© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/09 01. Mai 2009

Leserbriefe

Zu: „‘Der erste Riß in der Mauer’“, Interview mit Andreas Oplatka, JF 17/09

Die Macht der zweiten Reihe

Oplatka hat in seiner ansonsten hervorragenden Betrachtung der Umstände der ungarischen Grenzöffnung nicht die „Macht der zweiten Reihe“ berücksichtigt. Denn es ist ja so, daß es durchaus im Eigeninteresse der jungen Kommunisten lag, daß das System, das, wie sie richtig vermuteten, untergehen würde, schnell unterging. Der Ex-Ministerpräsident Gyurcsány wurde wie viele seiner Parteigenossen im Untergang zum Multimillionär, indem er sich in der von seiner kommunistischen Partei gesteuerten Privatisierung des Volksvermögens ein gutes Stück unter den Nagel riß. Der derzeitige Ministerpräsident Bajnai nutze eine gezielte Insolvenz seines Betriebes, um ein Vermögen beiseite zu schaffen. Mehrere Bauern, die mit ihm Geschäfte machten, begingen danach Selbstmord.

Übrigens sind auch in Deutschland die Kommunisten der zweiten Reihe die Nutznießer der Wende geworden. Sie nutzen die Gutgläubigkeit der Menschen und die Schwächen des neuen Rechtssystems rücksichtslos zur Selbstbereicherung aus. Es ist falsch zu denken, irgendwelche Kommunisten hätten jemals staatsmännisch ein „großes“, möglicherweise gemeinnütziges Ziel verfolgt.

Gernot Schmidt, Delitzsch

 

 

Zur Meldung: „Edathy: Schulfach gegen Vorurteile“, JF 18/09

Brauchen Unterricht über uns

Auf der einen Seite wissen die Menschen hier in unserem Land kaum noch, wo unsere Werte und unser Wohlstand herkommen. Wenige nur noch wissen, was Feiertage wie Fronleichnam, Allerheiligen, Pfingsten, Ostern und immer öfter sogar Weihnachten wirklich bedeuten. Als ich in der Fastenzeit gefastet habe und auf Nachfrage sagte: Wir haben doch jetzt Fastenzeit, wurde ich gefragt: „Ist das so was wie Ramadan?“

Wir brauchen eine Grundunterrichtung über unsere Werte und was sie für uns bedeuten und was sie uns bringen. Daneben sollte jeder das Recht wahrnehmen dürfen, über den Islam einfach mal nichts wissen zu wollen.

Tobias Heinz, Röhrmoos

 

 

Zu: „‘In die Vergangenheit verstrickt’“ von Günter D. Franke, JF 18/09

Angsthasen

Alle Länder, welche die UN-Antirassismus-Konferenz boykottieren, unterstützen damit die Länder, die die Menschenrechte nicht einhalten, und vergeben die Möglichkeit, sich gegen diese Verstöße auszusprechen. Ein sehr schwaches Bild auch für unsere Bundesrepublik, solch eine Feigheit hätte ich nicht erwartet. Sie disqualifiziert sich damit auf dem internationalen Parkett und kann auch nicht mehr ernst genommen werden.

Von einer wehrhaften Demokratie erwarte ich das Streben nach einer unbedingten Wahrheit, keine Tabu-Themen und Gespräche mit jedermann, um unsere Positionen zu erklären und zu verbreiten und damit die Chance wahrzunehmen, sie auch durchsetzen zu können. Unser Teilnahmeverzicht in Genf ist kontraproduktiv und kennzeichnet unsere Regierung als „Angsthasen“.

Jürgen Schulz, Buchholz

 

 

Zu: „‘Ein riesiger Sündenfall’“ von Michael Howanietz, JF 18/09

Mutige politische Entscheidung

Ich halte es für eine große, mutige politische Entscheidung von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, MON 810 zu verbieten: Über lange Zeit wurden Bürger in Angst wegen veränderten Erbguts in Nahrungsmitteln einfach ignoriert. Die Firma Monsanto ist in ihrem Verhalten brutal. Wer in die Klauen dieses Imperiums gerät, der hat beinahe schon verloren. Das Verbot ist ein Schritt in die richtige Richtung. Gründe dafür gibt es viele. Danke, Frau Ministerin Aigner, ich hoffe, Sie halten das aus, was kommt. Das Prozedere hat schon begonnen. Sie brauchen Unterstützung.

