© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/09 27. März 2009

Leserbriefe

Zu: „Das gekränkte Ich“ von Jost Bauch, JF 13/09

Maßlose Selbstüberschätzung

Weite Teile unserer Gesellschaft frönen der Zivilreligion des Relativismus, stellen die Verbindlichkeit von Werten in Frage und lassen damit junge Menschen in ihrer Sehnsucht nach Orientierung und Verläßlichkeit allein. Vielfach beherrschen Rücksichtslosigkeit und Gewalt die realen und die virtuellen Welten; ein wahrhaftiger und liebevoller Umgang mit dem Nächsten steht nicht hoch im Kurs, oft auch nicht zwischen den jungen Menschen selbst. Die seelische Wüste breitet sich aus und läßt die äußeren Wüsten wachsen.

Und dennoch finden die aufgewühlten Seelen in diesen Tagen – oft nach jahrelanger Abstinenz – wieder den Weg in die Kirchen, weil sie Halt suchen im gemeinsamen Gebet, in der Einkehr bei einem Dritten, der trotz allem unser Leben trägt, gerade dann, wenn alle selbstgemachten Antworten versagen.

Wenige Wochen später gewinnen die alten Gewohnheiten wieder die Oberhand: Man gibt sich wieder „cool“, verwechselt Toleranz mit Beliebigkeit, sucht seinen Spaß und schaut weg, wo Aufmerksamkeit notwendig wäre. Und man wähnt sich in maßloser Selbstüberschätzung stark genug, das Leben ohne die heilende Wahrheit der Bergpredigt und des Vaterunser meistern zu können.

Dr. Manfred Kraus, Memmingen

 

 

Zu: „Rätsel Merkel“ von Thorsten Hinz, JF 13/09

Wähler nachhaltig brüskiert

Angela Merkel wollte unter allen Umständen die erste Bundeskanzlerin Deutschlands werden. Dafür war sie bereit, auf alle politischen Forderungen der SPD einzugehen, die der alte Fuchs Müntefering wohlwissend stellte. So kam es, daß Merkel ohne Widerspruch sozialdemokratische Politik machte, die CDU-Wähler nachhaltig brüskierte und tief enttäuschte.

Karl-Heinz Bauer, Saarbrücken

 

 

Zu: „Merkel und das verschwundene  Stasi-Foto“ von Werner Becker, JF 13/09

Geradezu unverschämt

Die von Angela Merkel immer wieder erhobenen Beteuerungen hinsichtlich ihrer Tätigkeit und Funktionen, sie sei „nur FDJ-Mitglied gewesen“, können und dürfen nicht unwidersprochen bleiben. Richtig ist vielmehr, daß Merkel die Funktion einer FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda ausübte, die gemeinhin nicht ausgewiesenen Gegnern des SED-Regimes übertragen worden ist. Dies nunmehr zeitgeistgemäß in „Kulturbeauftragte“ umzumünzen, muß als geradzu unverschämt bezeichnet werden.

Es darf auch nicht außer acht gelassen werden, daß Merkels Herkunft und Lebensumstände durchaus für eine überzeugte Jungkommunistin, wie von Lafontaine dargelegt, sprechen. Wie anders soll denn das Argument des Vaters beim Wegzug aus Hamburg verstanden werden, er wechsele nun „in den anständigen Teil Deutschlands“?

Zudem ist zwischenzeitlich aufgrund von Wissensträgern unbestritten, daß bei Merkel von einem „inneren Widerstand“ gegen das SED-Regime, wie sie nunmehr herauszustellen versucht, keine Rede sein konnte. Vielmehr muß bei Würdigung der Gesamtumstände eine „positive politische Grundeinstellung“ – auch ohne Parteimitgliedschaft – vorgelegen haben. Dafür sprechen auch die in dem Bericht erwähnten komfortablen Privilegien sowie enge familiäre Kontakte zu Wolfgang Schnur und der Familie de Maizière. Die politischen Trittbrettfahrer waren allesamt registrierte IMs oder unter Stasi-Verdacht.

Im übrigen dürfte es nicht uninteressant sein, daß den seinerzeitigen Veröffentlichungen des geflüchteten Stasi-Mitarbeiters (und Physikers) Werner Stiller zu entnehmen ist, gerade aus dem Fachgebiet des Physik, das nicht mit der üblichen Doktrin beeinflußt werden konnte, seien „verläßliche“ Mitarbeiter rekrutiert worden.

