© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/09 20. Februar 2009

Expansion der Madsack-Verlagsgesellschaft: Blätter mit SPD-Einfärbung
Die Muskeln spannen
Jan Kniprode

Der hochprofitable niedersächsische Zeitungsmogul Madsack (unter anderem Hannoversche Allgemeine, Neue Presse) in Hannover, seit Jahren durchrationalisiert und auf dem technisch neuesten Stand, spannt die Expansionsmuskeln. Möglich machte es ihm der Geschäftspartner Axel Springer Verlag in Hamburg und Berlin, der von der Madsack-Druckerei in Hannover-Kirchrode eine Bild-Teilauflage drucken läßt und bislang zusammen mit den Hannoveranern Halbe-Halbe-Partner bei der Leipziger Volkszeitung war.

Springer veräußerte seine Zeitungs-Filetstücke

Springer, dank der hohen Bild-Auflage deutlich mehr ein Zeitungs- denn ein Zeitschriften-Verlag, stieß seine einträglichen Zeitungsbeteiligungen in Schleswig-Holstein (Lübecker Nachrichten/49 Prozent; Kieler Nachrichten/24,5), Mecklenburg (Rostocker Ostsee-Zeitung/50) und Sachsen (Leipziger Volkszeitung/50; Dresdner Neueste Nachrichten/50) für lediglich 310 Millionen Euro an das Haus Madsack ab. Der Kaufpreis beinhaltete zudem eine 23-Prozent-Beteiligung an der in Form einer Zeitungs-Holding geführten Hanseatischen Verlags-Beteiligung (HVB) in Hamburg, die ihrerseits an den Kieler Nachrichten, den Lübecker Nachrichten, den Harburger Anzeigen und Nachrichten sowie an Anzeigenblatt-Verlagen beteiligt ist. Schnäppchenpreise sind in wirtschaftlich schwierigen Zeiten besonders willkommen.

Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner verweist bei dem Veräußerungspaket bagatellisierend auf Minderheitsbeteiligungen, was sich bei Licht besehen zum Teil ein wenig anders darstellt. So liegt der Springer-Anteil an den Lübecker Nachrichten HVB-durchgerechnet bei über 50 Prozent, bei der Ostsee-Zeitung ist Springer direkt mit 50 Prozent und indirekt auch über die Lübecker Nachrichten beteiligt, was laut Adam Riese durchgerechnet über 70 Prozent betragen dürfte. Und bei der Leipziger Volkszeitung gab Springer mit seinen bisherigen 50 Prozent in der Geschäftsführung sogar den Ton an.

Döpfner dürfte den unterbewerteten Kaufpreis zum Abtragen seiner Restschulden bei dem mißglückten PIN-Postversand und für die unergiebigen Online-Aktivitäten gebrauchen. Jedenfalls vergleichen leitende Mitarbeiter aus dem Haus Springer die Veräußerung dieser Zeitungs-Filetstücke mit dem Verscherbeln von Tafelsilber.

SPD als größter Gesellschafter des Madsack-Verlags

Gut für den Verlag Madsack, der nunmehr seinen publizistischen Aktionsradius über seine niedersächsische, hessische und sächsische Zeitungspalette hinweg nach Schleswig-Holstein und Mecklenburg erweitern kann - vorausgesetzt, das Kartellamt erteilt dafür grünes Licht. Aber davon gehen Beobachter aus, weil in dem neuen Madsack-Verbreitungsgebiet keine Zweitzeitung aus dem Hause erscheine.

Komplikationen könnten dagegen auftreten, wenn Madsack auch noch den verkaufswilligen Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag (SHZ) in Flensburg übernehmen würde. Dort erscheinen neben dem Flensburger Tageblatt unter anderem auch die Husumer Nachrichten, die Schleswig-Holsteinische Landeszeitung in Rendsburg und die Norddeutsche Rundschau in Itzehoe. Eine Beteiligung wird an dem Pinneberger Tageblatt unterhalten, an dem auch Axel Springer und die Kieler Nachrichten Anteile halten.

Zusammen mit der SHZ würde Madsack somit fast den gesamten schleswig-holsteinischen Zeitungsmarkt abdecken. Zudem hat der SHZ vor einigen Jahren vom Burda-Verlag die Schweriner Volkszeitung übernommen, die mit dem Kopfblatt Der Prignitzer auch in Brandenburg verbreitet ist.

Für die in diesem Jahr anstehende Bundestagswahl wittern Beobachter bei den Madsack-Zeitungen eine im Zweifelsfall sozialdemokratische Einfärbung der Nachrichten, denn die SPD ist mit 20,4 Prozent der Anteile größter Gesellschafter am Madsack-Verlag. An der geschäftsführenden Dr. Erich Madsack GmbH sind die Sozialdemokraten sogar mit der Sperrminorität von 26 Prozent beteiligt.

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