Dieter Schmidt, Fuldabrück

 

 

Zu: „Wer hat Angst vorm bösen Wolf“ von Ronald Berthold, JF 17/09

Die Lust am Töten

Sympathie für den Wolf zu wecken, ist lobenswert. Leider verkennt der Autor die wahren Motive der Jäger. Es ist die Lust am Töten, die den Jäger zur späten Stunde noch in den Wald treibt. Der Naturschutz und die Waldpflege werden als Gründe vorgeschoben, um das zu verschleiern. Im deutschen Wald wird auf alles geschossen, was sich bewegt. 2005 wurden fünf Millionen Wildtiere in Deutschland getötet. Dazu noch circa 300.000 Hauskatzen und 35.000 Hunde. Solange die Jagd nicht gesellschaftlich geächtet und schließlich verboten wird, hat der Wolf – so wie auch alle anderen Wildtiere – bei uns ganz schlechte Karten.

Max Basler, Malsburg

 

Vom Wolf lernen

Vielen Dank für diesen objektiven Bericht über ein Tier, das seit Jahrhunderten auf das übelste verleumdet und bejagt wird. Dabei könnte der Mensch hinsichtlich Sozialverhalten und Fürsorge sehr viel vom Wolf lernen. Im Gegensatz zu den Jägern jagt er hauptsächlich schwache und kranke Tiere und vergreift sich nicht am „stolzen 16-Ender“. Würden in Deutschlands Wäldern Wölfe, Luchse und Wildkatzen wieder heimisch, so könnte man auf die „Waidmänner“ gerne verzichten.

Aber leider war die Jagd schon immer ein Privileg der Reichen und Mächtigen, früher des Geburtsadels, heute des Geldadels. Und diese Herrschaften dulden keine tierische Konkurrenz. Wie gut, daß die Ammenmärchen vom „bösen Wolf“ sich so hartnäckig halten und sich auch heute noch trefflich dafür eignen, Angst in der Bevölkerung zu schüren, um sich das Jagdmonopol zu sichern. Erinnert sei hier an einen Vorfall, als vor Jahren einige Jungwölfe aus einem bayerischen Nationalparkgehege entwichen und sofort die gesamte bayerische Polizei ausrückte, um sie mit Erfolg abzuknallen.

Reinhold Sauer, Böblingen

 

 

Zu: „Treibjagd auf Abweichler“ von Erik Lehnert, JF 17/09

Gängel- und Verbotsrepublik

Betrachtet man heute die Bilder der feiernden Menschenmenge am Abend des 9. November 1989, ist man unwillkürlich zu Tränen gerührt. Bedenkt man, was aus diesem Staat hätte werden können und was aus ihm geworden ist: eine politisch korrekte Gängel- und Verbotsrepublik, in der eine geistige Enge herrscht, wie man sie sonst nur von Diktaturen kennt, dann ist das wirklich zum Weinen.

Stephan Zankl, München

 

 

Zu: „Dubiose Gesprächspartner“ von Michael Paulwitz, JF 17/09

Des Landes verweisen

Solange wir als Christen in islamischen Ländern keine Verbände gründen dürfen, wir verfolgt und getötet werden, müssen die Herren Ücüncü und el-Zayat des Landes verwiesen werden. Man schenkt diesen Leuten viel zuviel Beachtung.