Erich Otto Fischer, Bad Homburg

 

 

Zu: „Das gekränkte Ich“ von Jost Bauch, JF 13/09

Heuchelei in Vollendung

Solange unsere Gesellschaft und die „Vertreter des Volkes“ unseren Kindern und Schülern die Heuchelei in Vollendung vorleben, so lange sehe ich keine Chance, das Problem Amoklauf in den Griff zu bekommen. Über Unterrichtsinhalte wie Deeskalationsstrategien, Anti-Gewalt-Programme, Maßnahmen, die Sozialkompetenz und Konfliktfähigkeit steigern, kann ich nur lachen.

Da lacht auch ein aufmerksamer und sensibler Schüler doch nur, wenn er sieht, wie die Regierung 5.000 Deutsche  in Kampfanzüge steckt und mit Maschinengewehren in die Welt hinaus schickt, um ihr Unwesen zu treiben und den Verfassungsgrundsatz zu verwirklichen: „Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen.“

Hier wird doch unseren Schülern, allen psychologischen Programmen zuwider, gezeigt, daß den Mächtigen der Welt immer noch das Recht zugesprochen bleibt, Konflikte in erster Linie mit Gewalt zu lösen. Genauso hat sich der 17jährige im Soldaten-Outfit verhalten.

Der deutsche Staat wird mit seiner Polizei demnächst in Baden-Baden, Kehl und Straßburg genau die Leute mit Gewalt daran hindern, die diese Heuchelei erkannt haben und die für Frieden und die Abschaffung des Kriegsapparates Nato eintreten wollen.

Manuel W. Decker, Wannweil

 

 

Zur Meldung „Bundeswehr: Linke ruft zu Aktionen auf“, JF 12/09

Armes Deutschland

Wer in Deutschland lebt, akzeptiert weitestgehend die freiheitliche demokratische Grundordnung. Das politische System beinhaltet in seinem Gesetz und Willen ausdrücklich eine Armee zum Selbstschutz und der internationalen Einsetzbarkeit im Rahmen von Bündnissystemen. Gegen das Militär vorzugehen, ist einzig und allein ein Vorgehen gegen das eigene System. Und mehr als alle anderen schneiden sich dabei Politiker in das eigene Fleisch.

Als Soldat und Offizier dieses Landes erfüllt es mich mit tiefster Trauer, daß Mitglieder unseres Bundestages, die im weitesten Sinne mit unsere Befehlsgeber sind, mit linksradikalen Kräften zusammenarbeiten, um unseren Dienst für das Land zu erschweren. Meiner Meinung nach entspricht dies einer Absurdität, die ihresgleichen sucht. Armes Deutschland!

Tom Nestler, Hamburg

 

 

Zu: „Schlicht abgewirtschaftet“ von Bernd-Thomas Ramb, JF 12/09

Nicht in die Insolvenz mobben

Können wir es uns leisten, auch nur einen unserer Autobauer – das gilt auch für die Zulieferer – durch dummes Gerede in die Insolvenz zu mobben? Denkt man an das Wissen und die Erfahrung Tausender von Ingenieuren und Techniker, das verlorengehen könnte? Hat man auch an die vielen Arbeiter gedacht, die als Arbeitslose dem Steuerzahler – auch Opel-Beschäftigte und Opel-Kunden sind das – auf der Tasche liegen?

Und schließlich: Warum sollten wir, speziell die Opel-Kunden, noch ein Auto eines deutschen Herstellers kaufen, wenn unserer Regierung am Erhalt deutscher Arbeitsplätze nicht gelegen ist? Wir haben schon zuviel Spitzentechnologie an das Ausland verhökert, die dort entschlossen realisiert wird. Entschlossenheit und Mut hierzulande: Fehlanzeige!

Karl Manczak, Bad Kötzting

 

 

Zu: „Die Notenbanken gießen Öl ins Feuer“ von Klaus Peter Krause, JF 12/09

Warenbindung des Geldwerts

Nicht der Euro, nicht die monumentale Staatsverschuldung, nicht zunehmend kreative „Finanzinnovationen“ sind die letzte Ursache der weltweiten Finanzkrise. Vielmehr verursacht wieder einmal die Konstruktion des fraktionalen Reservesystem der Banken den absehbaren Systemabsturz – wie dies der führende Geldtheoretiker Irving Fisher schon für 1929 analysierte. Es ist selbst für Wirtschaftswissenschaftler oft das „Unbekannteste aller Wesen“ und dominierte doch die Geschicke des Geldes im 20. Jahrhundert.

