© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/09 24. April 2009

geliebt, geträumt …
... vergessen
Curd-Torsten Weick

Kommt ein Wölkchen angeflogen, schwebt dabei ganz sacht – und der Mond am Himmel droben, hält derweil schon Wacht... Abend will es wieder werden, alles geht zur Ruh. Und die Kinder auf der Erde machen bald die Äuglein zu. Doch zuvor – von fern und nah ruft’s: das Sandmännchen ist da.“ Da? Das war einmal. Der so besungene Sandmann (West) ist seit den Wendezeiten von der Mattscheibe verschwunden. Verdrängt vom Sandmann (Ost), der Anfang der 1990er Jahre selbst beinah das Zeitliche gesegnet hätte und von Zeit zu Zeit immer wieder einmal zur Disposition steht. Doch der DDR-Sandmann mit dem Spitzbart wird Ende November 50 Jahre alt und ist nun in aller Munde. Ja, er avanciert sogar zum Kino-Helden. Abseits steht der West-Sandmann, der zwar auch seinen Fünfzigsten feiert, aber im Ost-West Rennen um den Sandmann-Start um einige Tage unterlegen war und keine große Lobby hatte, die für ihn kämpfte. Im Gegenteil, es soll gar Wessis geben, die auch zu Mauer-Zeiten den Sandmann-Ost bevorzugten. Schwamm drüber. Im Jubiläumsjahr zumal. Nur ein brüderliches Zeichen vom Sandmann-Ost an den Kollegen ist überfällig. Doch wer weiß, ob sie sich bei der just beendeten Sandmann-Ausstellung im Frankfurter Museum für Kommunikation nicht schon verständigt haben.

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