© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/09 24. April 2009

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Wählen gehen? Nicht mit mir!“, JF 16/09

Man ist enttäuscht und frustriert

Wie groß ist die Sehnsucht nach einer echten Alternative, einer konservativen Partei, die auf einem christlichen Leitbild fußt und Entscheidungen nicht den Umfragen hinterherträgt. Die Wahlentscheidung war für mich schon lange eine „Wahl des kleineren Übels“. Aber dieser kleine Unterschied ist nur noch mit sehr gutem Willen auszumachen. Die Lage ist in so vielen Bereichen kurz vor dem Kollaps, wie wir es jetzt mit der Finanzkrise sind. Die Politik ist nicht in der Lage beziehungsweise nicht willens, Probleme zu lösen. Das Unvermeidliche wird nur verzögert.

Gender Mainstreaming ist politischer Konsens (eine SPD-Ministerin könnte es wohl kaum besser machen!), Islamisierung ist eine Erfindung von Neurotikern und die Persönlichkeitsrechte müssen eben zurücktreten in Zeiten des Terrors. Wer sich noch für Politik interessiert, ist enttäuscht und „gefrustet“, weil Personen, die Anlaß zur Hoffnung geben, sofort in den Medien zerrissen werden. Das bringt mich zu der These: Die Medien sind die fünfte Kolonne von – ja, von wem eigentlich...? Machen Sie weiter so. Ich bin froh, daß es Zeitungen wie die Ihre gibt.

Ulrich Tiemann, Lübbecke

 

 

Zu: „Treibjagd auf Abweichler“ von Erik Lehnert, JF 17/09

Diese Situation haben wir jetzt

Als Verfolgter des DDR-Regimes, ehemaliger Insasse von Cottbus (Gefängnis der DDR für politisch Inhaftierte) und anerkannter Bezieher der Opferrente komme ich nach fast 60 Lebensjahren zu der Erkenntnis, daß die BRD auf dem besten Wege ist, die „bessere DDR“ zu werden. Ich bin wahrlich kein Linker, aber Wolf Biermann hatte recht als man ihn fragte, wie er denn die BRD sehe, nachdem er aus der DDR ausgebürgert worden war: Er wäre vom Regen in die Jauche gekommen!

Genau diese Situation haben wir jetzt. Wahrscheinlich scheinen alle guten Geister bei der sogenannten Wiedervereinigung fluchtartig Deutschland verlassen zu haben. Das ist nicht mein Land, das ist kein Land der Dichter und Denker mehr! Rudolf Steiner sagte einmal, so um 1920 herum: Es wird eine Zeit kommen in Europa, da werden die Schlechtesten der Schlechtesten regieren. Er hat nicht nur darin recht behalten, seine Worte finden in der Gegenwart Bestätigung.

Frank Heinrich, Leipzig

 

 

Zu: „‘Abwrackprämie’ als Unwort“ von Dieter Stein, JF 17/09

Die Krise nur verschoben

Die Abwrackprämie aus wahltaktischen Gründen noch einmal zu verlängern, ist ein verantwortungsloser Mißbrauch von Steuergeldern. Sie war von vornherein schon ein billiger Flop mit oft sinnloser Gütervernichtung, begünstigt sie doch überwiegend ausländische Autofabrikate. Und dies, während bei uns in vielen Branchen reihenweise Firmen in die Insolvenz gehen und Hunderttausende Arbeitsplätze dort verlorengehen. Zudem wird dadurch die Autokrise im nächsten Jahr um so mehr verschärft und die Inflation ins Uferlose gesteigert werden.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: „‘Das Ende des Christentums’“, Interview mit Klaus Berger, JF 16/09

Lehret alle Völker

Man fragt sich ernsthaft, ob die Damen und Herren vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) noch katholisch sind. Denn bei uns Katholiken bestimmt immer noch der Papst. Das ZdK indessen nähert sich bedenklich der politisch korrekten Sozialpädagogik an, zu der die Lehren der EKD verkommen sind.