Es fördert unkontrollierbare private und staatliche Verschuldungen. Durch Mittelentzug bricht es letztlich das Primat der Politik zugunsten der großen Vermögenshalter. Es sozialisiert die Hauptkosten und die Risiken der geltenden Währung und privatisiert den Zinsgewinn des ganz überwiegend durch Bankkredite geschaffenen Geldes. Da dieses aus dem Kreditvergabeinteresse der Banken entsteht, vervielfältigt es sich in Booms und verflüchtigt sich in Rezessionen. Der im Boom wirksame Geldmultiplikator bewirkt in der Krise, daß ein „fauler“ Kredit die Sicherheit für bis zu fünfzig „seriöse“ Kredite gleicher Höhe vernichtet.

 Dieses System ist für Schönwetterzeiten nach dem bekannten Prinzip konstruiert: „Verleihe gegen Zinsen, was du gar nicht hast.“ Irving Fisher verlangte als Lösung ein zu hundert Prozent von der Zentralbank gedecktes Geld. Zudem empfahl er eine Warenbindung des Geldwerts. Das System ist unseriös. Gewöhnung macht es nicht seriöser. Systemabstürze sind der geeignete Augenblick, um endlich auf die ernsten Mahnungen der Ordnungstheoretiker zu hören.

Elliot Walther, Stuttgart

 

 

Zu: „Betriebsunfall in Multikultopia“ von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 12/09

Es ist schon eine Frechheit

Es ist schon eine Frechheit, was uns Bürgern so alles vorgesetzt wird. Ich hätte gerne das Geld, das solche Stiftungen und Institute für Studien bekommen, die sich in Geschwafel und – wie Sie schon richtig schreiben – Utopien verlustieren, ohne auch nur im Ansatz das Problem zu verstehen. Kulturen haben sich über Jahrtausende unterschiedlich entwickelt. Es gibt nicht „die menschliche Kultur“, die weltumspannend einheitlich ideologisch anwendbar wäre. Die Tatsache, daß im arabischen Kulturraum seit alters her der Antisemitismus fest verwurzelt ist, kann nicht mit der unrealistischen Vorstellung von Armin Laschet und anderen Anhängern der längst gestorbenen Multikulti-Idee ausgemerzt werden, man müsse es den Jugendlichen mit Migrationshintergrund nur richtig erklären.

Auch das Gerede von mehr Bildung, mehr Chancen und dergleichen hängt mir zum Halse raus. Gerade die fanatischsten Attentäter sind die Gebildetsten, sie sprechen die Sprache ihres jeweiligen Gastlandes perfekt, haben die besten Schulabschlüsse, studieren, sind scheinbar integriert, bleiben aber gesinnungsmäßig ihrer Herkunftskultur verbunden. Um das zu begreifen, bedarf es keiner aus Steuern oder sonstigen Geldern finanzierten Studie, ein bißchen Verstand reicht aus. Und die Katastrophe ist schon lange über die deutsche Gesellschaft hereingebrochen, auch wenn Integrationsminister Laschet das immer noch nicht bemerkt hat. Es gibt nämlich bald keine „deutsche Gesellschaft“ mehr, wenn Politik ausschließlich Rücksicht und Toleranz für andere predigt.

Ulla Stroot, Husum

 

 

Zu: „‘Steinbach im Regen stehen gelassen’“ von Ekkehard Schultz, JF 12/09

Man schämt sich

Zu dem Verhalten von Angela Merkel in diesem Fall – wie auch bei anderen Ereignissen – kann ich nur sagen: Ich schäme mich als Deutscher, daß wir eine solche Kanzlerin haben!

Dr. Edgar Umlauf, Garching

 

Wegen so ein bißchen Ehre

Daß sich ein Feind wie ein Feind verhält, ist bekannt; daß man vom hiesigen Polit­Establishment nichts für Deutschland erwarten kann, ebenfalls. Bedenklich stimmt jedoch die gleichgültige, eselhafte Hinnahmebereitschaft dieses Volkes, das offenbar durch keine noch so ehrabschneidende Zumutung mehr in irgendeine Form des Aufbegehrens zu versetzten ist.

Die Formulierung „deutsche Zwerge“ trifft wieder einmal den Nagel auf den Kopf. Wer das eigene Territorium zur Multikulti-Spielwiese degradiert, sich europaweit zum Zahldeppen macht, bei gleichzeitiger Einschränkung seiner Muttersprache, wer im eigenen Land Minarett-Spargelwälder wuchern läßt, mit seinem Steuergeld Arbeitsplätze in anderen Ländern sichert, der wird auch wegen so ein bißchen Ehre keinen Finger krumm machen.

