© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/09 13. März 2009

Frisch gepresst

Gerechter Krieg. Zum zehnten Mal jährt sich Ende März 2009 der denkwürdige Beschluß des Nato-Generalsekretärs Javier Solana, Jugoslawien mit den Luftstreitkräften des Nordatlantischen Verteidigungsbündnisses anzugreifen. Notwendig sei dies, um eine „humanitäre Katastrophe“ zu verhindern. Wer mit so edlen Motiven zu den Waffen greift, dem sollte man wohl zubilligen, nur einen „gerechten Krieg“ führen zu wollen. Was es mit dieser vielstrapazierten „Lehre vom gerechten Krieg“ auf sich hat, beginnend bei Cicero und den Kirchenvätern, endend mit den brisanten völkerrechtlichen Reflexionen über „humanitäre Interventionen“, diskutiert Stefan Gruber in seiner auch für interessierte Laien lesbaren Arbeit (Die Lehre vom gerechten Krieg. Eine Einführung am Beispiel der Nato-Intervention im Kosovo, Tectum Verlag, Marburg 2009, broschiert, 167 Seiten, 24,90 Euro). Gruber sähe es gern, daß die Gewaltanwendung „durch einzelne Staaten in internationalen Beziehungen keinen Platz mehr hat“. Aber in der bestürzend blauäugigen Hoffnung, „machtpolitische Zwecke“ einzelner Staaten bei „multilateralen humanitären Interventionen“ unter Führung der Vereinten Nationen ausschalten zu können, plädiert Gruber schließlich trotzdem dafür, die Lehre vom gerechten Krieg legitimatorisch fruchtbar zu machen.    

 

Holocaust. Der 2007 verstorbene Raul Hilberg gehörte unzweifelhaft zu den bekanntesten Holocaust-Forschern. Vor allem seine dreibändige Darstellung der „Vernichtung der europäischen Juden“ (1961) gilt noch immer als Standardwerk. Zeit seines Lebens war Hilberg damit beschäftigt, Quellen und Beweise über und für den Holocaust zusammenzutragen und auszuwerten. Immer wieder setzte er sich dabei auch mit dem umfassenden Befehl zur physischen Vernichtung der Juden auseinander. War er sich anfangs noch sicher, Hitler habe diesen in schriftlicher Form erlassen, ging Hilberg später davon aus, daß er mündlich gefallen war. So auch in seinem letzten auf deutsch erschienenen Werk „Die Quellen des Holocaust. Entschlüsseln und Interpretieren“, das jetzt als Taschenbuch vorliegt (Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2009, broschiert, 256 Seiten, 9,95 Euro). Darin hat Hilberg eine umfassende Kategorisierung der einzelnen Quellentypen zum Holocaust vorgenommen. Unterschieden wird beispielsweise zwischen dreidimensionalen (Baulichkeiten und Gegenstände) und zweidimensionalen (Abbildungen und Texte) Quellen. Das Buch besticht vor allem durch die Schlüssigkeit der von Hilberg erstellten Klassifikation. Eine differenzierte Bewertung bezüglich der Aussage- und Beweiskraft der einzelnen Quellentypen sucht man hingegen vergeblich.

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