Natürlich ist der Wunsch, andere Menschen sollten ebenfalls zum wahren Glauben finden, jeder Religion wesenseigen. Nur wer seine Mitmenschen nicht im christlichen Sinne liebt, nur dem ist es gleichgültig, ob sie zum Heil gelangen. Also muß der Christ auch wünschen, daß die Juden zum wahren Glauben finden, wie er das für alle anderen Menschen auch wünschen muß. Hat nicht Jesus – in seiner menschlichen Natur selbst Jude – die Juden missioniert? Hat er nicht gesagt: Lehret alle Völker? Übrigens: Hat sich der Papst schon einmal in Angelegenheiten der jüdischen Theologie eingemischt?

Rainer Thesen, Nürnberg

 

 

Zu: „Gottes Sohn oder Justizopfer“ von Karlheinz Weißmann, JF 16/09

Moderne Bedürfnistheologie

Auch ich habe Burkhard Müllers Radioansprachen von A bis Z gehört – und als moderne Bedürfnistheologie registriert. Es ist gut, daß man in der Verkündigung das in den Vordergrund stellt, was einem persönlich lieb und wichtig geworden ist. Aber darüber hinaus verfällt Müller in einer wohl unreflektierten protestantischen Überheblichkeit darauf, ausmerzen zu wollen, was in ihm keine positive Resonanz findet.

So will Müller eben auch Gott einen guten Mann sein lassen. Wer – zeitgeistkonform – Jesus nur als Gutmenschen sieht, der als Unschuldiger von einem unbarmherzigen himmlischen Richter zur Sühne in den Tod geschickt wird, darf sich durch Müllers Ansprachen angenehm erleichtert fühlen. Das steht aber auf einer anderen Ebene als Jesu Selbstaussagen und als schon Prophetisches über Schuld und Sühne und Solidarität bis hin zur Stellvertretung.

Hans-Georg Gleditsch, Bad Salzuflen

 

Nimmer käme uns Heil

Für was wäre Jesus denn sonst als Sühneopfer gestorben, wenn nicht für unsere Sünden? Das hieße ja, daß Jesu Tod sinnlos gewesen wäre – das ist Gotteslästerung. Als Christ kann man doch nicht an Jesus Christus glauben und gleichzeitig seinen Sühnetod leugnen. Nimmer käme uns Heil durch unsere Geburt, wäre uns das Heil nicht gekommen durch die Erlösung.

Der Glaube der heiligen Kirche ist: Altes und Neues Testament, die Zehn Gebote Gottes und alles, was die heilige Kirche seit 2000 Jahren lehrt. Wer daraus nach Belieben aussucht, was ihm gefällt oder nicht, sei es zum Beispiel nur eines der Zehn Gebote, der bastelt sich eine Irrlehre zurecht und begibt sich bald in die Nähe der Atheisten.

Freiheit ohne die Ordnung Gottes – die Zehn Gebote – ist Chaos.

Ingrid Schmidt, Wittibreut

 

Mut zum Bekenntnis

Viele Theologen haben den Glauben verraten. Es liegt jetzt an uns Christen, sich mutig zu dem Gekreuzigten zu bekennen. Der größte Theologe, Paulus, soll unser Vorbild sein: „Denn ich nahm mir vor, nichts anderes unter euch zu wissen als nur Jesus Christus, und ihn als gekreuzigt“ (1. Kor. 2,2).

Wir Christen müssen aufhören, christliche Werte oder Moral zu predigen. Wenn wir das Ende des Christentums verhindern wollen, dann gelingt das nur, wenn wir den Gekreuzigten wieder in das Zentrum unserer Botschaft stellen. Das erfordert Mut, doch werden wir ihn bekommen, wenn wir uns an die Verheißung unseres Herrn erinnern: „Jeder nun, der sich vor den Menschen zu mir bekennen wird, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist. Wer aber mich vor den Menschen verleugnen wird, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist“ (Mt. 10, 32).

Jan Weremchuk, Frankenthal

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Wählen gehen? Nicht mit mir!“, JF 16/09

Wahlenthaltung anrechnen

Dem Problem könnte man beikommen, wenn die Wahlenthaltung auf die Parlamentssitze angerechnet würde und diese dann leer blieben. Das hätte zudem die Vorteile, daß sich die Bewerber um eine hohe Wahlbeteiligung bemühten und die Partei der Nichtwähler keine Kosten verursachte. Die Anzahl der Sitze dürfte jedoch nicht erhöht werden, weil sonst alles beim alten bliebe.