Wolfgang Walter, Kutzenhausen

 

Polen im Verhandeln überlegen

Mein Vater als Frauenarzt mit gutgehender Praxis in Kattowitz (1921 durch Teilung Oberschlesiens zu Polen gekommen) erfuhr die Abneigung seitens seiner polnischen Patientinnen: Als Polen können wir nicht zum deutschen Arzt gehen. Aus wirtschaftlichen Gründen wechselte er 1934 nach Oppeln, bis 1945 deutsch.

In diesen Jahren erfuhr manch deutschstämmiger Arbeiter vom polnischen Arbeitgeber: „Wenn dein Kind weiter die deutsche Minderheiten-Schule besucht, ist das Arbeitsverhältnis nicht garantiert.“

Im Verhandlungsgeschick sind uns die Polen vorwiegend überlegen. Sie verstehen Deutsch, haben Charme, zeigen Zähigkeit, Konsequenz und Härte. Sie sind Patrioten. Ich kann mir vorstellen, wie ein Pole das „Umfallen“ im Streit um Erika Steinbach mitleidsvoll belächeln mag.

Dagobert Jackisch, Braunschweig

 

 

Zu: „Feinde der Demokratie“ von Marcus Schmidt, JF 12/09

In bester Gesellschaft

Wenn man unter „Demokratie“ die Teilhabe des Staatsvolkes, des Souveräns, die freie Ausübung von Grund- und Bürgerrechten, die Neutralität des Staates gegenüber den politischen Überzeugungen seiner Bürger und nicht nur das Abhalten von Wahlen alle vier oder fünf Jahre versteht, dann ist nicht allein die Linkspartei mit ihrer orthodoxen Kommunistischen Plattform ein Feind der Demokratie. Auch die anderen im Bundestag vertretenen Parteien beteiligen sich im Rahmen des „Kampfes gegen Rechts“ an der Diskriminierung national und rechtskonservativ eingestellter Bürger und Parteien, was dem Geist unseres Grundgesetzes eindeutig widerspricht. Alle etablierten Parteien eint die Verehrung des Antifaschismus; die Linksfraktion befindet sich also in bester Gesellschaft.

Bernd Sydow, Berlin

 

 

Zu: „Mit der Axt an die Wurzel“ von Wolfgang Philipp, JF 10/09

Der Genossenschaftsgedanke

Die Aktie wechselt von Sekunde zu Sekunde ihren Preis. Mit der Aktie verändert das ganze Unternehmen mit seinen Mitarbeitern, Innovationen und vielem mehr von einem Wimpernschlag zum nächsten seinen „Wert in Geld“. Wer danach fragt, wie sich „Seifenblasen“ auf den Kapitalmärkten bilden können, braucht sich nur den Verlauf der Aktienmärkte in den letzten Jahren anzuschauen. Inwiefern die Aktienmärkte mit der Realität zusammenhängen und von einem wirklichen Wachstum des „Wertes“ gesprochen werden kann, bleibt fraglich. Eher sind es plötzliche Stimmungen und kurzfristige Renditen, die den Preis bestimmen. Bisweilen liegt es auch nur am „Husten eines Großinvestors“. Die Aktie begünstigt somit „Schaumschläger“ und „kurzfristige Abzocker“ im Verhältnis zum langfristigen, nachhaltigen Planer und Strategen. Eine Bindung zum Unternehmen und seine Ausrichtung findet nur über die kurzfristig zu erwartende Rendite statt. Nicht die Aktie sollte daher eine Konjunktur beim Sparen der Bürger erhalten, sondern der Gedanke der Genossenschaft. Bei der Genossenschaft sind nämlich Anlage und Verbindung zum Unternehmen langfristig zu sehen.

Stefan Giebel, Bad Emstal

 

 

Zu: „Christ oder Moslem – alles egal?“ von Wolfgang Philipp, JF 10/09

Die Sprache verschlagen?

Warum muß ein Jurist es übernehmen, die Wesensunterschiede zwischen Christentum und Islam herauszuarbeiten, die Unterschiede zwischen einer Froh- und einer Drohbotschaft? Hat es den christlichen Theologen die Sprache verschlagen? Brauchen unsere Kirchen eine Fremdenlegion, die ihren Rückzug deckt und ihre letzten Stellungen verteidigt?

Dr. Thomas Grüning, Jena

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