© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/09 17. April 2009

Leserbriefe

Zu: „Deutschland verblödet“ von Doris Neujahr, JF 15/09

Lieber freuen über jedes Kind

„In Deutschland kriegen die Falschen die Kinder.“ So hörte ich es einmal wörtlich von einem CDU-Bundestagsabgeordneten auf Wahlkampftour. Leider klingt auch Ihr Beitrag ähnlich. Man sollte vielmehr froh sein über jedes Kind, das überhaupt geboren und nicht bereits in den ersten Wochen seines Lebens abgesaugt wird. Mehr Respekt also vor jenen oft noch sehr jungen Müttern, die trotz prekärer sozialer Lage Ja zu Kindern sagen! Muttersein ist ein Vollzeitjob, warum sollte man es jenen Frauen aus der „Unterschicht“ also verübeln, wenn sie dies genauso handhaben? Unser Staat enthält Eltern ein Erziehungsgehalt vor, während sich eine große Single-Generation auf Kosten von Familien ihre üppige Altersvorsorge anspart – und sich ansonsten auf andere verläßt.

Die Lösung des „Unterschichtproblems“ liegt darin, endlich einzusehen, daß es auch in der Zukunft andere Wege als Hartz IV einerseits und hochqualifizierte Arbeitsplätze andererseits geben muß. Es ist nun einmal nicht jeder Mensch intellektuell in der Lage, eine Schul- und Berufsausbildung zu bewältigen – dies nicht einsehen zu wollen, ist der eigentliche, falsche Egalitarismus.

Dr. Dominik Burghardt, Olpe

 

 

Zu: „Am Rande des Abgrunds“ von Felix Krautkrämer, JF 16/09

Mehr Gelassenheit

Es ist für mich bezeichnend, daß es in Deutschland offensichtlich nicht möglich ist, Parteien des rechten Spektrums mit mehr Gelassenheit zu begegnen.

Dies machen uns andere europäische Länder wie Österreich, Belgien, Frankreich, Italien und Großbritannien vor, ohne jemals den Eindruck zu erwecken, daß sie sich auf dem Weg in eine Diktatur befänden. Besonders bemerkenswert erscheint mir allerdings, daß gegen die Rechtsextremisten, die jetzt in Israel das Ruder übernommen haben, kaum ein Wort der Kritik zu vernehmen ist. Aber diese sind wahrscheinlich schon per definitionem sakrosankt.

Richard Feldmann, Rheinbach

 

 

Zu: „Abstimmung mit den Füßen“ von Michael Paulwitz, JF 16/09

Bürger vereinigt euch!

Wer nicht wählt, hat schon damit sein Recht in dieser Demokratie verwirkt, Kritik zu üben. Er verhält sich wie ein verbockter kleiner Junge. Natürlich ist es eine Schande, wenn der Bürger merkt, daß er mit seinem Willen gar nicht wahrgenommen wird.

Der Bürger ist nun mal der Souverän in einem demokratischen Staat. Dies muß er in seinem täglichen Verhalten – im Rahmen der Rechtsordnung – dokumentieren. Wie? Das bestimmt die jeweilige Situation. Gewalt ist das schlechteste Mittel. Bürger vereinigt euch! Das ist die wirksamste Waffe gegen schlechte Politik.

Dieter Schmidt , fuldabrück

 

 

Zu: „Deutschland verblödet“ von Doris Neujahr, JF 15/09

Die Qualität im Auge behalten

Mit dem Artikel haben Sie das Epizentrum des Verfalls in Deutschland (sogar in ganz Europa) aufgespürt. Die sinkende Durchschnittsintelligenz ist wie keine andere Entwicklung in der physischen Welt so dramatisch in Hinblick auf die Zukunft des materiellen Wohlstands sowie des Erhalts der kulturellen Errungenschaften in Politik, Wissenschaft und Kunst. Es gilt, allein die qualitative Bevölkerungsentwicklung im Auge zu behalten: Quantitatives Schrumpfen wäre unproblematisch, solange es ein „Gesundschrumpfen“ in dem Sinne wäre, daß die Bevölkerungsschichten mit niedrigem IQ relativ zu denen mit hohem IQ schwinden. Tatsächlich ist es aber gerade umgekehrt. Die fatale qualitative Bevölkerungsentwicklung wird heute bedauerlicherweise vollkommen tabuisiert. Es ist höchste Zeit, daß wir uns dieses Tabus entledigen!

