© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/09 29. Mai 2009

Zeitschriftenkritik: Deutsche Militärzeitschrift
Verheerende Bilanz
Werner Olles

Die zweimonatlich mit einem Umfang von jeweils 84 Seiten erscheinende Deutsche Militärzeitschrift (DMZ) beschäftigt sich vor allem mit den Themenkomplexen Militärgeschichte, Sicherheitspolitik, Wehrwissenschaft, Krisenherde, Streitkräfte aller Welt und Flucht und Vertreibung. Als unabhängige und überparteiliche Publikation wendet sie sich gleichermaßen an die Erlebnisgeneration des Zweiten Weltkrieges, die Soldaten und Reservisten der Bundeswehr und die ehemaligen Angehörigen der NVA, aber auch an alle zeitgeschichtlich interessierten Leser.

In der aktuellen Ausgabe (Mai/Juni 2009) geht Chefredakteur Manuel Ochsenreiter unter anderem auf das 60jährige Gründungsjubiläum der Nato ein. Anstatt jedoch in „Feierlaune“ zu verfallen, plädiert er für eine „scharfe Analyse“ der Frage, „wohin uns die Nato in den letzten 20 Jahren gebracht hat“. Als Meßlatte bezeichnet er dabei das „nationale Sicherheitsinteresse unseres Landes“. Seine Bilanz fällt dann allerdings verheerend aus. Das ursprüngliche Defensivbündnis Nato mutierte zu einem Apparat, der spätestens seit dem völkerrechtswidrigen Angriff auf Serbien, an dem auch die Bundeswehr beteiligt war, „unter Washingtons Führung nur noch US-amerikanische Interessenpolitik verfolgt“. Gleiches gelte auch für die Einsätze in Afghanistan – eine Einschätzung, der weitgehend zuzustimmen ist.

Der Beitrag „Im Zweifrontenkrieg – Bundeswehr zwischen Auslandseinsatz und Kampagnen“ macht klar, daß die ernsthafte und glaubwürdige Ablehnung konservativer Kritiker des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan wie sie beispielsweise Peter Gauweiler (CSU) und Willy Wimmer (CDU) vortragen, keinesfalls mit den großangelegten Kampagnen linksextremistischer Politiker wie Ulla Jelpke (Die Linke) verwechselt werden darf. Während es Gauweiler und Wimmer oder auch dem Journalisten und Buchautor Peter Scholl-Latour um die berechtigte Frage geht, inwieweit die Auslandseinsätze überhaupt mit den nationalen Sicherheitsinteressen Deutschlands und dem Grundgesetz vereinbar sind, verfolgen linksextremistische „Antifa“-Gruppen und deren Verbündete und Förderer allein das Ziel, die Bundeswehr als Ganzes anzugreifen und letztlich abzuschaffen.

Der Historiker Heinz Magenheimer beschreibt in seinem Beitrag „Am Vorabend des Krieges“, wie Europa vor 70 Jahren den letzten friedlichen Sommer vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erlebte. Dabei räumt er mit der offiziellen Geschichtsschreibung auf, daß das Deutsche Reich angeblich die Alleinschuld an dem großen Völkerringen trage, das mit dem deutsch-polnischen Krieg am 1. September 1939 begann. Er verweist auf die politische Vorgeschichte dieser Krise als Teil der europäischen Krise der Jahre 1939 und 1939. Sowohl in Polen als auch in Großbritannien waren damals längst extrem nationalistische Kräfte am Werk, die wie der britische Premier Winston Churchill die These von der „Unvermeidbarkeit des Krieges“ propagierten.

Anschrift: DMZ-Verlag. Postfach 11 62, 83461 Berchtesgaden. Das Einzelheft kostet 7,50 Euro, das Jahresabo 45 Euro (Schüler und Studenten 39 Euro)

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