Franz H. Schneider, Wilnsdorf

 

 

Zu: „Pankraz, Peter Sloterdijk und der Sportschützenkeller“, JF 17/09

Zerstörende Droge Killerspiel

Pankraz irrt, wenn er meint, daß aus dem Hobbykeller eines Sportschützen höchstens Amokläufer kommen. Tatsächlich werden Amokläufer durch die elektronische Droge Killerspiel produziert, die neuerdings mörderische Irrläufer schafft, indem sie wichtige Gehirnstrukturen zerstört, die sonst bei unbeschädigten Hirnen das Mitgefühl und die Tötungshemmung steuern.

Tausende von Sportschützen stehen in einer jahrhundertealten bürgerrechtlichen Tradition. Es dürfte wenige Bereiche unserer Gesellschaft geben, in denen ein so ausgeprägter Sicherheitskult betrieben wird  wie beim Schießsport. Wieso waren früher selbst illegale Waffen wie beispielsweise die Überbleibsel des Zweiten Weltkrieges, die Jugendlichen zugänglich waren, kein Risiko für die damalige Gesellschaft?

Die elektronische Droge Killerspiel gehört schon längst auf die Verbotsliste. Durch dieses Verbot würden auch Eltern bei der Wahrnehmung ihrer Erziehungspflichten unterstützt.

Jochen Weber, Kirchheim

 

 

Zu: „Ein Weltmann aus Halle“ von Wiebke Dethlefs, JF 16/09

Komplizierter Irrgarten

Ein wenig scheint sich die Autorin im Irrgarten der komplizierten brandenburgisch-sächsischen Territorialgeschichte verlaufen zu haben. Herzog August von Sachsen-Weißenfels (Sekundogenitur) übte als Magdeburgischer Administrator die Herrschaft über das aus dem ehemaligen Erzstift Magdeburg stammende Gebiet aus, zu dem auch die Stadt Halle gehörte  – allerdings nur „auf Zeit“. Nach seinem Tod, so wollten es die Regelungen des Westfälischen Friedensvertrags (1648), sollte dieses Territorium an Kurbrandenburg abgetreten werden.

So kam es, daß der Vater von Georg Friedrich Händel, der Hallenser Arzt Georg Händel, nicht kurfürstlich-brandenburgischer, sondern erst einmal sächsisch-weißenfelsischer Leibchirurg wurde. Nach dem Tod von Herzog August (1680) wurde das obengenannte Gebiet zwar Brandenburg überlassen, Georg Händel auch „Churfürstlich brandenburgischer Cammerdiener und Amtschirurg von Giebischenstein“, aber eben nicht Leibarzt von Friedrich III. von Brandenburg beziehungsweise Friedrich I. von Preußen.

Vielmehr ernannte ihn der Sohn von Herzog August, Johann Adolf I. von Sachsen-Weißenfels, 1688 genauso, wie es sein Vater getan hatte, zu seinem Leibarzt. Dieser Herzog war es auch, der den Vater des jungen Georg Friedrich überzeugte, dem Sohn eine musikalische Laufbahn zu ermöglichen.

Dr. Wilfried Flach, Jänickendorf

 

 

Zu: „Gottes Sohn oder Justizopfer“ von Karlheinz Weißmann, JF 16/09

Symbol dafür ist das Kreuz

Ich bin kein Theologe, die in dem Aufsatz angesprochenen Fragen haben mich jedoch immer interessiert, da ich in einem Pfarrhaus aufgewachsen bin. Mein Vater war Pastor aus Berufung. Das trifft heute auf so manchen Vertreter dieses Berufsstands nicht mehr zu.

Grundlage der „Formgeschichtlichen Schule“, die unter anderem von der Entmythologisierung des Neuen Testamentes redete, oder auch der historisch-kritischen Methode ist letztlich eine seit der Aufklärung verbreitete Geisteshaltung, Gott vorzuschreiben, wie er zu sein habe. Die Engel verhüllen ihr Angesicht vor Gott. Wir aber reißen die Augen auf und sagen: So muß Gott sein, und das muß er tun. Kommt es dann anders, hat er sich zu verantworten. Vergessen wird, daß Gott uns Menschen die Freiheit gegeben hat, sich bei unseren Handlungen für oder gegen ihn zu entscheiden.

