© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/09 30. Januar 2009

Leserbriefe

Zu: "Entsetzen über Massengrab" von Christian Rudolf, JF 4/09

Die Zeit des blinden Hasses ist vorbei

Über die Berichte der JUNGEN FREIHEIT und die Reportage aus Marienburg sind wir, die Überlebenden jener furchtbaren Kriegsereignisse zu Ende der Kämpfe in unserer Heimat Westpreußen, sehr dankbar. Endlich, mehr als sechs Jahrzehnte später, könnte auch deutschen Opfern ein letzter Ehrendienst erwiesen werden, wenn man für sie schließlich auch an ihrem Heimatort eine gemeinsame Grabstätte schüfe, die gleichzeitig Trauerstätte und Mahnstätte werden könnte.

Die Zeit des Endes von blindem Haß scheint heranzureifen. So berichteten Sie ja auch, daß die in Marienburg gefragten Menschen Mitgefühl zeigten.

Das größte Hindernis ist jedoch die politische, ideologische Erstarrung auf beiden Seiten. So erstaunt es nicht, daß deutsche Spitzenpolitiker seit langem für den Themenkomplex der Vertreibung, z.B. die Rehabilitierung der durch polnische und tschechische Dekrete rechtlos gemachten Ostdeutschen, keinen Handlungsbedarf sehen. Sie rechneten mit dem Zeitfaktor des Wegsterbens und Vergessens, aber "die Sonne bringt es an den Tag"!

Dietmar Neumann, Neu Wulmstorf

 

 

Zur Magazin-Beilage "15 Jahre Wochenzeitung", JF 5/09

Dank für diese mutige Zeitung

Danke, daß es diese Zeitung gibt. Herzliche Grüße an alle, die daran beteiligt sind. Ich bin mir sicher, daß dazu in Deutschland auch Mut gehört. Bleiben Sie Ihren Lesern treu, die sich nicht vorschreiben lassen, was Sie zu denken haben! Dies schreibt Ihnen eine, die 29 Jahre lang in der sowjetischen Besatzungszone gelebt hat.

Kerstin Meyer, Ennis, Irland

 

 

Zu: "Kein Linksruck" von Dieter Stein, JF 5/09

Ypsilantismus gescheitert

Das Scheitern des "Ypsilantismus", jenes Wortbruchs aus Machtgier, der von Kurt Beck noch unterstützt wurde, wie andererseits der Mut zur Gewissensentscheidung einiger SPD-Abgeordneter, war ein kleiner Lichtblick in unserer "Postdemokratie". Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß der "Ypsilantismus" von großen Teilen der SPD nicht nur in Hessen toleriert und wieder aktiviert werden wird, wenn sich nach der Bundestagswahl die Möglichkeit einer linken Mehrheit ergäbe.

Gottfried Dyrssen, Aumühle

 

 

Zu: "Qualifikation zum Dr. antifa" von Matthias Bäkermann, JF 5/09

Wahrlich nichts Neues

Als ich in der DDR die Erweiterte Oberschule besuchte, kam es nicht selten vor, daß nicht eben brillante schulische Leistungen mit allergrößter Nachsicht betrachtet wurden, da der Betreffende Mitglied des "Offizierbewerberkollektivs" war - womit das Abitur meist gesichert war. Auch später, im Studium, wurde mir mehrfach bedeutet, daß ein entsprechendes politisches Engagement eine Aufwertung der Studienergebnisse insgesamt bewirken könnte. Staatskonformes ideologisch-politisches Tun als Surrogat für intellektuelle Leistung - das Ganze dann noch als "Mut" und "Courage" etikettiert: Wahrlich nichts Neues, was da in Erfurt vonstatten geht. Da sage noch jemand, der "Westen" hätte nichts von der DDR gelernt!

Karsten Erdmann, Anklam

 

 

Zu: "'Spannend bis zuletzt!'", Interview mit Diane Carson, JF 5/09

Er allein hat alles organisiert

Der Satz "Ein Mann gegen das System" ist nicht unbedingt ein Klischee oder eine Banalisierung. Als die Bombe in Rastenburg hochgegangen und Stauffenberg nach Berlin zurückgekehrt war, hatte man dort inzwischen nicht die geringste Kleinigkeit unternommen. Alles wartete nur ab. Ohne Stauffenberg hätte es keine "Walküre" gegeben. Die Sache wäre erst gar nicht in Gang gekommen. Er allein hat alles organisiert.

