49/08

Den Demokraten freien Lauf

Eine wirklich originelle Idee! Sie reiht sich ein in die lange Liste der bereits ein- oder mehrmals durchgeführten beherzten Aktionen gegen Rechts: kein Girokonto für Nazis, kein Hotelzimmer für Nazis, kein Zutritt für Nazis zum Rundfunk und zum Fernsehen, keine Meinungs- und Versammlungsfreiheit für Nazis, kein passives Wahlrecht für Nazis usw. Die "demokratischen Parteien" und ihre Mitglieder lassen immer wieder ihrer "demokratischen Gesinnung" freien Lauf. Sehr interessant!

Gerrit Piechottka-Zölitz, Kiel

 

 

Zum Schwerpunktthema: "Jagd auf die letzten Christen", JF 49/08

Das Abendland schläft

Herzlichen Dank für Ihre bewegenden Darstellungen und Reportagen zum Thema "Christenverfolgung heute", besonders in Ländern, in denen der Islam das Sagen hat. Sie sind die einzige deutsche (Wochen-)Zeitung, die dies auf sieben Seiten (!) thematisiert. Besonderen Dank für das Interview mit dem assyrischen Pater Emanuel Youkhana und Ihre Reportage aus dem Libanon, dem einzigen nahöstlichen Land mit einer noch vor 20 Jahren christlichen Mehrheitsbevölkerung. Ich kenne den Nahen Osten aus eigener Erfahrung gut und kann Ihre Berichte und Darstellungen nur bestätigen.

Das einstmals "christliche Abendland" aber schläft und ist zu bequem und zu feige, um sich für seine Glaubensgenossen einzusetzen.

Dr. Rolf Sauerzapf, Kassel, Vorstandsvorsitzender der Hilfsaktion Märtyrerkirche e.V

 

 

Zum Leserbrief: "Widerspruch" von Heiko Kleinke, JF 49/08

Ermessensfrage

Der Autor widerspricht in seinem Leserbrief auf das schärfste dem Vorschlag eines anderen Lesers, der die Ausweisung ganzer ausländischer Familien verlangt hat, wenn ein Familienmitglied straffällig geworden ist. Der Autor fühle sich dabei an das Prinzip der Sippenhaftung erinnert. Doch Ausweisung, also der Entzug des Gastrechtes, ist keine Sippenhaftung, schließlich soll ja niemand für einen anderen verhaftet werden.

Wenn jemand eine Familie in sein Haus einlädt, später aber einen der Gäste beim Diebstahl erwischt, so ist es verständlich und rechtmäßig, wenn er empört die ganze Familie des Hauses verweist. Es steht ihm aber auch frei, nur den Dieb auszuweisen. Es hängt von den Personen und Umständen ab und ist stets eine Ermessensfrage.

Thomas Klein, Dresden

 

 

Zu: "Letzte Ruhe nach einer langen Odyssee" von Ekkehard Schultz, JF 48/08

Zivile Opfer von Massakern

Mit Interesse lese ich Ihren Beitrag über die verspätete Beisetzung deutscher Kriegsopfer in Eger. Unverständlicherweise läßt Ihr Autor aufschlußreiche Details in Zusammenhang mit der zutiefst beschämenden Vorgeschichte der späten Bestattung sowie mit der Identität der Gebeine unerwähnt.

Der jahrelang erfolglose Kampf der Kriegsgräberfürsorge um eine würdige Beisetzung der in Pappkartons gelagerten Gebeine war nicht allein eine Folge tschechischer Vorbehalte und horrender Geldforderungen, die von der Kriegsgräberfürsorge nicht aufgebracht werden konnten. Die rot-grüne deutsche Regierung verweigerte seinerzeit jede materielle wie ideelle Hilfe.

Nach direkter Kontaktaufnahme mit der Kriegsgräberfürsorge wurde mir ausdrücklich bestätigt, daß man bei Bergung der Gebeine auf eine erhebliche Zahl ziviler Opfer von Massakern gestoßen war.

Otto Schmidt, Hamburg

 

Wahrheit zu Grabe getragen

Ihr gut gemeinter Artikel schildert leider nur teilweise die wirklichen Ereignisse. Tatsache ist aber: In Eger wird gerade die Wahrheit zu Grabe getragen. Es handelt sich bei den Begrabenen um die sterblichen Überreste von deutschen Soldaten und etwa 450 Zivilisten. Leider wurde aber dabei verschwiegen, daß zumindest ein Teil dieser Soldaten und Zivilisten tschechischen Nachkriegsverbrechen zum Opfer gefallen war. Ein Hinweis darauf wurde nirgends gebracht, und daß ein Teil der Opfer keinesfalls an Kriegshandlungen, sondern durch Verbrechen gestorben ist, wird geflissentlich verschwiegen.

Ein offizieller Vertreter der Sudetendeutschen Landsmannschaft war gar nicht erst eingeladen worden. Der hätte dann in einer Rede vielleicht doch auf die massakrierten deutschen Zivilisten und Soldaten hingewiesen, die nicht einfach "umgekommen", sondern eindeutig ermordet wurden. Der Hinweis darauf wäre ein Beitrag zu einer ehrlichen Aussöhnung gewesen. Man hat diese Chance leider vertan.

Bernhard Gübitz, Velden/Wörthersee

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