Ebenso sehen diese Herrschaften Christus so, wie sie ihn sehen wollen, und nicht, wie er wirklich war. Gott hat uns die Zehn Gebote als Richtschnur gegeben. Wir sind jedoch aus unserer menschlichen Natur heraus trotz besten Willens nicht in der Lage, sie uneingeschränkt zu befolgen.

Es gab nur einen Menschen, der, weil Gottes Sohn, ohne Sünde war. Er starb, um uns zu erlösen, am Kreuz und wurde von Gott auferweckt. Das Symbol dafür ist das Kreuz, das von Beginn an vielen Menschen suspekt war. Es war bereits damals, wie geschrieben steht, „den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit“ (1. Kor. 1,23).

Dr. Manfred Förster, Einbeck

 

Blutleere Debatte

Hier zeigt die Fragestellung im gesamten Artikel, wes Geistes Kind dahintersteckt. Ist nicht bekannt, daß Jesus und seine Jünger das Himmelreich von Angesicht zu Angesicht weitergaben? Bei genauerem Betrachten des Neuen Testaments wird sogar jedem Kind klar, welchen Personenkreis Jesus als seine Jünger um sich scharte. Achten Sie auf die Berufe und was diese vom Ausübenden verlangen: Geduld, Geistesgegenwart, Stille, Beharrlichkeit, Konzentration, Vertrautsein mit den natürlichen Gegebenheiten, körperliche Robustheit und Beweglichkeit. Diese Voraussetzungen eignen sich besonders, aus jedem von uns einen „Menschenfischer“ zu machen, indem wir durch Üben an uns selbst die Mittel hervorbringen, den göttlichen Funken in unseren Mitmenschen zu entzünden.

Mit dieser blutleeren Debatte über die christliche Lehre und die Person Jesu Christi erweckt der Autor keinen Eindruck davon, wie fruchtbar und sinnvoll diese Verheißung sich im täglichen Leben auswirkt. – Die JF weiß aus eigener Erfahrung, wie ansteckend eine Vision ist.

Anneliese Thomas, Wesseling

 

 

Zum Leserbrief: „Beamte zahlen keine Beiträge“ von Peter Christian Vogl, JF 16/09

Sie beteiligen sich sehr wohl

In dem Leserbrief wurde behauptet, Beamte zahlten keine Beiträge und müßten im Alter „vom Normalbürger zweiter Klasse erhalten“ werden. Das stimmt nur insofern, daß Beamte keinen Beitrag von ihren Bruttobezügen zahlen. Aber Beamte beteiligen sich sehr wohl an der Finanzierung der Versorgungslasten: Durch das Bundesbesoldungsgesetz von 1957 wurden die Dienstbezüge der Beamten in einer Höhe festgelegt, die den Gehältern vergleichbarer Arbeitnehmer (zum Beispiel nach Bundesangestelltentarifvertrag, BAT) nach Abzug der Rentenversicherungsbeiträge entsprachen. Außerdem müssen die Beamten seit 1999 eine geringere Anpassung an die allgemeine Entwicklung der Löhne und Gehälter akzeptieren. Die ersparten Bezügeaufwendungen werden in eine Versorgungsrücklage abgeführt.

Es ist erstaunlich, wie hartnäckig sich –  auch in den Medien, und oft auch wider besseres Wissen – die Behauptung hält, die Beamten erhielten ihre Pensionen ohne eigenen Beitrag.

Jürgen Schlüter, Garmisch-Partenkirchen

 

 

Zu „Das Land der größten Gastfreundschaft“ von Paola Bernardi, JF 17/09

Keine Spur von Abwehr

Wer von den Bootsflüchtlingen sollte wohl die „verstärkten Radarkontrollen“ fürchten? Im Gegenteil ist Frontex doch die Rettung: Wer aufgegriffen wird, hat gewonnen, wird versorgt und ins Land seiner Sehnsucht gebracht. Von Abwehr keine Spur.

Eberhard Koenig, Baiern

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