© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/09 06. März 2009

Öffentlich geförderter Aufruf zur Gewalt
Linksextremismus: Unter dem Titel „Schlachtrufe BRD“ touren einschlägige Punkbands mit gewaltverherrlichenden Liedern durch Deutschland
Lars Pohlmeier

Wir ziehen durch die Straße und bringen euch Haß und Verderben“ verkündet die Punkband S.I.K in ihrem „Lied ohne Namen“. Noch bis zum Wochenende ziehen linksextreme Musiker, darunter S.I.K., unter dem Motto „Schlachtrufe BRD“ durch Deutschland. Diese Losung ist bisher als Titel einer Serie von Musik-CDs bekannt geworden. Auf den bislang neun Platten geben sich seit 1991 Größen der linksextremen Musikszene ein Stelldichein. Die erste Nummer der Serie wurde wegen der Werbung für terroristische Verbrechen in einem der Lieder verboten. Die Platte wird bis heute – ohne das indizierte Lied – verbreitet.

Auf der Schlachtrufe-Tournee sind knapp ein Dutzend Bands in Chemnitz, Berlin, Freiburg, München sowie im Schweizer Wetzikon aufgetreten. Das erste Konzert stand im Alternativen Jugendzentrum (AJZ) Chemnitz auf dem Programm. Schon in der Vergangenheit war diese als „Träger der freien Jugendhilfe“ akzeptierte Einrichtung einschlägig aufgefallen. Die Republikaner im Chemnitzer Stadtrat stellten deshalb eine Anfrage zu der allein im Jahr 2006 mit rund 250.000 Euro subventionierten Einrichtung.

Darauf ließ die Bürgermeisterin Heidemarie Lüth im Februar 2008 verlauten: „Dem Amt für Jugend und Familie ist nicht bekannt, daß Musikgruppen mit linksextremistischem und/oder gewaltverherrlichendem bzw. menschenverachtendem Inhalt auftreten. Bands mit indizierten Angeboten dürfen sich grundsätzlich nicht im Alternativen Jugendzentrum präsentieren.“ Vielleicht hat das Jugendamt ja beim Konzert der aktuellen Tournee im AJZ zugehört. Denn da standen Bands wie „Mißbrauch“, „Alarmsignal“ und „SS-Kaliert“ auf dem Programm. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Gruppe SS-Kaliert. Auf einschlägigen Internetseiten kursiert das Lied „Abmarsch ins KZ“. Wohlweislich wurde dieses Lied niemals auf eine CD gebrannt, denn der Text löste selbst in der linken Punkszene eine Kontroverse aus: „Wir sind keine Hippies, die eure Greueltaten akzeptieren/und eure Morde sowie Propagada ewig tolerieren/[...]/Doch jetzt ist Schluß mit dem Gerede, denn auf Worte folgen Taten/Arbeitslager, Arbeitslager, Abmarsch ins KZ!/...Der Krieg ist lange schon vorbei, doch der Haß wird noch geschürt/Steckt sie alle in ein Lager, so daß jeder einzelne ihn spürt!/Arbeitslager, Arbeitslager für die NPD!/Arbeitslager, Arbeitslager für die DVU!/Arbeitslager, Arbeitslager für die REPs!“

Auch für die Veranstaltungen in Karlsruhe und München waren Räume gebucht, die von der öffentlichen Hand unterhalten werden. In Karlsruhe, wo an diesem Freitag im AKK (Arbeitskreis Kultur und Kommunikation der Universität Karlsruhe) gespielt werden sollte, zog man jedoch die Notbremse. Zur Begründung hieß es, die Organisatoren riefen zur Gewalt auf. „Wir wissen es hört sich bescheuert an, aber wir sind zu dem Entschluß gekommen, daß wir solche Flyer und so eine Werbung nicht mittragen“, versuchte sich das AKK zu entschuldigen.

Auch „Alarmsignal“ sollten in Karlsruhe wieder auf der Bühne stehen. Die Band wendet sich in ihrem Stück „Aufruf zur Revolte“ gegen Mitläufer der linken Szene, die Rote Sterne und Che-Shirts als Modeaccessoires betrachten: „Ich kriege Lust, aus vollem Lauf frontal gegen eine Wand zu laufen/von meinem letzten Geld möcht ich mir eine Pumpgun kaufen/ich wünsche mir, daß Che Guevara aus dem Schaufenster herauskommt/den Laden in die Luft sprengt und sich quer durch Deutschland bombt.“ In München spielt man dennoch am Sonnabend in einer Halle des „Feierwerks“. Feierwerk ist eingetragener Verein, selbstverständlich als gemeinnützig anerkannt und als Träger der freien Jugendhilfe in München ein Platzhirsch. so bedaure ich das sehr und entschuldige mich ausdrücklich."

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