Peter Fricke, Bad Hersfeld

 

 

Zu: „‘Ich bin politisch heimatlos geworden’“ von Hinrich Rohbohm, JF 16/09

Kein Mitleid

Im Artikel stellen alle Befragten fest, daß die CDU/CSU unwählbar geworden ist. Die einen wollen deshalb zu Hause bleiben, die anderen FDP wählen, die JF sympathisiert gar mit den Freien Wählern. Wieder andere wollen eine neue Partei, welche aber nicht wirklich „rechts“ sein solle. Mit anderen Worten: Die Medien bräuchten nur das übliche Spiel abziehen und man würde sie nicht wählen. Bei solchen Ansprüchen und Entscheidungen kann man kaum Mitleid haben.

Ernst Dürrich, Aalen

 

Republikaner – die Alternative

Mir bleibt es nach diesem Artikel völlig unerklärlich, warum die Republikaner (REP) nicht schon lange große Wahlerfolge feiern. Die CDU ist unwählbar, und die FDP ist gesellschaftspolitisch genauso wie SPD und Grüne. Die Freien Wähler biedern sich den Medien an, und Frau Pauli darf sich gut verkaufen. Was ist die Alternative, wenn nicht die gesetzestreuen und patriotischen Republikaner?

Michael Hamaler, Augsburg

 

 

Zu: „Eine Brandrede an die Nation“ von Dieter Stein, JF 16/09

Giordanos Last

„Giordanos Appell würde an Gewicht gewinnen, wenn er seine vergangene publizistische Rolle einer selbstkritischen Revision unterzöge“, schreibt Stein. Giordano würde nicht an Gewicht gewinnen, er würde überhaupt erst gewichtig werden! Angesichts seiner publizistischen Vergangenheit, die vor Geifer und Diffamierungen, vor Unterstellungen und nicht bewiesenen Behauptungen trieft, kann man getrost diese Bewertung vornehmen. Wer Näheres wissen will, der lese das Buch „Die Zweite Schuld oder Von der Last, Deutscher zu sein“, in dem exemplarisch nachzulesen ist, welche große Schuld er den Deutschen zugedacht hat und warum sie deshalb für immer in Sack und Asche zu gehen hätten.

Insbesondere die Vertriebenen hatten es ihm angetan – wahrscheinlich empfand er sie als Konkurrenten in der Opferrolle. Ihre Charta sei ein Skandal, ließ er sich vernehmen. Der öffentliche Verzicht auf Rache und Vergeltung stehe ihnen, als Tätern, überhaupt nicht zu und verhöhne jegliches Ehr- und Rechtsgefühl. Wie er unter diesen Umständen in den Beirat der Gedenkstätte gegen Vertreibungen kam, bleibt sein Geheimnis.

Bernhard Kaiser, Halle/Westfalen

 

Erstaunliches Schweigen

Vor Jahren äußerte die Schauspielerin Iris Berben in einer Talkshow bei Rafael Seligmann tiefes Schamgefühl darüber, daß deutsche Polizei die Synagogen vor den Rechten schützen müsse. „Die stehen dort nicht wegen der rechten Szene, liebe Frau Berben, sondern zum Schutz vor den Islamisten“, war seine zurechtweisende Antwort.

Ralph Giordano ahnt schon lange, aus welcher Ecke und mit welchem Ziel die Philo-Islamisten kommen. Jede Großmoschee eine „Kaserne“ gegen christliche Kirchen und Synagogen in Deutschland! Der Antichrist und Antisemit kann sich heute gleichermaßen mit der hohlen Phrase von der „Weltoffenheit“ tarnen. Erstaunlich nur, wie schweigsam sich der Zentralrat der Juden zu dieser schicksalhaften Entwicklung in Deutschland verhält, obwohl man im gleichen, höchst gefährdeten Boot sitzt.

Dieter Bock, Burgstall

 

 

Zur Meldung: „EU plant Hartz IV für Asylbewerber“, JF 16/09

Noch mehr Migrantenströme

Anstatt sich Gedanken zu machen, wie eine Rezession vermieden und leere Staatskassen wieder gefüllt werden können, sind die hochbezahlten Brüsseler Kommissare mit Eifer dabei, mit immer neuen Ideen das ihnen anvertraute Geld der Mitgliedsländer mit vollen Händen zum Fenster rauszuwerfen und mit verbesserten Konditionen für noch größere Flüchtlingsströme nach Europa zu sorgen.

