© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/09 06. März 2009

Meldungen

Göttingens Tradition: Zahlen und Formeln

GÖTTINGEN. Die niedersächsische Landesuniversität Göttingen wurde 1866 preußisch und war von der Berliner Wissenschaftsverwaltung dazu ausersehen, ein Zentrum der Mathematik zu werden. Das gelang erstaunlich schnell: Um 1900 lehrten dort nebeneinander David Hilbert, Hermann Minkowski und Felix Klein als würdige Nachfolger des großen Carl Friedrich Gauß (1777–1855). Trotz des bis 1933 bewahrten „Weltranges“ konnten diese Koryphäen nicht verhindern, daß sich ihr Tun aus dem „allgemeinen Kulturzusammenhang“ löste und als „Privatangelegenheit eines engen Kreises mehr oder weniger sonderbarer Spezialisten“ angesehen wurde, wie einer von ihnen, Richard Courant, schon 1925 selbstkritisch formulierte. Seitdem habe sich wenig verändert, wie ein um „populäre Vermittlung“ der Mathematik bemühtes Heft des Göttinger Hochschulmagazins Georgia Augusta (6/08) resümiert. Nur die angewandte Mathematik, die rechnergestützte Informatik, sei auf breitere Resonanz im öffentlichen Bewußtsein gestoßen. Ansonsten gelte noch immer ein Bekenntnis als „salonfähig, von Mathematik nichts zu verstehen und nichts begreifen zu wollen“. Um solchen Ignoranten zu demonstrieren, wie mit den Steuergeldern für eine „Exzellenzinitiative“ an die mathematische Tradition angeknüpft werden könne, beschwören eine Reihe von Wissenschaftshistorikern die große Vergangenheit ihres Standorts.

 

Unverzichtbar: Zukunft von Gutenbergs Welt

STUTTGART. Seit 2002 ist die Reichweite von Tageszeitungen in der „Zielgruppe“ der 14- bis 19jährigen rückläufig. Sie lag aber 2008 immer noch bei 48 Prozent, was man angesichts der schon lange bestehenden Konkurrenz durch andere Medien „auch als positives Indiz für einen längeren Bestand des Printjournalismus“ auffassen könne. So deutet Thomas Koch, der Geschäftsleiter einer Düsseldorfer Medienagentur, seit 1973 im „Mediengeschäft“, eine Entwicklung auf dem Informationsmarkt, die nicht zwangsläufig zum „Untergang der Printmedien“ führen müsse (Universitas, 2/09). Zumal der Hauptverlierer der letzten Jahre nicht die gedruckten Medien, sondern das Fernsehen ist. Die Fernsehnutzung ging bei jungen Menschen von 54 auf 45 Prozent zurück – zwar nicht zugunsten von Zeitungen, sondern des Internets. Aber selbst wenn die meisten Verleger nun tönen, sie sähen ihre Zukunft „online oder digital“, glaubt Koch „fest daran“, daß Menschen auch 2020 Gedrucktes, wenn auch stark „angepaßt“ an die neuen Technologien, nutzen „wie in den letzten 350 Jahren“. Printmedien könnten im Zeichen der „Entschleunigung“ überleben: die Muße beim Lesen oder qualitativ hochwertige Informationen hätten „Computer, Laptops, Handys und Organizer“ eher nicht zu bieten.

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