© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/09 12. Juni 2009

Dokumentarfilm über junge Kadetten auf der „Kruzenshtern“: Keine Spur von der Seefahrerromatik eines Hans Albers
Die Lehre auf der ehemaligen „Padua“ ist kein Honigschlecken
Curd-Torsten Weick

Wer kennt ihn nicht – den Filmklassiker „Große Freiheit Nr. 7“, gedreht im Kriegsjahr 1943 mit dem legendären Hans Albers in der Hauptrolle? Der spielt den Stimmungs-„La Paloma“-Sänger Hannes Kröger im Hippodrom auf der Großen Freiheit in St. Pauli. Doch erlittenes Liebesleid und die ewige Sehnsucht nach der See ziehen Hannes zurück auf die „Padua“.

Nur – die fiktive Reise des Hannes Kröger auf dem frachtfahrenden Großsegler und Segelschulschiff dauerte in der realen Welt nicht lange. Die im Jahr 1926 auf der Tecklenborgschen Werft in Geestemünde gebaute Viermast-Stahlbark „Padua“(Länge 114,5 Meter) wurde im Januar 1946 – ebenso wie der zur Zeit größte noch segelnde Traditionssegler der Welt, die ehemalige deutsche Viermastbark „Magdalene Vinnen“ (russ.: „Sedov“) – als Reparationsleistung an die Sowjetunion übergeben. Dort wurde sie nach dem deutsch-baltischen Kapitän und russischen Admiral Adam Johann von Krusenstern (Ivan Fedorovich Kruzenshtern, 1770–1846) benannt und segelt seit 1969 – zur Freude der Windjammerfreunde – als russisches Ausbildungsschiff für Kadetten über die Weltmeere.

Einer dieser 14- bis 16jährigen Kadetten steht in dem französisch-polnischen Dokumentarfilm „Kruzenshtern“ im Mittelpunkt des Geschehens. Doch von den romantischen Vorstellungen von der Seefahrt, die noch den alten Fahrensmann Hannes Kröger zurück auf die „Padua“ trieben, bleibt in der Gegenwart nicht viel übrig.

Strenge Leutnants, überaus selbstbewußte ranghöhere Matrosen, eintönige Arbeit, kraftraubendes Rah-Exerzieren oder Mastbesteigungen bei rauhem Seewetter: Immer wieder geht es nur darum, den inneren Schweinehund, die pure Angst zu überwinden. Eine russische Jugend kann hart sein.

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