Thorsten Peters, Berlin

 

Griff bis in die Familien hinein

Bei Weiterempfehlungen zur Eins-zu-eins-Anwendung aus einem anderen System, hier Bevölkerungspolitik der DDR, sollte man Vorsicht walten lassen und die Wirk­umstände betrachten. Hervorzuheben ist vor allen Dingen der Mangel an Wohnraum. So waren die frühen Eheschließungen eine Möglichkeit, eine Wohnung zu beantragen und als Volljähriger die elterliche Wohnung zu verlassen. Mit Hochzeit und einem Kind war die Zuweisung einer Wohnung erfolgt oder greifbar nahe. Mit den Jahren und etwas Glück beim Wohnungstausch war mit zwei Kindern eine Vier-Raum-Wohnung als Endstufe möglich. Mit dem Wegfall der Mangelwirtschaft ging dieser Grund zum Kinderkriegen verloren.

Die Vereinbarkeit von Kind und Beruf ergab sich aus der Personalbevorratung der Betriebe in der Planwirtschaft. Kaderleiter konnten nach der Babypause ohne Verrenkung den gleichen Arbeitsplatz, vielleicht sogar noch den gleichen Bleistift anbieten.

Das Schichtsystem in der Produktion, insbesondere für Arbeiterinnen, war auf Kinderaufbewahrung abgestellt und angewiesen. Kinderärzte der DDR kämpften im Hintergrund erfolgreich gegen den Frühdienst in den Vorschuleinrichtungen.

Hier griffen die planwirtschaftlichen Vorgaben nach längeren Maschinenlaufzeiten bis in die Familien hinein. Im Westen spricht man in solchen Fällen altmarxistisch von Profitmaximierung.

Wolf-Peter Schmidt, Paderborn

 

Auch im journalistischen Alltag

Eine Zeitung, die die Freiheit im Titel führt, sollte auch ein Bewußtsein von Freiheit haben. Dazu gehört ein klares Bild des Menschen, das sich nicht nach Zwecken ausrichtet, sondern jeden, aber auch wirklich jeden Menschen als einen Träger der menschlichen Würde ansieht, sei er nun ein Verbrecher, ein Schwachsinniger, ein Dummkopf oder ein Habilitierter.

Was macht den Menschen in einem jeden aus, das ist die Frage. „Was ihr einem der Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“, sagt Jesus Christus. Das hat die christliche Religion anderen voraus, daß „auch Niedrigkeit und Armut, Spott und Verachtung, Schmach und Elend, Leiden und Tod als göttlich anzusehen, ja Sünde selbst und Verbrechen nicht als Hindernisse, sondern als Fördernisse des Heiligen zu verehren und liebzugewinnen“ sind, schreibt Goethe in den „Wanderjahren“.

Ganzseitige Anzeigen des Vatikan genügen nicht, christliche Gesinnung zu vertreten. Sie muß auch im journalistischen Alltag ständig zu spüren sein. Ich meine nicht die Gutmenschen, die alles mit Weichmacher annehmbar machen wollen. Man darf ruhig mal drauf- schlagen. Aber nicht wieder das Denken in „rationaler Bevölkerungspolitik“.

Dr. Gerhardus Lang, Bad Boll

 

 

Zu: „Die Luft wird bleihaltig“ von Dieter Stein, 15/09

Vergebliche Hoffnung

Sind die Freien Wähler eine Alternative zur Union? Ja. Sind sie konservativ? Leider nein. Die Wahlerfolge in Bayern wurden mit dem Versprechen gemacht, die Politik der CSU ohne deren Personal fortzuführen. Dabei scheuen sie sich nicht, Aktionen wie den „Kampf gegen Rechts“ zu unterstützen oder CSU-Renegaten wie Frau Pauli, die mit dem Vorschlag glänzte, Eheschließungen auf sieben Jahre zu befristen, Führungspositionen zu geben. Es kann daher gut sein, daß die Freien Wähler die CSU in Bedrängnis bringen. Aber eine Stärkung der Konservativen wird man von ihnen vergeblich erhoffen.