Hätte andererseits Adolf Hitler nicht die kleine unbedeutende DAP übernommen und daraus die NSDAP gemacht, dann wäre sie eine winzige und unbedeutende rechtsradikale Partei geblieben, die sich (wahrscheinlich noch heute) für die Unabhängigkeit Bayerns einsetzte.

Einzelne Menschen können die Weltgeschichte sehr wohl positiv oder negativ beeinflussen. Wir können stolz auf Stauffenberg sein. Was seine Mitverschwörer betrifft, bin ich mir da gar nicht so sicher.

Klaus-P. Kubiak, Recklinghausen

 

 

Zu: "Widerstand ist machbar" von Thorsten Hinz, JF 5/09

Ein Krieg gegen Deutschland

Wie oft noch soll Claus von Stauffenberg in mehr oder weniger abenteuerlich gedrehten Film-Schinken zur Erschießung geführt werden, bis man sich endlich zur vollen Wahrheit über seinen Kampf für ein besseres Deutschland durchringt?

In der Verschwörung tobten harte Richtungskämpfe. Churchill oder Stalin - wer würde die Einheit des "Heiligen Deutschland" nach der Kapitulation garantieren? Carl Goerdeler, dem eine "Monarchie in parlamentarischen Grenzen" vor schwebte, und Generaloberst Ludwig Beck - ein alter Stahlhelm-Mann im Geiste Hindenburgs - wollten beide den Kontakt zu den Westalliierten. Sie glaubten in Churchill den Heilsbringer zu haben. Die Obristen wußten es besser: "Das Deutsche Reich und die Reichsidee sind seit 75 Jahren der Fluch der Welt, der Feind ist das Reich und nicht nur der Nazismus."

Am 21. März 1975 erklärte der ehemalige Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier in der FAZ, wohl nicht ohne persönliche Bitterkeit: "Was wir im deutschen Widerstand während des Krieges nicht wirklich begreifen wollten, haben wir nachträglich vollends gelernt: Daß dieser Krieg schließlich nicht gegen Hitler, sondern gegen Deutschland geführt wurde."

Dieter Bock, Burgstall

 

 

Zu: "Energiemix als Königsweg" von Michael Wiesberg, JF 4/09

Kernenergie unbezahlbar

In der aktuellen Diskussion zur Energieversorgung und den Rufen nach atomarer Erzeugung gilt es zu bedenken, daß Energie aus Atomkraftwerken vom Staat hoch subventioniert wird. Schäden, die durch einen Unfall verursacht werden können, muß der Atomkraftwerksbetreiber nur zu einem Bruchteil versichern. Für Schäden haftet also die Allgemeinheit. Müßte der Kraftwerksbetreiber eine vollumfängliche Versicherung vorlegen, die alle denkbaren Unfallschäden abdeckt, wäre Atomstrom allein schon durch die hohe Prämie unrentabel.

Weiterhin wird der Steuerzahler auch für die Entsorgung des Atommülls herangezogen. Eine Kilowattstunde Atomstrom wäre unbezahlbar, wenn ein Kraftwerksbetreiber Rücklagen bilden müßte, um die Lagerung des Atommülls für Tausende von Jahren abzusichern. Zudem gibt es weltweit noch kein einziges sicheres Endlager für Atommüll. Das Beispiel Asse zeigt, daß man nicht einmal in der Lage ist, den Atommüll über 30 Jahre hinweg sicher zu lagern!

Auch erneuerbare Energien kommen momentan nicht ohne Unterstützung aus. Wo sind aber Subventionen sinnvoller untergebracht? Um den Müll des hundertjährigen Atomzeitalters (dann sind die Uranvorkommen erschöpft) Tausende von Jahren abzusichern? Oder um eine Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien auf den Weg zu bringen und damit gleichzeitig die heimische Wertschöpfungskette in Gang zu setzen? Fortschrittliche Länder wie Österreich und Dänemark machen es uns vor: Sie betreiben keine Atomkraftwerke und halten an dieser Position fest.

Andre Fritzsche, Göpfersdorf

 

 

Zu: "Ein Stück Klimakatastrophe" von Volker Kempf, JF 4/09

Es gibt keine Klimakatastrophe

Auch ständige Wiederholungen lassen es nicht zur Wirklichkeit werden: Es gibt keine Klimakatastrophe! Und es gibt keinen naturwissenschaftlichen Beleg für eine anthropogene, menschenverursachte Erwärmung des Klimas durch Kohlendioxyd. Die numerischen Modelle des IPCC basieren auf haarsträubend falschen, unvollständigen und nur in wenigen Fällen auf wissenschaftlich gefestigten Annahmen und werden deshalb auch von Jahr zu Jahr von ihm zurückgenommen.

