© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/09 23. Januar 2009

Frisch gepresst

Maschke zu Ehren. Mit des 1943 schon arg vereinsamten Rudolf Borchardts herrlichem Hochmut könnte der Frankfurter Privatgelehrte und weltbeste Carl-Schmitt-Kenner Günter Maschke nunmehr ausrufen: "Ich bin mir selber vollkommen berühmt genug." Denn "Maschkiavelli" ist zu seinem 65. Geburtstag mit einer Festschrift geehrt worden, wie sie, blickt man auf die thematische Bandbreite, die "Internationalität" der illustren Beiträgerschar und - für einen Büchermenschen keineswegs nebensächlich - auf die äußere "Gestalt", zünftigen Akademikern eher selten auf den Gabentisch gelegt wird (Liber Amicorum ofrecido a Günter Maschke/Festschrift für Günter Maschke. Verlag der Sociedad de Estudios Políticos de la Region Murcia, Murcia 2008, gebunden, 367 Seiten, 25 Euro). Der Anstoß dazu ging von dem spanischen Politikwissenschaftler Jerónimo Molina (Universität Murcia) aus, der in einem Sonderheft der von ihm herausgegebenen Zeitschrift Empresas Políticas 24 Aufsätze versammelt, darunter elf von deutschen Autoren, unter denen sich Ernst Nolte ("Die Weimarer Republik, ein aktuelles Thema?"), Lorenz Jäger ("Acht Skizzen aus dem Religionskrieg" - klingt harmlos, ist es aber nicht!), Martin Mosebach ("Sind die Deutschen noch ein Kulturvolk?") und - mit ätzenden Adnoten zum "leisen Abschied des Rechts in der Plutokratie" - Thor von Waldstein befinden. Der flämische CS-Experte Piet Tommissen untersucht die Beziehung zwischen Hugo Ball und Carl Schmitt, Jorge Giraldo Ramírez (Medellín) reflektiert über "La agonia del Leviathán", Alain de Benoist (Paris) betrachtet in einer "conversation inachevée", wie das Geburtstagskind und Schmitt "la fin du politique" umkreisen, und Galin Tihanov (Manchester) seziert deutsche Europa-Ideen "from Simmel to Spengler and Hans Freyer".

 

Markt und Moral. Gestern noch veräußerte die öffentliche Hand Wasserversorgungssysteme und Schwimmbäder mit Cross-Border-Leasing-Geschäften an undurchsichtige Investoren im Ausland, heute exekutiert die Regierung mit der Teilverstaatlichung von Großbanken Phantasien aus WG-Küchen der Außerparlamentarischen Opposition. Um in diesem wirtschaftspolitischen Durcheinander nicht die Übersicht zu verlieren, kommt Franz Kromkas Werk mit dem vielversprechenden Namen "Markt und Moral" (Neuentdeckung der Gründerväter. Lichtschlag Buchverlag, Grevenbroich 2008, gebunden, 240 Seiten, 29,90 Euro) gerade recht. Die Beschäftigung mit den großen Ökonomen wie Wilhelm Röpke, Alfred Müller-Armack, Walter Eucken oder Ludwig Erhard, die über beide Verirrungen mit ihrer freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Konzeption womöglich nur den Kopf geschüttelt hätten, bietet notwendige Orientierung im aktuellen Krisentheater.

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