© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/09 06. März 2009

Zeitschriftenkritik: Muslim-Journal
Kuscheldialog, nein danke!
Holger Wartz

Hand aufs Herz, wem hängt die Floskel vom „interreligiösen Dialog“ nicht schon längst zum Halse raus? Weichgespülte evangelische Pfarrer debattieren sinn- und inhaltsfrei in den Tag hinein und machen eingeübte Demutsgesten in Richtung Judentum und Islam. Längst haben wir uns an solche Kuscheldialoge gewöhnt, heraus kommt dabei meistens nichts.

Dieser Kreislauf von Langeweile, übertriebener Anpassung und Höflichkeitsfloskeln soll nun durchbrochen werden – so zumindest das Vorhaben der Brüder Yavuz und Gürhan Özoguz, zweier zur Schia konvertierter türkischstämmiger Muslime aus Delmenhorst bei Bremen. Ihre Internetpräsenz (www.muslim-markt.de) ist die größte und meistfrequentierte deutschsprachige islamische Netzseite, die in den letzten Jahren immer wieder für scharfe Debatten sorgte. Die Islamkritiker Udo Ulfkotte und Peter Raddatz zählen die beiden Brüder zu den umtriebigsten „Islamisten“ der Republik.

Seit Februar nun wagen sich die Özoguz-Brüder auch auf den Printmarkt und bringen das Muslim-Journal heraus – mit dem Untertitel „Muslimisch-christlich-jüdischer Dialog“. Daß mit diesem Dialog nicht das Übliche gemeint ist, wird sofort klar: Mit dem Aufmacher der ersten Ausgabe zum Thema „Warum verstehen Zionisten die Unmenschlichkeit nicht?“ dürfte Yavuz Özoguz die üblichen Reflexe auslösen, die er schon jahrelang mit Texten auf seiner Muslimmarkt-Seite hervorruft. Seine Kritik an Israel dürfte für viele Leser starker Tobak sein, gleichwohl Özoguz stets Wert darauf legt, zwischen Juden und Zionisten zu unterscheiden – eine Differenzierung, die möglich sein muß und darf, aber dennoch beispielsweise vom Zentralrat der Juden strikt abgelehnt wird.

Auch der unkommentierte Abdruck der deutschen Übersetzung der Rede des iranischen „obersten Rechtsgelehrten“, Imam Seyyed Ali Khamenei, zum Krieg in Gaza dürfte sowohl von Dialogfreunden als auch Islamkritikern als willkommene Angriffsfläche genutzt werden.

Das streitbare Heft verspricht jedenfalls eine Menge Zündstoff für die Zukunft, da sich die Brüder Özoguz nicht um die Regularien eines politisch-korrekten Dialogs scheren. Vielleicht ist gerade das eines ihrer Erfolgsrezepte. Das sollte auch Islamkritikern willkommen sein, denn im Gegensatz zu anderen muslimischen Publikationen begegnen ihnen bei Özoguz’ Publikation weder Schwammigkeit noch Beliebigkeit – sondern stets eindeutige und hart umrissene Standpunkte, die durchaus eine Debatte Wert sind.

Darüber hinaus muß betont werden, daß sich die Macher des Muslimmarkt in der Vergangenheit selbst niemals für eine heftige Debatte zu schade waren. In ihren Interviews, die sie seit vielen Jahren regelmäßig auf ihrer Netzseite veröffentlichen, kommen neben Multikulti-Befürwortern stets auch „rechte“ und „konservative“ Gesprächspartner zu Wort.

Das Muslim-Journal könnte also noch von sich reden machen!

Muslim-Journal, Hermann-Köhl-Str. 7, 28199 Bremen, Tel. 04 21 / 164 46 46. Das Einzelheft kostet 3 Euro, ein Abonnement für sechs Ausgaben 16 Euro.

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