Leser, die sich ein Bild über die komplexen Zusammenhänge von Sonne, Sonnenflecken, Erd-Orbitalbahn, Erd-Rotationsachse, Wolkenbildung und Kohlendioxyd machen wollen, seien auf die Netzseite seriöser Wissenschaftler unter www.eike-klima-energie.eu verwiesen, die sich hier zu einem unabhängigen Institut zusammengeschlossen haben, das sich mit diesem Themenkreis befaßt.

Dr. Klaus-J. Goldmann, Ennepetal

 

 

Zu: "Nur ihrem Gewissen unterworfen" von Karl Doehring, JF 4/09

Demokratieschädigend

Der Artikel ist großartig. Eine Partei, die es zuläßt, daß ihre Mitglieder bei Ausübung ihrer Gewissensentscheidung bei konträren Vorstellungen zur Parteilinie kritisiert und gemobbt werden, ist als totalitär, undemokratisch und extremistisch einzustufen und müßte verboten werden. Zumindest müßte ein solches demokratieschädigendes Vorgehen gegen Parteimitglieder als strafbares Delikt angeprangert werden. Die Gewissensfreiheit ist zwar per Gesetz gefordert, aber offensichtlich nicht per Gesetz geschützt.

Gerhard Heeren, Partenheim

 

In der Substanz beschädigt

Der Forum-Artikel zum "freien Abgeordnetenmandat" zeigt prägnant auf, inwieweit unsere Demokratie bereits in der Substanz ausgefranst ist! Es gehört schon eine erhebliche politische Ignoranz dazu, fundamentale Prinzipien des Grundgesetzes für parteipolitisch opportune Interessen einfach abzuhaken.

Einerseits erwarten die etablierten Parteien vom Bürger die Einsicht, daß seine grundgesetzlich verankerte Freiheit am Hindukusch verteidigt wird, im eigenen Haus mißachten dieselben Parteien aber dasselbe Grundgesetz fundamental.

Hans-J. Böhm, Braunschweig

 

Rahmenbedingungen ändern

Damit Abgeordnete nach Artikel 38 Grundgesetz sich ihrem Gewissen unterwerfen und tatsächlich trotz Fraktionszwang dem demos dienen, bedarf es entsprechender Rahmenbedingungen: 1. Zu jedem Vorschlag alternative Vorschläge einbringen; 2. Das Abstimmungsverfahren ist geheim durchzuführen; 3. Politiker auch nach Jahren für Fehlentwicklungen zur Verantwortung ziehen.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

 

Zu: "Der tiefere Sinn bleibt unklar" von Ellen Kositza, JF 4/09

Schubladendenken

Es hat mich verwundert, eine knappe halbe Seite über "Fingernagelkunst" zu finden. Wenn es dieses Thema verdient, soviel Platz in Ihrer anspruchsvollen Wochenzeitung zu bekommen, dann bitte ohne bestimmte Berufsgruppen abzuwerten!

Stimmt es wirklich, daß gerade die Krippenerzieherin, Kassiererin, Putzfrau - auch ganz allgemein die Arbeiterin, Hausfrau und Bäuerin - solche Fingernägel trägt und, um den Gedankengang der Journalistin weiterzuverfolgen, dies mit einem flachen Niveau dieser Frauen verbunden ist? Solches Schubladendenken trägt meiner Meinung nach dazu bei, Vorurteile in unserem gesellschaftlichen Denken aufzubauen. Ich schwimme wohl gegen den Trend, als Krippenerzieherin Ihre niveauvolle Zeitung zu lesen. Die Ausbildungszeit in Bayern beträgt für diesen Beruf fünf Jahre an einer Fachakademie für Sozialpädagogik. Auch als Hausfrau während meiner Elternzeit war mir nicht bewußt, daß sich durch meine Tätigkeit auch mein Niveau ändern könnte - egal, ob ich nun lange oder kurze Nägel trage.