Dr. Alexander Straube, Eichenau

 

 

Zu: „Aufgestocktes Wahlgeschenk“ von Volker Kempf, JF 15/09

Danach kommt Leere

Da kann ich nur zweifeln an meinem erlernten Grundwissen über verantwortliche Haushaltsführung. Gelernt habe ich, daß ich nur das ausgeben kann, was ich auch habe. Diese Prämie ist ein Kaliber wie eine Supernova. Wenn die neuen Autos erst einmal in Rekordzeit gebaut sind, was kommt dann? Bei einer Supernova eine heftige Explosion und dann nichts als Leere. Wissen das denn die hochqualifizierten Fachleute nicht?

Dieter Schmidt, Fuldabrück

 

 

Zu: „‘Cyber-Attacken und Terror’“, Interview mit Gebhardt von Moltke, JF 15/09

Von Moltke würde es grausen

Es wäre besser gewesen, Herrn von Moltke von Peter Scholl-Latour befragen zu lassen. Er hätte sofort darauf hingewiesen, daß Afghanistan durch die USA, weil ihnen das gerade in den Kram paßte, a) in die Bösewicht-Ecke gedrängt und b) strategisch in ihre Planung eingebaut wurde.Alle, Taliban, Osama bin Laden und mehr, sind ja von den USA aufgebaut worden und wurden, weil nicht mehr benötigt, sofort zu Terroristen erklärt und von der „westlichen Wertegemeinschaft“ erbittert bekämpft. Nur, gebracht hatte dieser ganze Unsinn nichts, außer Hekatomben  von Toten und unermeßliche Schäden. Der gute Ruf Deutschlands ist nun auch bis in die fernsten Täler Afghanistans ruiniert.

Unsere politische Führung unternimmt alles, damit sich Deutschland in der gesamten muslimischen Welt mit den USA auf deren niedrige Stufe stellt. Den legendären Schweiger von Moltke würde es grausen, wenn er die Äußerungen seines Urgroßneffen vernehmen würde!

Manfred Krause, Isernhagen

 

 

Zu: „Weder am Hindukusch noch in Hindelang“ von Paul Rosen, JF 15/09

Ist die Politik bereit?

Wenn Paul Rosen am Schluß seiner ansonsten treffend abgefaßten Lageschilderung in Sachen Bundeswehr meint, daß diese nun dabei ist, Abschied von der Inneren Führung beziehungsweise dem Staatsbürger in Uniform zu nehmen, so stellt sich die Frage, was an dieser Kehrtwende so falsch ist. Ist man nun endlich zur Einsicht gelangt, daß der in der Vergangenheit eingeschlagene Weg sich nicht bewährte, ja truppenuntauglich war? Fehler wird man doch noch korrigieren dürfen.

Schon 2004 stellte der unter unwürdigen Umständen aus dem Dienst entlassene Brigadegeneral a. D. Reinhard Günzel in einem Interview fest: „Spätestens mit dem ersten Auslandseinsatz hätte man ihn (den Staatsbürger in Uniform) feierlich zu Grabe tragen müssen.“

Die entscheidende Frage ist natürlich, ob auch die Politik bereit ist, die sich aus diesem „Kehrtschwenk“ ergebenden Konsequenzen zu tragen.

Johann Troltsch, Kempten

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Die Rente ist sicher“, JF 14/09

Rente verliert an Kaufkraft

Daß sich die JF an der unqualifizierten Darstellung beteiligt, die interessierte Kreise wegen der angekündigten Rentenerhöhung in ihren Medien losgetreten haben, finde ich enttäuschend. Als Senior, dessen Rente nach 48 Berufsjahren seit Jahren objektiv an Kaufkraft verliert, habe ich dafür kein Verständnis.

Dietmar Fürste, Rattiszell

 

 

Zu: „Totalitäre Arbeitswelt“ von Jürgen Liminski, JF 14/09

Ein Kindersplitting muß her

Die mangelnde gesellschaftliche Wertschätzung für die Ehe (mit Kindern!) ist in der Tat zu beklagen. Diese Defizite drücken sich nicht zuletzt darin aus, daß heute fast jede zweite Ehe scheitert. Das geht aber vor allem auf den allgemeinen Werteverlust zurück, der Ursache, aber nicht Folge des Zustands der heutigen Arbeitswelt ist.

Das Unterhaltsrecht lockert nicht die Bindung in der Ehe, sondern verhindert im Gegenteil oftmals überhaupt ihr Zustandekommen oder zumindest die Zeugung von Kindern. Schließlich müssen vor allem Männer gut überlegen, ob sie riskieren, nach einer Scheidung ohne Hoffnung auf staatliche Unterstützung lebenslang zahlen zu müssen. Daher ist das aktuelle BGH-Urteil sogar eine Unterstützung für die Ehe!

