© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/09 12. Juni 2009

UMWELT
Ausgehöhlte Klimaschutzpolitik
Volker Kempf

Das Polareis schmilzt schneller dahin als vor Jahren vermutet. Klimaschutzpolitik ist daher kein Schnee von gestern. An den Symptomen der Umweltzerstörung „ereifern“ sich die Menschen, schrieb Jörg Friedrich vor 30 Jahren in „Kulturverfall und Umweltkrise“ und fragte weiter: Die Kultur des Abendlandes, frommt ihr nicht trotz allem am meisten das Geld? Für den Klimaschutz wird heute viel Geld ausgegeben. Die Industrieländer setzen auf Klimaprojekte in Entwicklungsländern. Der Hintergedanke ist, daß mit einem bestimmten Geldbetrag dort mehr für den Klimaschutz getan werden kann als in einem Industriestaat. Biomassekraftwerke und Windparks sollen im Zuge des Emissionshandels in Entwicklungsländern entstehen, wofür der Investor ein Zertifikat über die eingesparte Menge CO2 erhält, die er dann selbst freisetzen darf.

Doch wer kontrolliert, was mit dem Geld passiert? Das kontrollieren Gutachter. Und wer kontrolliert diese Gutachter? Das Öko-Institut Darmstadt. Dieses hat im Auftrag der Naturschutzorganisation WWF die Gutachterleistung anhand von 900 Fällen überprüft und auf einer Skala von A für sehr gut bis F für sehr schlecht eingeordnet. Am wenigsten schlecht schnitten dabei der TÜV-Süd und der TÜV-Nord ab, mit der Position D, was in etwa der Schulnote 4 entspricht. Sicher ist damit für die Leiterin der Abteilung Energie und Klima beim WWF Deutschland, Regine Günther: „Mit dem Versagen der Prüforganisationen steht auch die Qualität der Klimaprojekte in Entwicklungsländern in Frage.“ Gutachter sind auch nur Menschen, die möglichst schnell ihr Geld für möglichst wenig Arbeit erhalten wollen. Das Geld, es frommt eben noch immer und höhlt die fromme Klimaschutzpolitik als gut gemeint aus.

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