Elisabeth Fußeder, Reisbach

 

 

Zu: "Entsetzen über Massengrab" von Christian Rudolf, JF 4/09

"Nichts ist so fein gesponnen"

Vor allem als Vertriebene  kann man diesen Beitrag nicht ohne tiefe Erschütterung lesen. Ich selbst verlor als 14jährige bei der Vertreibung meinen Vater, und trotz aller Bemühungen der Vertreiberstaaten und unserer eigenen Regierung, die deutschen Opfer unmenschlicher Gewalt - auch gegen Alte und Kinder - herunterzuspielen und ihnen sogar eine Gedenkstätte zu verweigern, bleiben diese Verbrechen wahr! Aber: "Ist's noch so fein gesponnen, es kommt doch an die Sonnen" - dieser alte Spruch wird sich auch in der Kriegsschuldfrage, von der so vieles abhängt und die unter Historikern längst geklärt ist, noch bewahrheiten. Man kann immer mal einen belügen, aber nicht alle für immer!

Dorothea Kunze, Bensberg

 

Polnisches Geschichtsmärchen

Es verwundert doch sehr, daß "eine Frau in den Siebzigern", die seit Jahrzehnten zu Füßen der Ordensburg lebt, sich erst nach zweimaligem Nachfragen bemüßigt sieht, vage einzuräumen, sie habe von den Toten gehört. Daß die jetzige polnische Bevölkerung per se nicht davon gewußt haben will, daß es sich um getötete Deutsche handelt, ist schlicht eine typisch polnische Mär der Gegenwart.

Um das Dunkel über die Toten vor der Burg zu lichten, sehe ich mich veranlaßt, Ihnen folgende Begebenheit mitzuteilen: Am 24. Juli 1985 wurde ich zusammen mit einer Reisegruppe vor der Marienburg nach dem Aussteigen aus dem Bus von dem dortigen polnischen Fremdenführer empfangen. Zu unserem Erstaunen teilte der uns, noch vor der Marienburg stehend, geflissentlich mit, daß etwa an dieser Stelle nach Beendigung der Kampfhandlungen um die Marienburg sechshundert Deutsche erschossen worden seien - und zwar von deutschen Soldaten.

Da wir während unserer Reise schon andere geschichtliche Verdrehungen von Polen erlebt hatten, wunderte es uns nicht, daß man Deutsche dafür verantwortlich machen wollte. Aber die Verlautbarungen des Fremdenführers legen immerhin offen, daß zumindest die älteren polnischen Bürger vom heutigen Malbork sehr wohl darüber im Bilde sind, daß um die Marienburg herum zuhauf die Gebeine deutscher Menschen unter der Erde liegen.

Eckard Wetzel, Schwedeneck

 

 

Zu: "'Versöhnung um jeden Preis'" von Ekkehard Schultz, JF 3/09

Kriegslüsterne Stimmung

Als ein an der ostpreußischen deutsch-polnischen Grenze aufgewachsener Reichsdeutscher des Jahrgangs 1914 sind mir die Vorgänge in Polen zwischen den beiden Kriegen bestens bekannt.

Wenn heute in Polen der Kriegsausbruch vom 1. September 1939 als ein völlig unschuldig erlittener Überfall durch den übermächtigen deutschen Nachbarn, gewissermaßen als ein Schlag aus heiterem Himmel gegen ein ahnungsloses Land hingestellt wird, so sind die Polen daran zu erinnern, daß ihr Land sich seit der britischen "Polen-Garantie" (31. März 1939) in einer ständig sich steigernden Kriegsstimmung befand, in zahlreichen Aufsätzen und Leserzuschriften in Zeitungen der Krieg dringend gewünscht, gar von den Kanzeln herbeigefleht wurde, daß durch Aktionen wie die Meldung zu einem Kommando "lebender Torpedos" nach mißverstandenem japanischen Vorbild und durch Vorträge polnischer Offiziere, die die Qualitäten polnischer Soldaten in den Himmel hoben und die deutsche Ausrüstung als minderwertig (Papp-Panzer, unterernährte Soldaten) bezeichneten, eine Stimmung erzeugt wurde, die von einem raschen Marsch nach Berlin träumen ließ.

Friedrich Kurreck, Offenbach/m.

 

 

Zu: "Angriff auf die Identität des Menschen" von Barbara Rosenkranz, JF 3/09

Angebot und Nachfrage

Daß klassische Frauenberufe schlechter bezahlt sind als Männerberufe, ist kein Beleg für Frauendiskriminierung, sondern die Folge eines marktwirtschaftlichen Mechanismus von Angebot und Nachfrage.

Christian Heier, Duisburg

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