© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/09 20. Februar 2009

Meldungen

Kardinal Lehmann kritisiert Vatikan

KÖLN. Der Mainzer Bischof Karl Lehmann (71) hat die Geduld des Vatikan mit dem britischen Holocaust-Leugner Richard Williamson kritisiert. Es sei "im Grunde fast lächerlich", daß die Piusbrüder ihrem Bischof Bedenkzeit bis Ende dieses Monats eingeräumt haben, sagte der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz vergangenen Sonntag im Deutschlandfunk. Der 68jährige Williamson hatte in einem Fernsehinterview das Ausmaß der Judenvernichtung bezweifelt. Für einen Widerruf hätte eine Frist von drei Tagen gereicht, sagte Kardinal Lehmann. Danach hätten "Maßnahmen ergriffen" werden müssen. Auch liberale Kirchenvertreter verstünden nicht, daß man im Vatikan "so Katz und Maus mit sich spielen läßt". Williamson ist einer jener vier Bischöfe der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X., deren Exkommunikation Papst Benedikt XVI. Ende Januar aufgehoben hat. Dies hatte in der Öffentlichkeit zu scharfen Angriffen auf den Papst und die römisch-katholische Kirche geführt (JF berichtete).

 

Spaemann sieht Papst als Kampagnen-Opfer

FRANKFURT/MAIN. Der Philosoph Robert Spaemann (81) sieht Papst Benedikt XVI. in der Affäre um den Holocaust-Leugner Richard Williamson als Opfer einer "beispiellosen Medienkampagne". Dabei habe Benedikt nur verhindern wollen, daß die traditionalistische Piusbruderschaft weiter ins Abseits driftet und eine Gegenkirche aufbaut, erklärte Spaemann der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Benedikt wolle als Papst in die Geschichte eingehen, der Kirchenspaltungen aufhebe und sie nicht noch vertiefe. Im Verhältnis zur Pius-bruderschaft habe er "eine große Vorleistung erbracht". Mit Blick auf die Äußerungen Williamsons sagte Spaemann, dieser könne nicht das Amt eines Bischofs bekleiden. Allerdings könne man ihn nicht einfach exkommunizieren, die Kirche sei auch ein Rechtssystem. "Das funktioniert nicht wie eine politische Partei, die einfach sagt: Der ist uns lästig geworden, den schmeißen wir raus."

 

Piusbruderschaft will Dialog führen

STUTTGART. Der deutsche Distriktobere der Piusbruderschaft, Pater Franz Schmidberger, möchte in einen "sachlichen Dialog" mit den offiziellen Vertreten der deutschen Diözesen treten. In den Gesprächen solle es auch um die Entwicklung der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) gehen. Der Gottesdienstbesuch nehme überall dramatisch ab, ebenso kirchliche Eheschließungen und Taufen, so Schmidberger. Es gehe um eine Rückbesinnung der Kirche auf ihre ureigenen, überlieferten Werte und Wurzeln.

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