© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/09 13. März 2009

Srebrenica in der Untersteiermark
Slowenien: Der erneute Fund eines Massengrabs verdeutlicht die Brutalität der Verbrechen der Tito-Truppen / Kommunistische Massenmorde nach Kriegsende
Alexander Rüstau

Nachdem zuletzt im Sommer 2007 bei Marburg an der Drau (Maribor) der Fund eines Massengrabes aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg für Schlagzeilen sorgte (JF 36/07), wurde in Slowenien nun erneut ein solches entdeckt. Der Ort des Grauens ist ein ehemaliges Bergwerk nahe der untersteirischen Brauerei-Stadt Tüffer (Laško) mit dem unheilverkündenden Namen „Schlimme Grube“ (Huda Jama). Bis zum Wochenende konnten Hunderte Leichen geborgen werden, vermutet werden jedoch mehrere tausend Tote in den beiden Schächten. Es sind vermutlich überwiegend Mitglieder der kroatischen und slowenischen Heimwehr (Domobrani) sowie Ustascha.

Der Chef der slowenischen Regierungskommission für versteckte Gräber, Jože Dežman, sprach angesichts der Opferzahlen vom „slowenischen Srebrenica“. Die Generalstaatsanwältin Barbara Brezigar sagte, was sie gesehen habe, sei das Erschütterndste, was man im Leben sehen könne. Sie kritisierte die Versäumnisse der slowenischen Regierung bei der Verfolgung der kommunistischen Massentötungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Kriminalist Pavle Jamnik warf der Regierung in Laibach sogar systematisches Spurenverwischen und Unterlagenvernichten vor.

Die kroatische Vizepräsidentin Jadranka Kosor und Innenminister Tomislav Karamarko sowie der slowenische Ministerpräsident Alojz Peterle legten inzwischen Kränze nieder. Unter den noch lebenden Zeugen des Massakers herrscht trotz des Alters eventuell noch lebender Täter weiter Angst vor Rache, wie eine Frau aus Tüchern (Teharje) bei Cilli (Celje) gegenüber der Laibacher Wochenzeitung Žurnal erklärte.

Die Details des Tüffer-Massakers sind noch unklar, der Gesamtzusammenhang ist aber längst bekannt. Nach der Kapitulation Italiens im Juli 1943 übernahmen die Partisanen einen Großteil der italienischen Waffenbestände und konnten so ihre Kampfkraft erheblich steigern. Der 1942 vom Partisanenführer Josip Broz Tito gegründete, kommunistisch dominierte  Antifaschistische Rat der Volksbefreiung Jugoslawiens (Avnoj) proklamierte sich im November 1943 im bosnischen Jajce als oberstes Organ eines neuen (kommunistischen) jugoslawischen Staates und wählte eine provisorische Regierung. Tito wurde „Marschall von Jugoslawien“.

Tschetnik-Führer Draža Mihajlović organisierte im Januar 1944 den St.-Sava-Kongreß mit dem Ziel der Wiederherstellung der Monarchie. Die königstreuen Tschetniks hatten jedoch die Unterstützung der Alliierten und der Exilregierung zugunsten Titos verloren. Der Verlauf der Kriegsereignisse und der schwindende Einfluß der kroatischen Ustascha (Aufständischen/Ustaše) im Unabhängigen Staat Kroatien (NDH) ließ eine Übernahme der Führung Jugoslawiens durch die Kommunisten immer wahrscheinlicher werden. Am 25. Mai scheiterte der letzte deutsche Versuch, Titos Hauptquartier zu stürmen. Tito konnte auf die Adria-Insel Lissa (Vis) flüchten.

Am 20. Oktober wurde Belgrad von sowjetischen Truppen und Partisaneneinheiten erobert. Im Mai 1945 wurde Zagreb von den Partisanen besetzt. Die Ustascha und Angehörige der Domobrani flohen vor den Kommunisten in Richtung Österreich.

Im österreichischen Bleiburg stellten sich am 15. Mai 1945 rund 100.000 Menschen, hauptsächlich Kroaten, der britischen Besatzungsmacht und baten um Übernahme in britische Kriegsgefangenschaft und um Asyl für die Flüchtlinge. Die Briten lieferten die Geflohenen jedoch an Tito aus, was eine Massenhinrichtungswelle auslöste. Innerhalb von einer Woche wurden 30.000 bis 40.000 Menschen von den Partisanen hingerichtet.

Der Name der Kärntner Kleinstadt Bleiburg steht seitdem als Synonym für die Massenmorde der Tito-Partisanen. Massengräberfunde gab es an bislang an 540 Orten Sloweniens. Zu den Opfern zählten auch potentielle Regimekritiker aus Laibach, Triest und anderen Teilen Sloweniens sowie Angehörige der deutschen und italienischen Minderheiten.

Der Europaabgeordnete Andreas Mölzer begrüßte vorige Woche, daß Slowenien nun offenbar bereit sei, das dunkelste Kapitel seiner Geschichte aufzuarbeiten. Er kritisierte jedoch andererseits das Festhalten der Regierung an den Avnoj-Beschlüssen, welche die Grundlage für die Massenmorde bildeten. Der FPÖ-Politiker erinnerte dabei an seine gemeinsam mit dem 2004 verstorbenen JF-Korrespondenten Carl Gustaf Ströhm gestaltete Filmdokumentation „In der glühenden Lava des Hasses“ (JF 45/03). Mölzer forderte erneut einen europaweiten Gedenktag für die Opfer der Tito-Partisanen.

Tamara Griesser-Pecar: Das zerrissene Volk. Slowenien 1941–1946. Böhlau Verlag, Wien 2003, gebunden, 604 Seiten, 99 Euro

Die DVD „In der glühenden Lava des Hasses“ kann beim Kärntner Heimatdienst (9020 Klagenfurt, Prinzhoferstraße 8, Telefon: 0043 / 463 54002) bestellt werden.

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