Mit der Einsicht, daß dies die leeren Kassen der EU-Länder und die Toleranz der Bürger überfordert, kann man offenbar seitens der Brüsseler Eiferer nicht rechnen.

Wolfgang Röckelein, Eching

 

 

Zu: „Die Rückkehr der Geschichte blieb aus“ von Karlheinz Weißmann, JF 16/09

An Diskursen beteiligen!

Weißmann bleibt hier negativ auf Winkler und Co. fixiert, das heißt auf das antideutsche Phantasma eines homogenen „Westens“, an den sich die BRD anzupassen und angepaßt habe.

Jedoch meinten die Antideutschen der Zwischenkriegszeit einen Westen, der durch Universalismus, kapitalistische Globalisierung und Imperialismus oder wahlweise totalitäre Demokratie, französisch-spanischen Sozialismus und Kommunismus definiert war.

Was die Deutschen der Nachkriegszeit von den Amerikanern entlehnten, waren hingegen Ideen, die aus Deutschland gekommen oder der deutschen Tradition kongenial waren: Antiuniversalismus (Kulturrelativismus), Antiimperialismus, Antikommunismus, naturrechtlich gebändigte Demokratie, gemäßigter Antiparlamentarismus (gegen die Überschätzung von Parteien und Parlamenten) sowie gemäßigter Antikapitalismus (Hochschätzung der körperlichen Arbeit und des Arbeitenden). Selbst in den zeitgeschichtlichen Fragen war die republikanische Opposition gegen Roosevelt und Truman viel deutschfreundlicher, als das heute wahrgenommen wird.

Karlheinz Weißmanns Position scheint darauf hinauszulaufen, Deutschland solle sich aus westlichen Diskursen ausklinken. Der Weg kann aber nur sein, sich an westlichen und östlichen Diskursen zu beteiligen und dort jeweils die Seite zu unterstützen, die dem deutschen Eigen-Sinn entspricht.

Rainer Möller, Krefeld

 

 

Zur Meldung: „‘Panzerlied’: CDU zieht Liederbuch ein“, JF 16/09

Von Zehntausenden gesungen

Dieses Panzerlied haben Zehntausende von Panzersoldaten der Bundeswehr während ihrer Dienstzeit gesungen. Nach der Diktion des Stephan Braun (wahrscheinlich ungedient!) müssen diese allesamt nicht bei klarem Verstand gewesen sein. Von einem guten Gewissen ganz zu schweigen.

Unser baden-württembergischer Landesvater Günther Oettinger nimmt vorsorglich die Stromlinienhaltung der political correctness ein, sicher in der Erwartung, daß diese „konservative Heldentat“ politisch belohnt werden wird. Der Zustimmung der entsprechenden Presseorgane darf Oettinger ganz sicher sein, und nur darauf kommt es wirklich an.

Rudi Ehninger, Kirchheim

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Instrument der Vormacht“, JF 15/09

Platz auf Schuhputzerbänkchen

„Instrument der Vormacht: Europa muß sich endlich von den USA emanzipieren“, titelte die JUNGE FREIHEIT zu Recht. Wieviel Lichtjahre wir davon entfernt sind, zeigte auf anschauliche Weise der Präsidentenbesuch bei der englischen Königin. Bei aller Hemdsärmeligkeit, die man von Amerika gewohnt ist, ist doch kaum anzunehmen, daß es im Weißen Haus keinen Protokoll-Chef gibt, der den neuen Präsidenten und seine Ehefrau auf die erste Auslandsreise ziehen läßt, ohne mit ihnen detailliert Protokollfragen durchzusprechen.

Die Umarmung der englischen Königin durch die Präsidentengattin – von den Medien naiv als verzeihliche, wenn nicht gar liebenswürdige Geste kommentiert – ist also kaum ein aus Unwissenheit begangener Fauxpax, sondern eher als subtile, aber für die diplomatisch Bewanderten als eindeutig zu verstehende Geste zu sehen, welchen Platz auf der geopolitischen Bühne man Europa aus amerikanischer Sicht zuzubilligen gewillt ist: nämlich das Schuhputzerbänkchen.

Dr. Günter Gottschlich, Tübingen

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