Um das Armutsrisiko nach einer Scheidung für Männer, Frauen und Kinder zu verringern, muß freilich noch mehr geschehen. Kindererziehung und Aufbringung des Lebensunterhalts der Kinder müssen durch ein Kindersplitting dauerhaft steuerlich unterstützt werden, beispielsweise zu Lasten des Ehegattensplitting bei kinderlosen Ehen.

Wolfgang Wiehle, München

 

 

Zu: „Des Polizeipräsidenten neue Kleider“ von Ronald Berthold, JF 14/09

Herr Glietsch, treten Sie zurück

Ich glaube, ich bin im falschen Film, ich höre und lese wohl nicht richtig. Weiß dieser Herr, was er da für einen Blödsinn angerichtet hat! Er macht damit die gesamte Berliner Polizei lächerlich. Er ist eine Schande für unser Rechtssystem! Herr Glietsch, treten Sie zurück und gehen in den Ruhestand, bevor Sie noch mehr Unheil über unsere Polizei bringen! Ihre Aufgaben als Polizeipräsident bestehen eigentlich in der Aufklärung von linksextremer Gewalt und im Verhindern von Brandanschlägen, Berlin sicher zu machen, mehr Präsenz auf den Straßen zu zeigen, dem vermummten Mob Paroli zu bieten, Gewaltverbrechen und Morde zu verhindern und aufzuklären und nicht solche irrsinnigen Verordnungen durchzusetzen, die kein einziger Polizist versteht.

Michael Welsch, Waldsolms

 

Nichts dazugelernt

Eine Studentin meiner Seminargruppe kam in der Zeit ihres Besuchs auf der Arbeiter- und Bauernfakultät in Halle eines Tages im Jahre 1960 mit einer Perlonbluse bekleidet zur Vorlesung. Sie mußte nach Hause gehen, um sich umzukleiden, da West-Klamotten an der ABF nicht gestattet waren.

Thor Steinar wäre nach unseren neuesten Maßstäben ein Fall für die ehemalige DDR-Elite gewesen. Traurig, daß wir nichts dazugelernt haben.

Günther Einer, Dresden

 

 

Zu: „Ein neuer EU-Streich: das Glühbirnenverbot“ von Klaus Peter Krause, JF 14/09

Mit Glühbirnen bevorraten

Jetzt bleibt nur noch Selbsthilfe übrig! Der kluge Mann, der sich diese jämmerlichen „Energiesparlampen“, die ein funzeliges Licht abstrahlen, nicht antun will, sollte schnellstmöglich sich einen größeren Vorrat an Glühlampen zulegen. Ich werde mir jedenfalls innerhalb der nächsten Monate im Versandhandel circa 300 Lampen unterschiedlichster Leistungsklassen (40, 60 und 100 Watt) besorgen, die dann für die nächsten 30 Jahre ausreichen werden.

Wolfgang du Roi, Bremen

 

 

Zu: „Vergessene Gräber im Cockpit“ von Hermann Schubart, JF 13/09

Es waren deutsche Tagjäger

Es ist zwar erfreulich, daß man sich an das Schicksal unserer vermißten Piloten aus dem Zweiten Weltkrieg erinnert, doch scheinbar hat der Autor etwas oberflächlich recherchiert. Bei den verschollenen Fliegern der deutschen Luftwaffe handelt es sich mit Sicherheit nicht zumeist um Nachtjäger. Da es wesentlich mehr Tag-  als Nachtjagdverbände gab, liegt es in der Natur der Dinge, daß es sich bei den Toten in der Mehrheit um deutsche Tagjäger handelt, die in der Endphase des Kriegs, bei der Reichsverteidigung, gegen einen vielfach überlegenen Gegner ihr Leben lassen mußten. Im Gegensatz dazu liefen die Luftkämpfe bei Nacht etwas „ruhiger“ ab, denn im Unterschied zu den Amerikanern, die ihre Bombereinsätze bei Tag mit massivem Jagdschutz durch Langstreckenbegleitjäger flogen, operierten die britischen Nachtbomber ohne den Schutz durch Jagdflugzeuge.

Thomas Grosse, Bitterfeld

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen