© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/09 16. Januar 2009

Lauter Verunglimpfungen
Erziehung: Die Bundeszentrale für politische Bildung finanziert eine Schülerzeitung, die Christen diffamiert und für den Islam wirbt
Fabian Schmidt-Ahmad

Es ist ein offenes Geheimnis, daß die derzeit grassierende Islamophilie des vorgeblich weltoffenen Multikulturalismus hauptsächlich durch Christenfeindlichkeit charakterisiert ist. Hinter dem Anspruch überkultureller Objektivität versteigt man sich so regelmäßig zu Verleumdungen, die einem auch schon mal auf die Füße fallen können, wie es jüngst dem Chef der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB), Thomas Krüger, widerfahren ist.

Offiziell möchte die BpB ein Verständnis für politische Sachverhalte fördern und das demokratische Bewußtsein festigen. Das klingt zwar löblich, bedeutet aber in der Praxis nichts anderes als Ideologisierung - seit Krügers Amtsantritt im Sinne des Multikulturalismus (JF 24/07). Ausdruck dessen ist beispielsweise das jährlich erscheinende Jugendmagazin Q-Rage, das dank Unterstützung der Steuerzahler mit der beachtlichen Auflage von einer Million Exemplare erscheint. Die Ausgabe 2008 wurde im Dezember mit einem Begleitschreiben Krügers an 20.000 Schulen verschickt: "In der Zeitung finden sich interessante Informationen, wie islamistische und evangelikale Gruppen, die wichtige Freiheitsrechte in Frage stellen, Jugendliche umwerben."

Tatsächlich findet sich in dem bunten Heftchen nur eine ebenso bunte Verunglimpfung des christlichen Jugendkongresses Christival (JF 20/08), auf dem angeblich "erzkonservative, zum Teil verfassungsfeindliche Ideologien" ausgelebt wurden. Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb, verlangte daraufhin eine Entschuldigung Krügers und gegenüber den Empfängern "diese Falschbehauptungen in aller Deutlichkeit klarzurücken". Inzwischen trafen sich Krüger und Steeb zu einem Gespräch. "Wir haben darüber geredet, wie man dem Wunsch nach mehr Differenzierung Rechnung tragen kann", sagte der BpB-Chef der taz, die selbst zu den Unterstützern des Magazins gehört und auch schon die Erstausgabe 2005 redaktionell betreute. Nicht ohne Grund: Der Herausgeber, das Schulnetzwerk mit dem sperrigen Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" (SOR-SMC), steht zwar laut Selbstbeschreibung "weder rechts noch links", doch ist das Projekt "von Schülern für Schüler" hochgradig ideologisiert. Also nur der übliche linke Kulturhaß?

Wer die aktuelle Ausgabe von Q-Rage heranzieht, wird verblüfft sein. Wollte ein islamischer Verband Kinder und Jugendliche in seinem Sinne indoktrinieren - er würde ein Magazin wie Q-Rage verbreiten. Schon das Titelblatt "Selam Deutschland" ("Selam" ist die türkische Form des arabischen Grußes "Salam") besitzt eine deutliche Sprache: Bunte, lustige Menschen beherrschen das Bild, hervorgehoben diejenigen mit islamischer Kleidung. Was auf die deutsche Geschichte verweist, ist eine pechschwarz dräuende Kirche im Hintergrund, im Stechschritt marschierende Neonazis und ein Mann, dem vor lauter Piefigkeit der Trachtenhut hochgeht.

Im zentralen Aufsatz wird die Konvertierung der jetzt siebzehnjährigen Stefanie H. beschrieben: "Ich war ein typisches deutsches Mädchen", berichtet sie, "eine typische Mitläuferin ohne Selbstbewußtsein." Sie suchte "eindeutige Richtlinien, feste Regeln". Dann lernte sie den Islam kennen. Heute nennt sie sich "Amira" und ist ein neuer Mensch. Stolz trägt sie ihr Kopftuch: "Es schützt mich, es gibt mir ein Gefühl der Stärke und des Selbstbewußtseins." Neben diesem tendenziösen Bericht wird dagegen in einem anderen Aufsatz der christliche Jugendkongreß verächtlich gemacht.

"Das Christentum beinhaltet zu viele Widersprüche, läßt zu viele verschiedene Auslegungen zu", behauptet "Amira". Der Leser erfährt nichts davon, daß im Koran - von islamischen Theologen anerkannt - scharfe Widersprüche stehen. Statt dessen wird er darüber informiert, daß innerhalb von drei Jahren "mehr als 7.500 Deutsche zum Islam übergetreten" seien, "knapp zwei Drittel davon waren Frauen". Frauen, die nach Ansicht von "Amira" keinen deutschen Mann heiraten dürfen: "Wenn ich nicht auf islamische Weise heirate, ist alles, was folgt, Sünde." "Islam und Gleichberechtigung der Frauen müssen kein Widerspruch sein", behauptet ein anderer Artikel und deutet sachte Probleme mit dem Islam an.

Es rundet das Bild nur ab, wenn die in Berlin geborene Palästinenserin Sahira über die "teilweise total feindliche Atmosphäre hierzulande" phantasieren darf, die Einwanderer von der Integration abhalte: "Das sind Menschen, die andere Sorgen haben, als Deutsch zu lernen, zum Beispiel ob sie abgeschoben werden oder das Asylbewerberheim morgen abgefackelt wird." Ansonsten wird die Rap-Musikerin als moderne, selbstbewußte Frau präsentiert. Quelle ihres Selbstbewußtseins auch hier wieder - Islam und Kopftuch.

Mit dem Palästinensertuch als politischem Symbol setzt sich ein anderer Aufsatz auseinander. Dessen Verwendung durch links- wie rechtsradikale Gruppen wird erläutert, aber auch als bloße Modeerscheinung: "Politisch werden sie erst durch die Weltanschauungen und die politischen Ziele ihrer Träger." Wie müßte man dann die Abbildungen zum Text einschätzen? Ein Bild zeigt Einwanderermädchen mit Kopftüchern, die 2006 gegen den Libanon-Krieg demonstrierten, ein anderes Che Guevara mit Palästinensertuch. Die Abbildung schuf der brasilianische Grafiker Carlos Latuff.

Latuff, der als scharfer Kritiker Israels bekannt ist, gewann beim iranischen Holocaust-Karikaturenwettbewerb den zweiten Preis. Sein Beitrag zeigt einen verhärmten, verzweifelten Mann in KZ-Kleidung, doch statt Judenstern ist ein roter Halbmond mit einem "P" zu sehen. Spätestens das arabische Kopftuch macht die Situation deutlich. Kein Ausrutscher, findet sich ein ähnlicher Artikel mit identischer Bebilderung in dem von SOR-SMC herausgegebenen Heft "Jugendkulturen zwischen Islam und Islamismus", welches im Vergleich zu Q-Rage differenzierter ist. Offen bleibt die Frage, wieso dieses "Informationsmaterial" derart einseitig Schüler für den Islam vereinnahmen will.

Vielleicht kennt die Presseverantwortliche des Magazins, Sanem Kleff, die Antwort. Die gebürtige Türkin ist Projektleiterin von SOR-SMC. Das Schulnetzwerk möchte den "Kampf gegen Rechts" mit Projekten wie "Starke Stimmen gegen Rechts" und "Unsere Stadt ohne Rassismus" ins Klassenzimmer tragen, was praktisch einen Kampf gegen die europäische Kultur bedeutet: "Rassismus ist eine Ideologie der EuropäerInnen", stellt das SOR-SMC-Heft "Medien und Rassismus" fest. Ein europäischer Humanismus wird in dem Heft noch nicht einmal angedeutet. Statt dessen nur hochideologisierter Unsinn: "Im Zentrum der rassistischen Ideologie steht die Idee, daß die Menschheit aus unterschiedlichen Rassen besteht."

Kleff hat auch das Buch "Islam im Klassenzimmer" herausgegen, in dem Gudula Mebus über Integrationsprobleme der Deutschen sinnieren kann: "Die Lehrerschaft ist in der Tat ein zentrales Problem: Wer als Lehrer beamtet werden möchte, muß die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Nach wie vor sind über 90 Prozent der Lehrer Deutsche ... Wir haben aber in den Großstädten um die 30 Prozent Schüler mit Migrationshintergrund. Diese Schüler haben keine erwachsenen Vorbilder an der Schule. Ihnen fehlen die Vorbilder für erfolgreiche Lebenskarrieren." Deutsche können demnach keine Vorbilder sein, sondern nur Menschen wie Kleff. Menschen also, denen man - gemessen an den Maßstäben von SOR-SMC - wohl unterstellen darf, sich wie Kolonialbeamte aufzuführen. Nur mit dem Unterschied, daß sie vom deutschen Staat bezahlt werden.

Fotos: Thomas Krüger: Ideologisierung im Sinne des Multikulturalismus; Titelblatt von "Q-Rage"

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